„Außerdem war sie süchtig, sie war umzingelt, sie war eingelegt in Worte, sie musste sich lossagen von diesen Textketten, von diesen Satzwällen, immer lesen, lesen, lesen, das konnte ja zu nichts führen. Das Leben in den Büchern suchen, und während sie danach suchte, versteckte es sich immer besser darin.“ So bücherverliebt und literaturbegeistert wie die Protagonistin im Buch „Glühen“ der österreichischen Schriftstellerin Theodora Bauer, waren es vergangenen Samstag bei der Lesung in der Telfer Bücherei und Spielothek auch unzählige Zuhörerinnen und Zuhörer. Zum Weltfrauentag las die u. a. mit dem Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur sowie dem Rotahorn-Literaturpreis ausgezeichnete Schriftstellerin aus ihrem dritten Roman und läutete damit den literarischen Frühling in der Telfer Bücherei ein.
AUF DER SUCHE NACH NÄHE UND WAHRHEIT. Die Heldin in „Glühen“ ist auf der Suche. Auf der Suche nach Nähe, dem echten Leben und Wahrheit, Dinge, die sie in ihrer bisherigen akademischen und literarischen Welt nicht fand. Parallelen zu Goethes Faust, der ebenfalls auf der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens, als weibliches Pendant quasi sind möglich. Nach „Das Fell der Tante Meri“ und „Chikago“ beweist Bauer auch mit ihrem aktuellen Buch, dass sie es einfach kann, das Schreiben. Die Sprache von Theodora Bauer ist bildreich, eindringlich und vielschichtig. Mit jedem Mal Lesen kann man erneut eine weitere Ebene an Andeutungen sowie literarischen Bezügen abtragen, entschlüsselt ein neues, verstecktes Puzzleteil und dringt noch tiefer in die Geschichte rund um die junge Protagonistin ein.
FEMINISTISCHE LESUNG AM 8. MÄRZ. Gemeinderätin Theresa Schromm eröffnete den gemütlichen Leseabend am Weltfrauentag mit der Forderung zur Kampfpause: „Eigentlich sollte zumindest dieser eine Tag ein kampffreier Tag sein, denn wir Frauen kämpfen ja bereits 356 Tage im Jahr, aber eine Pause ermöglicht uns das Bücherei-Team mit dieser Lesung, und dafür möchte ich mich bedanken.“ Und das war es dann auch – ein kampffreier und schöner Abend für alle!
Maria Waldhart und Nadja Fenneberg von der Telfer Bücherei, Autorin Theodora Bauer und GRin Theresa Schromm (Obfrau Ausschuss für Kunst und Kultur). RS-Foto: Zacke