Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Pollings Bürgermeister feilt an „Hofübergabe“

22. Oktober 2019 | von Gebi G. Schnöll
Noch hält Bürgermeister Gottlieb Jäger die Zügel fest in der Hand. Spätestens 2022 will er auch die Politpension antreten. RS-Foto: Schnöll
Lukas Falch (Gemeinwesenkoordinator) und GV Silvia Schaller berichten gegenüber der RUNDSCHAU vom „Beirat für Gemeinwesenentwicklung“, der die Zusammenarbeit aller im Ort ansässigen sozialen Einrichtungen forciert. RS-Foto: Hackl
DI Dr. Christian Molzer von der Landesabteilung Verkehr mit einem Mitarbeiter und den Vertretern der Fa. Planoptimo beim Ortsteilgespräch. Foto: Rangger
Vielversprechendes Treffen des Beirats: Güven Tekcan, Obmann des Ausschusses für Gemeinwesenentwicklung und Diversität, ist überzeugt, dass die teilnehmenden Einrichtungen, die Marktgemeinde und die Bürger erheblich von der engen Zusammenarbeit profitieren werden. Foto: MG Telfs/Dietrich

Langzeit-Dorfchef Gottlieb Jäger wird 2022 Bürgermeisteramt niederlegen, eventuell auch schon früher 


Nun ist es fix: Der Pollinger Langzeitbürgermeister Gottlieb Jäger wird sich bei den nächsten Gemeinderatswahlen 2022 keiner Bürgermeisterwahl mehr stellen und einen Schlussstrich unter seine gemeindepolitische Laufbahn ziehen. „Es ist so, wie beim Lauf auf einem Laufband. Zuerst geht es zäh los, dann wird das Tempo erhöht und wenn man den Lauf beendet, rollt das Laufband langsam aus. So ist es auch bei mir“, zieht Jäger einen Vergleich mit seiner Zeit in der Dorfpolitik, mit der er seit 1992 verankert ist.

Gottlieb Jäger ist 1992 als Gemeinderat in die Ortspolitik eingestiegen, 1995 nahm er auf dem Vizebürgermeisterthron Platz, seit 1998 hält er als Bürgermeister  die Politzügel fest in der Hand. „Das war schon eine schwierige Zeit, als ich dieses Amt übernommen habe. Es gab im Dorf nur wenig Betriebe und daraus resultierend auch nur spärliche Kommunaleinnahmen. Das Geld für größere Investitionen reichte kaum bis gar nicht“, erinnert sich Jäger an die Anfänge seiner Bürgermeisterzeit zurück. Die damalige Zeit hatte aus finanzieller Sicht aber auch gute Seiten. „Vor 20 Jahren musste wir uns in Polling über die Kinderbetreuung noch keine Gedanken machen. Das hat sich im Laufe der Jahre stark geändert und kostete viel Geld. Viele Einfamilien- und Doppelwohnhäuser wurden in den vergangenen Jahren errichtet, in denen heute Menschen leben, die ursprünglich nicht aus dem Dorf stammen. Als ich Bürgermeister wurde, zählte Polling noch 800 Einwohner, heute sind es bedingt durch den Zuzug von außen 1.200 Menschen, die ihren Hauptwohnsitz in unserer Gemeinde haben“, listet der Bürgermeister auf. Er vergisst aber nicht zu betonen, dass der Zuzug auch finanzielle Vorteile mit sich brachte. „Als ich als Bürgermeister angefangen habe, betrugen die Ertragsanteile vom Bund, vom damaligen Schilling auf den Euro umgerechnet, rund 300.000 Euro, heute sind es eine Million Euro, die jedes Jahr vom Bund in unsere Amtskasse gespült werden“, rechnet Gottlieb Jäger vor. 

WOHNEN IN POLLING. Mehr Menschen erfordern auch mehr Platz. In den vergangenen Jahren wurde viel in die Kinderbetreuung investiert. Ein Problem sieht Jäger darin, dass vom Gesetzgeber immer weniger Schüler in einer Klasse unterrichtet werden dürfen und ein generelles Problem sei auch, dass Mütter wegen der stetig steigenden Lebenskosten arbeiten gehen und ihre Kleinen deshalb in die Kinderbetreuung geben müssen. Gottlieb Jäger ist froh, dass mit dem Dorf auch das Gewerbegebiet angewachsen ist und die Versorgungsstrukturen (Arzt, Lebensmittelgeschäft, Gastronomie, Physiotherapie etc.) gut funktionieren. „Im Personalshop, dem größten Betrieb in unserem Gewerbegebiet, haben inzwischen 60 Menschen aus Polling und Umgebung einen Arbeitsplatz gefunden. Es gibt auch heute noch viele Menschen, die bei uns hier ansässig werden wollen. Kaum eine Woche vergeht, wo im Gemeindeamt nicht nach einem Baugrund oder einer Wohnung angefragt wird“, sagt Jäger, und er führt an, dass im Rahmen des Projektes „Zukunft Wohnen in Polling“ rund 13.000 Quadratmeter Baulandreserven geschaffen wurden, die zum Quadratmeterpreis von 150 Euro an „waschechte“ Pollinger abgegeben werden. „Ein moderater Preis, wenn man bedenkt, dass der Quadratmeterpreis in unserer Gegend bereits bei 500 Euro liegt. Es gibt halt leider nur wenige Pollinger, die von den Eltern einen Baugrund erhalten“, so der Bürgermeister. Was die Wohnraumbeschaffung  zudem betrifft, errichtet derzeit der gemeinnützige Wohnbauträger NHT in Polling eine Wohnanlage mit elf Wohnungen – betreubares Wohnen inkludiert. „Weitere 30 leistbare Wohnungen sollen demnächst in zwei Bauphasen geschaffen werden. Sobald es 15 Interessenten gibt, beginnt Baustufe eins, wenn die zweite 15er-Warteliste voll ist, soll Bauphase zwei gestartet werden“, erklärt der Dorfchef. Als wichtige Infrastrukturprojekte, die in der Realsierungsphase sind bzw. demnächst angegangen werden, nennt Jäger den Ausbau der Trinkwasserversorgung, die Sanierung der Pollingbergstraße und 2020 die Einrichtung von zwei weiteren Räumen für Kindergartengruppen. „Unsere Gemeinde steht finanziell auf stabilen Beinen, viele Projekte können wir heute Dank des florierenden Gewerbegebietes ohne Fremdmittel finanzieren!“

HOFÜBERGABE?  Auf die Frage, ob er bereits vor den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 den Hut nimmt, und wen er sich als seinen Nachfolger wünscht, sagt Gottlieb Jäger: „Fix ist nicht, wann ich gehe, es könnte aber sein, dass es noch vor den Wahlen eine Hofübergabe gibt. Wünschenswert  wäre ein Nachfolger, der meine Handschrift trägt. Wer immer es auch sein wird, er übernimmt eine starke Gemeinde. Das soll aber nicht heißen, dass alle Aufgaben erledigt sind.“

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