Artikel teilen
Artikel teilen >

„Die Kunst gibt mir Kraft“

Die Innsbrucker Schriftstellerin Minu Ghedina im Gespräch über ihren zweiten Roman „Am Rande das Licht“

Vergangenen Freitagabend las die Innsbrucker Autorin und bildnerische Künstlerin Minu Ghedina aus ihrem neuen Buch „Am Rande das Licht“ in der Bücherei in Kematen. Die RUNDSCHAU sprach vor der Lesung mit der Innsbruckerin über das Zustandekommen des Romans, ihren Schreibprozess und die Kraft von Kunst.
1. April 2025 | von Nina Zacke
„Die Kunst gibt mir Kraft“
Die Innsbrucker Schriftstellerin Minu Ghedina las vergangenen Freitag in der Bücherei Kematen. Foto: Bücherei Kematen
RUNDSCHAU: Sie haben ein neues Buch geschrieben, „Am Rande das Licht“. Worum geht es in dem Roman?
Minu Ghedina: In diesem Buch geht es um einen 25-jährigen Mann. Er ist im Haus seiner Eltern und versucht, durch die Erinnerungen zu gehen, er ist an einem Punkt, wo er nicht mehr weiß, wo er hingehört. Ich wollte mit dieser Geschichte aufzeigen, wie schwierig es heute für junge Menschen ist. Es gibt unendliche Möglichkeiten, aber auch viel Negatives wie Kriege, Unsicherheiten, Ängste oder Umweltschäden. Vieles, das junge Menschen unter Druck setzt. Auch durch seinen Namen David hat er einen Autrag. Sein Namensgeber ist die Statue von Michelangelo. Dadurch hat der Protagonist immer das Gefühl, er muss genauso stark sein, und diesem Anspruch wird er nicht gerecht.

RS: Es geht um den Protagonisten David und seine Geschichte des Suchens. Was sucht David, und findet er es im Laufe des Romans?
Ghedina: Mit 15 Jahren, also genau vor zehn Jahren, hat er einen Aufsatz darüber geschrieben, wo er sich mit 25 Jahren sieht. Dort, wo er sich damals sah, ist er heute nicht. Es gab einen Moment, wo er falsch abgebogen ist. Wer ist er denn? Er ist auch zerrissen, zwischen der Natur und der Kunst. Er findet Briefe, die etwas über seine Familie aufschlüsseln, was zu einer schmerzlichen Erfahrung für ihn wird. Die Geschichte endet am 22. Dezember, wo das Licht wieder zurückkehrt. Es geht immer auch um das Licht. Ich zeige nicht den neuen Weg, aber ein positives Ende.

RS: Was hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert?
Ghedina: Also, es ist so wie beim ersten Buch – die Kunst ist mir unglaublich wichtig, nicht nur beim Machen, sondern auch beim Betrachten, weswegen sie auch in diesem Roman auftaucht. Und ich wollte zeigen, was junge Menschen auch für ein Päckchen zu tragen haben, um einen guten Weg zu finden. Ich selbst habe eine 27-jährige  Tochter. Die Anforderungen, die an junge Menschen gestellt werden, sind heute andere, als ich aufgewachsen bin. Das hat mich sehr beschäftigt und nicht mehr losgelassen, deswegen wollte ich dieses Buch schreiben.

RS: Wie kann man sich Ihren Schreibprozess vorstellen?
Ghedina: Es ist in erster Linie eine Geschichte, die in mir langsam wächst. Irgendwann ist dann der Moment, in dem ich merke, dass ich beginnen könnte. Der ungefähre Ablauf und das Ende sind mir meist klar, aber nicht jede einzelne Szene. Dabei lasse ich mich von den Protagonisten leiten. Erst durch das Schreiben erfahre ich mehr über sie, und wachse mit ihnen. Aktuell schreibe ich gerade mein drittes Buch und auch dort verhält es sich gleich, die Figur arbeitet in mir und wächst.

RS: Sie sind Autorin und Malerin. Was bedeutet Kunst für Sie?
Ghedina: Ich identifiziere mich mit der Kunst, die ich mache. Ohne sie würde es mir nicht gut gehen. Die Kunst gibt mir Kraft. Das ist ein Glück, es ist auch ein Privileg, egal ob ich im Atelier bin oder am Schreibtisch sitze. Sowohl das Schreiben als auch das Malen helfen mir auch, Dinge zu verarbeiten. Denn ich kann nur Kunst machen von dem, das mich inspiriert und berührt.

RS: Ob in Ihren Bildern, Kunstwerken aus Papier oder in Ihren Büchern: Die Natur scheint in ihrer Kunst eine wichtige Rolle zu spielen. Ist sie eine Inspirationsquelle für Sie?
Ghedina: Auf jeden Fall, ich denke, unser Bezug ist viel zu wenig geworden, aber ohne die Natur können wir nicht überleben. Wenn die Bäume blühen und die Vögel zwitschern, das klingt zwar kitschig, aber das gibt einem doch ein schönes Gefühl und ist wunderschön. Und beides, die Kunst und die Natur, erfordert das bewusste Wahrnehmen.

RS: Vielen Dank für das Gespräch!

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.