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„Poetry-Slam ist die Kirsche auf der Torte“

2021 gewann die Inzinger Poetry-Slammerin Tamara Stocker den Ö-Slam, im Mai holte sie sich nun in Tirol den Sieg

Ihre Oma hat die Sprachbegeisterung entfacht, sagt Tamara Stocker heute. Angefangen hat alles im Kinderzimmer: Zuerst beim Vorlesen von Geschichten, dann beim Kreieren von eigenen Kurzgeschichten. 2019 wagte sich Stocker durch den Zuspruch ihrer Mitmenschen zum ersten Mal auf eine Slambühne. Für den Mut, den die selbstkritische Frau dafür aufgebracht hat, wurde sie auch entlohnt: Nach dem Sieg beim Ö-Slam im Jahr 2021 gewann die Inzingerin erst kürzlich den Titel beim Tiroler Poetry-Slam. Im Herbst steht sie zudem als Moderatorin beim Bäckerei-Slam in Innsbruck auf der Bühne.
27. August 2024 | von Nina Zacke
„Poetry-Slam ist die Kirsche auf der Torte“
Die Krone für die Siegerin: Im Mai dieses Jahres gewann die Tiroler Poetry-Slammerin den Tiroler Meistertitel. Foto: Fabian Jung
RUNDSCHAU: Im Mai bist du Tiroler Poetry-Slam-Meisterin geworden. Wie war das Gefühl, gewonnen zu haben?
Tamara Stocker: Es war ein ganz besonderer Abend für mich.  Nach dem Sieg beim Ö-Slam 2021 stand auch noch der Tiroler Titel auf meiner persönlichen Bucketlist. Und das hat jetzt geklappt und freut mich natürlich sehr.

RS: Wie hat sich dein Leben seit dem Ö-Sieg 2021 verändert?
Stocker: Für mich war das ein surreales Gefühl, ich war damals ganz frisch dabei, und es war gewaltig. Poetry-Slam ist natürlich zu einem ganz großen Teil meines Lebens herangewachsen, ich darf viel herumreisen und etliche großartige Menschen kennenlernen und gehe seitdem mit einem noch offeneren Herzen in die Welt. Ich bin dankbar, ein Teil dieser Szene sein zu dürfen.

RS: Bist du vor Auftritten noch aufgeregt, sind doch die Texte meist auch sehr privat?
Stocker: Ja, ich bin immer noch sehr aufgeregt. Und ich würde mir ehrlich gesagt Sorgen machen, wenn dieses Gefühl verschwinden würde. Je kleiner das Publikum ist, desto nervöser bin ich, weil es eine noch intimere Situation ist. Die Nervosität bleibt hoffentlich erhalten. Für mich ist es ein Indiz dafür, dass ich dorthin gehöre. Ab der ersten Sekunde, in der ich das erste Wort ins Mikrofon spreche, ist die Aufregung auch schon verflogen.

RS: Wer oder was inspiriert dich beim Schreiben deiner Texte?
Stocker: Ich schreibe am liebsten über das, was vor meiner Nase passiert. Wenn mich etwas aufregt, muss ich wegen meines großen Gerechtigkeitssinnes darüber schreiben. Es hat auch etwas Therapeutisches, im allerpositivsten Sinn. Das Beschäftigen mit Sprache und das Kreieren von Wörtern und Wortschöpfungen gefällt mir besonders. Inspiration kommt dabei aus dem täglichen Wahnsinn des Lebens, ob lustig oder absurd. Ein Wortfetzen vom Nebentisch im Restaurant reicht dann manchmal schon aus, und ich denke mir: „Eigentlich habe ich dazu viel zu sagen.“

RS: Seit 2019 bist du auf den Slambühnen zu sehen und zu hören. Wie bist du zum Poetry-Slam gekommen?
Stocker: Es war der Zuspruch von den Menschen um mich herum. Meine Freundinnen und Freunde haben mich ermutigt, das zu machen und sagten: „Du bist dafür geboren, die Leute müssen hören, was du zu sagen hast.“ Seitdem habe ich nur positive Erfahrungen erlebt. Aber es gehörte für mich sehr viel Mut dazu, sich mit seinen Texten auf die Bühne zu stellen, vorallem, wenn man ein selbstkritischer Mensch ist, wie ich. Aber ich bin dabei, das langsam abzulegen (lacht).

RS: Was hat deine Leidenschaft für Sprache entfacht?
Stocker: Meine Oma, würde ich sagen. Sie hat viel dazu beigetragen, dass ich so sprachbegeistert bin. Meine Oma hat mir immer Geschichten vorgelesen. Dadurch habe ich schon früh viel Fantasie entwickelt und damit begonnen, die Bücher selbst in die Hand zu nehmen und ihr vorzulesen, obwohl ich noch nicht lesen konnte. Mit zwölf Jahren schrieb ich erste Kurzgeschichten und regelmäßg in ein Tagebuch. Für mich war das Quality Time, die ich mit mir selber verbrachte. Dass ich heute damit beruflich etwas machen darf, ist umso schöner. Der Poetry-Slam als Nebenberuf ist dabei die Kirsche auf der Torte.

RS: Was bedeutet Sprache für dich?
Stocker: Sprache verbindet, und sie ist die Brücke zwischen allen Menschen. Es ist die wichtigste menschliche Fähigkeit, die man haben kann. Sprache kann alles, egal ob Körpersprache, gesprochene oder geschriebene Sprache. Ich liebe die deutsche Sprache, weil man viel daraus machen kann. Und es ist ein überwältigendes Gefühl, meine Sprache auf der Bühne zu teilen: Wenn nach einem Slam auch nur eine Person zu mir kommt und mir sagt, dass sie der Text berührt hat, ist das mehr, als ich mir jemals erträumen konnte.
„Poetry-Slam ist die Kirsche auf der Torte“
Vor drei Jahren holte sich die Inzingerin beim Ö-Slam 2021 den österreichischen Titel im Poetry-Slam. Foto: Postskriptum Slam
„Poetry-Slam ist die Kirsche auf der Torte“
Ihre persönlichen Ziele habe sie mit den beiden Siegen erreicht, sagt die Slammerin. Foto: Fabian Jung

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