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„Es gehört einiges verändert“

Peter Steger gibt seine Kandidatur für das Bürgermeister-Amt in Ehrwald bekannt

Man kennt ihn als Einsatzstellenleiter der Bergwacht und auch als Museumsvereins-Obmann. Der Ehrwalder Peter Steger war lange in Oberösterreich wohnhaft und beruflich auf der ganzen Welt unterwegs, bevor es ihn 2011 wieder in seine Heimat zog. Mit dieser fühlte sich der 56-jährige Diplom-Ingenieur immer stark verbunden, sodass er nun offiziell verkündete: „Ich werde im Frühjahr 2022 mit einer eigenen Liste bei der Gemeinderatswahl antreten und selbst für das Amt des Bürgermeisters kandidieren!“
7. Juli 2020 | von von Juliane Wimmer
„Es gehört einiges verändert“
Für den Bürger & Naturschutz: Museumsvereins-Obmann Peter Steger bewirbt sich für das Bürgermeister-Amt in Ehrwald. RS-Foto: Wimmer
von Juliane Wimmer

RUNDSCHAU: Lieber Peter, im Juni wurde das Ehrwalder Heimatmuseum im restaurierten Spinnhof neu eröffnet. Warum war das für dich wichtig?

Peter Steger: Ich bin 1984 von Ehrwald nach Linz zum Studieren gegangen und dort für mehr als 26 Jahre geblieben. In all der Zeit habe ich die Verbundenheit zu meiner Heimat wie auch meinen Dialekt nie aufgegeben. Als ich wieder in Ehrwald wohnte, war es für mich ein innigster Wunsch, mich in den Vereinen, für die Natur und das Brauchtum zu engagieren. Nach der Bergwacht machte ich mich auch für das Heimatmuseum stark, dessen „Schätze“ fast acht Jahre nicht für die Öffentlichkeit zugänglich waren. Wenn ich etwas mache, dann richtig oder gar nicht. Der 2015 neu gegründete Vorstand und ich haben als Team für die Neueröffnung an allen Fronten gekämpft und uns durchgesetzt.

RS: Im Frühjahr 2022 werden in Ehrwald Gemeinderat und Bürgermeister neu gewählt. Wie kam es zur Entscheidung für die Kandidatur?
Steger: Das Gerücht, dass ich antrete, tauchte bereits bei der letzten Wahl auf. Nur wusste ich selbst nix davon – (lacht). Damals wäre es mir auch zu früh gewesen. Da ich so lange weg war, wollte ich meine Heimat und die jüngeren Menschen erst wieder neu kennenlernen. Als ich dann vor ca. zwei Jahren erneut darauf angesprochen wurde, ob ich nicht Bürgermeister werden wolle, antwortete ich: „Ja, warum nicht? Schließlich gehört doch einiges verändert.“

RS: Diese Menschen, die dich angesprochen haben, wollen sich auch selbst engagieren?
Steger: Richtig! Aus einem ,MAN muss etwas tun’ wurde schnell ein ,WIR wollen etwas tun’. Nun bauen wir eine gemeinsame Liste auf, für die wir nach wie vor Unterstützer suchen. Unsere Liste soll nicht nur aus Freunden, Verwandten und Bekannten bestehen, sondern möglichst ganz unterschiedliche Leute beinhalten. Ob Alt oder Jung, Angestellter, Arbeiter oder Hotelier, Mann oder Frau. Jeder, der Interesse hat, Gemeindepolitik aktiv mitzugestalten, ist willkommen. Unser Ziel ist es, die Liste mit allen Kandidaten und deren möglichen Funktionen ein Jahr vor der Wahl zu präsentieren.

RS: Wo soll es thematisch hingehen? Was möchtest du genauso, anders oder besser machen?
Steger: Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist Umwelt & Naturschutz. Wir leben vom Tourismus. Und unser Tourismus lebt von unserer Umwelt. Wenn die Natur nicht intakt ist, kommen auch keine Gäste mehr. Das sicherzustellen, ist für mich das oberste Gebot. Dafür müssen wir „nachhaltig“ werden. „Nachhaltig“ heißt für mich auch „dauerhaft“. Der schnelle Tourismus, wie man ihn z. B. in Ischgl erlebt – schnell etwas hoch- und dann an die Wand fahren – das will ich Ehrwald ersparen.

