Größter heimischer Industriebetrieb passt die betrieblichen Abläufe der derzeitigen Situation an
Die Corona-Krise beschäftigt Plansee seit Mitte Jänner. Nicht nur am Standort Reutte, sondern auch in den einzelnen Ländern, in denen sich die Lage laufend ändert. In den Werken wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen – zum Schutz der Mitarbeiter, aber auch um den Betrieb bestmöglich am Laufen zu halten.
Von Sonja Kofelenz
Die chinesischen Werke der „Plansee Group“ konnten nach dem Chinesischen Neujahr ihren Betrieb nicht wieder aufnehmen. Nach einer verlängerten Werksruhe laufen die chinesischen Produktionsstätten nun jedoch fast wieder im Normalbetrieb. Richtet man den Blick auf die Situation der Group in Europa, so zeigt sich ein differenzierteres Bild, stellt die Geschäftsleitung fest. In Italien und Frankreich musste je ein Werk geschlossen werden, die anderen in Europa ansässigen Betriebe halten den Betrieb aufrecht. An Aufträgen mangelt es Plansee nicht. „Einige unserer Kunden haben sogar Sorge, dass wir sie nicht ausreichend mit Produkten versorgen können“, so informiert Plansee die RUNDSCHAU. Kritisch sei die Lage in den amerikanischen Werken. Es gibt seitens der dortigen Behörden keine klaren Vorgaben, was zu Verunsicherung führt. Ganz prekär ist die Situation in Indien, die dortigen Werke sind aufgrund des landesweiten Lockdowns geschlossen. Für die Bevölkerung gilt eine komplette Ausgangssperre, somit kann auch für den täglichen Bedarf nichts eingekauft werden. Es ist für die „Plansee Group“ besonders wichtig, für die versorgungskritischen Branchen wie zum Beispiel für die Medizintechnik, die Energieübertragung und auch in der Halbleiterindustrie lieferfähig zu sein. Das stellt die Firma vor die Herausforderung, gleichzeitig mit dem problemlosen Ablauf im Betrieb auch für den Schutz der Mitarbeiter zu sorgen.
Corona-Krisenstab.
Dafür wurden viele Maßnahmen ergriffen. Die Geschäftsleitung hält seit zwei Wochen täglich einen Corona-Krisenstab ab. Die dort getroffenen Entscheidungen werden umgehend an die Mitarbeiter weitergegeben. „Kommunikation ist in dieser Phase sehr wichtig, um den Mitarbeitern in diesen turbulenten Wochen Orientierung zu geben“, so die Geschäftsleitung. Wie sieht nun das „Plansee Group“-Maßnahmenpaket aus? Der Kontakt der Mitarbeiter untereinander wurde auf ein Mindestmaß reduziert. Man achtet auf sozialen Abstand und setzt auf strenge Hygienevorschriften. Zusätzlich zu den behördlichen Vorgaben wurden seitens Plansee und „Ceratizit“ Maßnahmen ergriffen, die dem Schutz der Mitarbeiter und der Sicherstellung des Weiterbetriebs dienen. Dazu gehören eine tägliche und intensive Kommunikation mit den Mitarbeitern, um sie über die Lage in Reutte und an den Standorten der „Plansee Group“ auf dem Laufenden zu halten. Dies schließt Regeln, Verhalten, Abstand und Hygienemaßnahmen im Krisenfall mit ein. Mitarbeiter, die nicht unbedingt im Werk präsent sein müssen, arbeiten in Home-Office. Auch Mitarbeiter mit schweren Vorerkrankungen oder chronischen Krankheiten sind entweder in Home-Office oder freigestellt. Zudem wirken sich die Maßnahmen auf den Schichtbetrieb aus. Dieser wurde so modifiziert, dass sich die Mitarbeiter unterschiedlicher Schichten nicht begegnen. Der Werksbusverkehr wurde eingestellt und Kantinen und Speisesäle geschlossen. Die Reinigungspläne und -anweisungen wurden der Situation angepasst. Es werden alle Pausenräume, Umkleiden und Sanitäranlagen regelmäßig, auch zwischen den Schichten, desinfiziert. Dies wird zudem umfassend protokolliert und dokumentiert.
Auswirkungen auf den Markt.
Nach Auskunft der Geschäftsleitung läuft die Produktion insbesondere am Standort Reutte gut, auch an Nachfrage seitens der Kunden mangelt es nicht. Trotzdem bereitet sich die Firma natürlich auf einen Wirtschaftseinbruch vor. Sichere Arbeitsplätze? „Wir wissen nicht, wie sich die Welt aufgrund dieser Krise verändern wird, aber wir versuchen – derzeit und weiter – alles zu tun, um die Versorgung unserer Kunden sicherzustellen. Bisher konnten wir dies bravourös leisten, hier gilt ein ganz großer Dank an die Loyalität unserer Mitarbeiter, die Außergewöhnliches leisten. Natürlich machen wir uns Sorgen über die Zukunft, aber wir glauben, dass wir sehr gut gerüstet sind, um aus dieser Krise wieder herauszukommen,“ stellt die Geschäftsleitung fest.