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„Wandel light“ nach den Müller-Jahren vollzogen

Florian Barbist ist neuer Bürgermeister von Wängle

Florian Barbist von der Aktiven Wängler Bürgervertretung (ABW) wurde am Sonntag, dem 9. Jänner, mit einer Wahlbeteiligung von knapp über 70 Prozent zum neuen Bürgermeister von Wängle gewählt. Barbist setzte sich mit 290 Stimmen gegen seine Mitbewerberin Renate Thurner von der Allgemeinen Wängler Gemeindeliste (AWG), die 257 Stimmen erreichte, durch.
10. Jänner 2022 | von Von Johannes Pirchner
„Wandel light“ nach den Müller-Jahren vollzogen
Florian Barbist, Aktive Wängler Bürgervertretung (ABW), entschied die Wahl für sich und ist neuer Wängler Bürgermeister.
Von Johannes Pirchner

Reger Andrang im Wängler Gemeindeamt. Die Wängler waren am vergangenen Sonntag aufgerufen, ihr neues Gemeindeparlament und ihr neues Dorfoberhaupt zu wählen. Das Wahllokal hatte seine Tore von 7.30 bis 12 Uhr geöffnet – den ganzen Vormittag über herrschte reger Andrang, es kam aber zu keinen Zwischenfällen oder langen Wartezeiten. Urnengang und Auszählung wurden unter Einhaltung der strengen Covidmaßnahmen vorgenommen. Die Wahlbeteiligung lag in Wängle bei rund 70 Prozent. Gegen 15 Uhr stand das vorläufige Endergebnis fest. Renate Thurner (AWG) erhielt 257 Stimmen, Florian Barbist (ABW) kam auf 290 Stimmen und stand damit als neu gewählter  Bürgermeister von Wängle fest. Die unterlegene Spitzenkandidatin Renate Thurner gratulierte als Erste zum Wahlsieg. Diese menschliche Geste berührte Florian Barbist sehr. Beide, der neu gewählte Bürgermeis-ter und Renate Thurner, betonten in ihren Statements den Willen, auf wertschätzender Ebene für Wängle zusammenzuarbeiten.

ABW WIEDER STÄRKSTE KRAFT IN WÄNGLE . Von den elf Sitzen im neuen Wängler Gemeinderat nimmt nun Florian Barbist als neuer Bürgermeister und damit auch als Vorsitzführender einen Sitz ein. Eine Mehrheit besteht ab sechs Stimmen. Die ABW erreichte im neuen Wängler Gemeinderat fünf Mandate mit 299 Stimmen, damit ein Mandat mehr als bei der Wahl 2016. Dazu kommt die Stimme Barbists als neuer Bürgermeister. Der Bürgermeister wird also in Zukunft in Wängle das Zünglein an der Waage sein. Die AWG kommt auf fünf Mandate mit 263 Stimmen und gewann ebenfalls ein Mandat hinzu. Damit regieren Bgm. Florian Barbist und das ABW-Team Wängle in der nächsten Gemeinderatsperiode mit knapper Mehrheit. Barbist sagte jedoch, dass weiterhin an einer guten Zusammenarbeit mit der AWG festhalten werde. Die AWG möchte im neuen Wängler Gemeinderat eine konstruktive Opposition sein. Insgesamt werden im neuen Wängler Gemeinderat mit Renate Thurner, Rosi Storf und Clara Schuhmacher weniger Frauen vertreten sein als im alten.

DIE WÄNGLER BEVÖLKERUNG ZU WAHLKAMPF UND WAHLABEND. Im Wesentlichen verlief der Wahlkampf in Wängle auf sachlicher Ebene. Beide Listen präsentierten ihre Kandidaten und Vorschläge. Auf beiden Listen fanden sich einige Überschneidungen: Etwa die Wiederansiedlung eines unmittelbaren Nahversorgers, eine bessere Absicherung von Wängles Schulwegen sowie die Bewahrung des gemeinsamen Miteinanders. Für die ABW ist zudem die Umsetzung eines Gehsteigs vom Dorfzentrum zum Friedhof ein zentrales Anliegen. Die AWG hofft auf einen wertschätzenden Neustart nach den Müller-Jahren und auf mehr Transparenz für die Gemeindebürger. Ein Höhepunkt des Wahlkampfs in Wängle war der gemeinsame Weihnachtsgruß der beiden Bürgermeis-terkandidaten, Renate Thurner und Florian Barbist. Die menschliche Geste des Wahlsiegers, Renate Thurner zur Wahlparty der ABW einzuladen, zeugt von Größe. Dieses Miteinander und diese Wertschätzung kommen bei vielen Wängler Gemeindebürgern sehr gut an. In die kommende Gemeinderatsperiode werden daher große Erwartungen  in ein Wirken für Wängle auf einer sachlichen und wertschätzenden Ebene gesetzt.