RS: Was beschäftigt euch neben dem Naturschutz?
Steger: Dass Behörden anscheinend vergessen haben, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Die Behörden sollen für die Bürger da sein. Und nicht die Bürger für die Behörden. Beruflich und privat ist mir hier viel Negatives berichtet worden. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien muss sich verbessern, aber auch die Einstellung: Die Behörde ist ein Dienstleister. Zwar mit hoheitlichen Rechten, aber sie sind und bleiben ein Dienstleiter und so sollten sie sich auch ihren Bürgern gegenüber verhalten. Z. B. sollte den Bürgern insbesondere auch bei Bauangelegenheiten nicht erklärt werden, was NICHT geht, sondern WIE etwas geht.

RS: Gibt es auch Themen, bei denen besonders emotional diskutiert wird?
Steger: Natürlich! Obwohl Ehrwald die zweitgrößte Gemeinde im Bezirk ist, scheint sie diesem Image nicht gerecht zu werden. Externe reden hier und da zu viel rein. So ist es uns z. B. völlig unverständlich, wie eine Gemeinde auf „Empfehlung“ anderer sämtliche Straßen aufreißen lassen kann für eine Energieform, die in Kürze verboten sein wird. Ab 2023 fällt Gas aus der Wohnbauförderung raus. Und zwei, drei Jahre später soll es für einen Neubau generell verboten sein. Die Grünen wollen diese Fristen auf EU-Ebene sogar noch nach vorne ziehen. Darüber hinaus hat Österreich sich mit dem Kyoto-Abkommen verpflichtet, bis 2040 (!), alle Gemeinden energieautark (vom Ausland unabhängig) zu machen. Das ist bald. Darauf muss man hinarbeiten.

RS: Welchen Herausforderungen muss sich Ehrwald deiner Meinung nach in Zukunft noch stellen?
Steger: Neben „nachhaltigem Tourismus“ und „Nutzung von Zukunftsenergien“ brauchen wir ein vernünftiges Verkehrskonzept. Das ist sehr schwierig, weil wir keine Möglichkeit einer Umfahrung haben. Doch hier müssen Lösungen gefunden werden, wenn wir unsere gute Lebensqualität bewahren und unsere Natur schützen wollen.

RS: Warum glaubst du, bist du der richtige Kandidat für Ehrwald?
Steger: Wir leben in einer globalisierten Welt. Auf meinen beruflichen Reisen bis nach Südamerika und China habe ich andere Länder, Kulturen und Denkweisen kennengelernt. Auch andere Lösungen. Lösungen, die sicher auch bei uns anwendbar sind. Man muss nicht alles immer neu erfinden. Man kann Lösungsansätze kombinieren und daraus etwas Neues machen. Vielseitigkeit, Kreativität und Durchsetzungsvermögen sind Eigenschaften, die ich in der Ferne gut erlernt habe. Nichtsdestotrotz bin ich mit meiner Heimat Ehrwald fest verwurzelt. Ich kenne die lokalen Probleme und die handelnden Parteien und Personen. Ich kann mit allen auf Augenhöhe kommunizieren. Ich habe in meinem Leben gelernt, Verantwortung zu tragen. Und die möchte ich mit einem guten Team auch für die Zukunft Ehrwalds übernehmen.

RS: Vielen Dank für das informative Gespräch!

DAS IST PETER STEGER. • Geboren am: 4. März 1964 in Breitenwang. • Schulabschluss: (1983) Matura in Reutte. • Studium: (1984–1991) Diplom-Abschluss in „Wirtschaftsingenieurwesen Technische Chemie“. Doktorat: (1991 –1995) Abschluss mit Dissertation an der Abteilung für Angewandte Physik. • Berufslaufbahn: (ein Auszug) Produktmanager und Projektleiter Voest  Alpine, Konzerncontroller und Risk-Manager bei der Raiffeisen Landesbank OÖ, Geschäftsführer STP-Tech, selbständig, österreichweit. • Familienstand: Zum zweiten Mal verheiratet, ein Sohn aus erster Ehe. • Parteizugehörigkeit: keine („da für mich Sachpolitik wichtiger ist als übergeordnete Parteiinteressen“). • Mein Motto: „Geht nicht – gibt's nicht!“

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