Die behördlich erwirkte Ausgangsbeschränkung und die damit verbundene Schul- und Geschäftsschließung gilt zumindest bis zum Ostermontag (13. April). Wie es danach weitergeht, wie das schrittweise Hochfahren des Systems funktionieren soll und ob bis dahin die Gefahr für die Bürgerinnen und Bürger weitestgehend gebannt ist, kann derzeit allerdings niemand gesichert voraussagen. Das Schließen sämtlicher Schulen war eine der ersten Maßnahmen beim Versuch, die wachsende Zahl an Infektionen einzudämmen beziehungsweise zu verlangsamen. Die damit verbundene Umstellung auf den „häuslichen Unterricht“ musste rasch organisiert werden. Die RUNDSCHAU erkundigte sich bei den Schulleitern der Mittelschule Völs sowie der Mittelschule Inzing über den Status quo.
Von Wolfgang Rives
RUNDSCHAU: Die aktuelle Situation stellt auch das Schulsystem vor eine bisher noch nie da gewesene Herausforderung. Wie stellt sich die Lage an Ihrer Schule dar? Wird das Betreuungsangebot genützt und wenn ja, wie handhaben Sie diese außergewöhnlichen Maßnahme?
Loni Zoller (Mittelschule Völs): Wir haben uns in kürzester Zeit auf den „Worst Case“ vorbereiten müssen. Dank der Zusammenarbeit von Schülern, Eltern und Lehrern ist das gut gelungen. Die Lernmaterialien werden von den Lehrern digital und in Papierform zur Verfügung gestellt und laufend aktualisiert.
Armin Reinisch (Mittelschule Inzing): Das Kollegium stellt Materialien für die verschiedensten Fächer auf der Schulhomepage zur Verfügung. Zudem stehen zusätzliche Onlineübungen und Learning-Apps für die Hauptfächer bereit.
RS: Aus der Bildungsdirektion wurde mitgeteilt, dass landesweit nur sehr wenige Eltern auf die schulische Betreuung zurückgreifen müssen. Das Homeschooling ist für nahezu alle Schüler und Lehrer in der Sekundarstufe I ein Novum. Wie klappt der Austausch der Unterrichtsmaterialien?
Zoller: Die Lehrer sind für Eltern und Schüler per E-Mail und Telefon erreichbar. Auch die Direktion ist besetzt. Die Schüler bekommen seitens der Schule jegliche Hilfe, wenn sie welche brauchen. Auch mittels der Aussendung einer Info-SMS ist es uns möglich, alle Eltern gleichzeitig über Neuigkeiten zu informieren. Digitale Plattformen werden seitens der Lehrer angeboten und regelmäßig aktualisiert. Hierbei zeigt sich aber, dass es kurzzeitig zu digitalen Engpässen kommen kann und diese Seiten durch den immensen Andrang nicht immer aufrufbar sind.
Reinisch: Unsere Schüler und auch Eltern sind in den letzten Tagen mit großem Vertrauen und Verständnis mit uns diesen neuen Weg des eLearnings gegangen. Nur wenige Fragen blieben für den einen oder anderen noch offen, konnten aber rasch gelöst werden. Wir möchten uns auf diesem Wege auch für die tolle Zusammenarbeit von Eltern, Schülern und Lehrern recht herzlich bedanken. Mit viel Engagement wird auf allen Seiten ein ideales Angebot für diese Zeit erstellt und angenommen.
RS: Die RUNDSCHAU hörte sich in den vergangenen Tagen bei den Eltern um. So stellten sich manche die Frage, was im Rahmen des Unterrichts in den eigenen vier Wänden bestmöglich getan werden kann. Wie viel Zeit sollten Eltern für das Coaching und Lernen mit dem Kind aufwenden?
Zoller: Bei den zur Verfügung gestellten Lernunterlagen handelt es sich ausschließlich um Inhalte, die bereits an der Schule gelehrt wurden. Diese sollten wiederholt und gefestigt werden. Deswegen sollten die Schüler die Kompetenzen besitzen, diese selbständig und ohne große Hilfe seitens der Eltern zu erarbeiten und zu vertiefen. Die Eltern können ihre Kinder aber unterstützen, eine durchdachte Tagesstruktur festzulegen, um das selbstständige Arbeiten zu erleichtern. Sollten dennoch Unklarheiten auftreten, können sich die Kinder, aber auch die Eltern per Mail oder Telefon an die Lehrer beziehungsweise Schule wenden. Meine Bitte als Direktorin und Mutter einer elfjährigen Tochter: Bitte bauen Sie keinen übermäßigen Stress auf. Es ist für alle eine herausfordernde und ungewöhnliche Situation. Auch unsere Kinder müssen erst mit dieser umgehen lernen!
Reinisch: Unsere Schüler wachsen in einer Welt auf, in der Digitalisierung kein Fremdwort ist. Sie sind gut vernetzt und es findet gerade in dieser Zeit ein reger Austausch über verschiedenste soziale Netzwerke statt. Durch Videochats wird untereinander das Lernen unterhaltsam gestaltet und bringt Abwechslung in den sonst so einsamen Lernalltag. Wir befinden uns hier erst am Anfang einer neuen Art des Unterrichts, der neben den Herausforderungen allerdings auch viel Spannung und Kreativität jedes Einzelnen mit sich bringt.
RS: Sollte die Krise rund um das Coronavirus und die damit verbundenen Einschränkungen nach den Osterferien (Ferienende 14. April 2020) noch nicht überwunden sein – wie lange kann die Form des Homeschoolings aufrecht erhalten werden?
Zoller: Das Homeschooling seitens der Schule kann und wird solange aufrechterhalten, wie es erforderlich ist. Dennoch hoffe ich, dass für alle bald wieder der Alltag einkehrt.
Reinisch: Mit den modernen Medien und dem Teleteaching sind noch genug Möglichkeiten, um unsere Schüler in dieser Krise bestmöglich zu unterstützen. Auch das gesamte Lehrerteam ist im regen Austausch untereinander und lässt viele spannende Ideen und kreative eLearning-Strategien zu. Ich bin mir ganz sicher, dass unsere junge Generation einen enormen Lerneffekt erzielt, welcher sonst in dieser Form nie möglich gewesen wäre.