WAS SAGT DIE POLITIK? Gratulationen zum Wahlsieg Florian Barbists kamen aus Wängles Nachbargemeinden: So gratulierten Höfens Bürgermeister Vinzenz Knapp und sein Lechaschauer Amtskollege Hansjörg Fuchs, der noch vor der regulären Gemeinderatswahl im Februar auf ein Treffen mit Wängles neuem Bürgermeister hofft und sich eine gute Zusammenarbeit wünscht.  Auch ist er gerne bereit, Hilfestellung und Tipps für die Amtsführung zu geben. Natürlich war auch im Bezirkshauptort Reutte die Wahl in Wängle ein Thema. Reuttes Bürgermeister Günter Salchner gratulierte dem neuen Bürgermeister Florian Barbist und zeigte sich etwas überrascht vom knappen Wahlausgang. Er hofft auf gute Zusammenarbeit mit Wängle und Florian Barbist, denn „gerade in Verkehrsthemen und anderen wichtigen regionalen Themen müssen die Gemeinden der Talkesselgemeinden eng kooperieren“. Reuttes Vizebürgermeister Klaus Schimana freut sich, dass Wängle wieder gut aufgestellt ist. „Eine neue Generation von Bürgermeistern zieht nun im Außerfern ein.“

HOFFEN AUF WEITERE LISETENÜBERGREIFENDE ZUSAMMENARBEIT. Es bleibt für Wängle zu hoffen, dass die neu beschworene Gemeinsamkeit und listenübergreifende Zusammenarbeit im Gemeinderat wirklich umgesetzt und gelebt wird – denn einige spitze Sager in der letzten Wahlkampfwoche hinterließen doch Spuren: Sätze wie „Ein Wängler für Wängle“ der ABW empfanden viele Gemeindebürger als Frechheit gegenüber Renate Thurner und gegen sich selbst. So etwas sei im Jahre 2022 nicht mehr zeitgemäß.
Jetzt ist der Wahlkampf in Wängle vorbei. Florian Barbist besitzt das nötige Rüstzeug zum würdigen Dorfoberhaupt, er möchte und kann Wängle auf Gemeinde- und  Bezirksebene wieder nach vorne bringen. Die listenübergreifende Zusammenarbeit könnte mit der Wahl des Wängler Vizebürgermeisters auf eine harte Probe gestellt werden, könnte die ABW doch in einer Kampfabstimmung problemlos einen Kandidaten aus ihren Reihen durchsetzen. Das wird eine erste Herausforderung für den neuen Bürgermeister Florian Barbist; dies wäre jedoch für Wängle eine große Chance, ein deutliches Signal für die gute Zusammenarbeit zu setzen.  Die unterlegene Bürgermeister-Kandidatin Renate Thurner bekundete bereits Interesse für den Vizebürgermeister-Posten und „würde auch gerne gemeinsam mit Florian Barbist Wängle gut durch die nächste Gemeineratsperiode bringen“.

DIE NEUEN WÄNGLER MANDATARE – ERFAHRENE UND NEWCOMER. Zu den altgedienten Wängler Gemeinderäten bleiben von der ABW weiter Peter Schautzgy und Helmut Kogler weiter im Gemeinderat, für die AWG bleiben Renate Thurner, Tobias Wörle und Rosi Storf als Routiniers im Wängler Dorfparlament. Die Newcomer sind Achim Illg, Carla Schumacher und Benjamin Gundolf  (alle ABW) und für die AWG Hermann Rief und Martin Silgener. Die „Müller-Jahre“ sind für die Gemeinde am Fuße des Hahnenkamm vorbei.
„Wandel light“ nach den Müller-Jahren vollzogen
Renate Thurner (hier bei ihrer Vorstellung als Bürgermeisterkandidatin) unterlag bei der Wahl am Sonntag nur knapp. RS-Fotos: Archiv

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