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„Oma Helga, die Außerirdischen und ich“

Kinder- und Familienbuch der Inzingerin Petra Hillebrand thematisiert Demenzerkrankung mit bildhafter Sprache

„Ausgerechnet in der Sternschnuppennacht verschwindet Leos heißgeliebte Oma Helga. Als sie wieder auftaucht und behauptet, sie habe Erinnerungslöcher im Kopf, ist Leos detektivischer Spürsinn gefragt.“ Die Inzinger Autorin Petra Hillebrand hat ein Kinderbuch über Demenz geschrieben. Im Gespräch erzählt sie, wie das Buch dabei unterstützen kann, die Krankheit und den Verlust zu verstehen.
25. März 2025 | von Nina Zacke
„Oma Helga, die Außerirdischen und ich“
Die amerikanische Cartoonistin Jan Eliot hat das Buch „Oma Helga, die Außerirdischen und ich“ illustriert. llustrationen: Jan Eliot
RUNDSCHAU: Frau Hillebrand, Sie haben ein neues Buch geschrieben. „Oma Helga, die Außerirdischen und ich“ ist ein Kinder- und Familienbuch. Worum geht es darin?
Petra Hillebrand: Um das Miteinander, wenn in einer Familie jemand an Demenz erkrankt, und um Freundschaft. Aus der Sicht des neunjährigen Leo werden die Veränderungen seiner demenzkranken Oma beschrieben. Eines Nachts verschwindet Oma Helga spurlos und wird erst nach Stunden wiedergefunden. Danach behauptet sie, sie hätte „Löcher im Kopf“. Keiner der Erwachsenen erklärt Leo, was da gerade passiert. Deshalb betätigt er sich als Hobbydetektiv und glaubt schon bald zu wissen, warum seine geliebte Oma sich so stark verändert hat. Außerirdische könnten sie entführt und ihr einen Teil ihres Wissens abgezapft haben. Was, wenn die Außerirdischen wiederkommen und in Omas Kopf weitere Löcher bohren? Leo möchte Kapitän Langrüssel und seinem Alien-Team eine Falle stellen, denn natürlich will er Oma Helga wieder so haben, wie sie früher war. Und dafür benötigt er ausgerechnet die Hilfe von Hannah, einer neuen Mitschülerin, der er bisher vor allem aus dem Weg gegangen ist.

RS: Gerade für Kinder sind Erkrankungen in der Familie, wie hier im Buch die an Demenz erkrankte Oma, schwer zu fassen. Wie können Bücher unterstützen, Krankheiten und möglicherweise den Verlust eines geliebten Familienangehörigen zu verstehen?
Hillebrand: Bücher können uns wie Brücken über unruhige Gewässer führen und helfen, schwierige Themen anzusprechen. Beim Vorlesen ergibt sich oft eine gute Möglichkeit, sich mit dem Kind auch über die eigene Situation auszutauschen und offene Fragen zu beantworten. Das gemeinsame Lesen kann ein guter Rahmen sein, über Beobachtungen zu reden (wie reagiert das Kind im Buch; ist es traurig, überfordert oder zornig? Und wie geht es dir damit?) und sich bisher nicht geäußerten Fragen oder Ängsten zu stellen. Die Bilder in Kinderbüchern sind geeignet, Emotionen zu wecken und geben neuen Gedanken Raum.
RS: Aber die Geschichte adressiert nicht nur Kinder, auch Erwachsene können mit Geschichten emotional besetzte Themen besser greifen. Warum war es Ihnen wichtig, nicht nur ein Kinder-, sondern vielmehr auch ein Familienbuch zu schreiben?
Hillebrand: Ein gut geschriebenes Kinderbuch ist nie nur dieser Zielgruppe vorbehalten. Aber wenn ich für Kinder schreibe, habe ich als Autorin höhere Anforderungen zu erfüllen. Das Buch muss spannend und verständlich sein, mit vielen kurzen Sätzen und Bildern, die Kinder ansprechen. Zudem verfolge ich das Ziel, dass Kinder zwischendurch lachen können – auch wenn mein Buch ein „ernsteres“ Thema behandelt, möchte ich, dass Kinder beim Lesen Spaß haben und ein Abenteuer erleben. Ich hoffe, mein Buch lädt auch Erwachsene dazu ein, sich mit ihrem Kind gemütlich irgendwohin zu setzen, um beim Lesen die Bekanntschaft mit Leo und seiner Oma Helga zu machen. Und weil es ein Familienbuch ist, sollte man während des Lesens und auch danach noch viel gemeinsamen Gesprächsstoff haben.

RS: Was hat Sie persönlich veranlasst, dieses Buch zu schreiben?
Hillebrand: Meine Oma hatte Demenz. Sie war eine ähnlich tolle Frau wie Oma Helga und hatte den Mut, über ihre Erkrankung zu sprechen. Die Veränderungen, die ihre Erkrankung mit sich brachte, waren für alle eine große Herausforderung. Auch Kinder sind davon betroffen. Deshalb wollte ich ein Buch schreiben, das diese Veränderungen aus der Erlebnisebene eines Kindes beschreibt.

RS: Sie arbeiten im Hospizhaus in Hall. Inwiefern hat Ihr Beruf Ihr Buch beeinflusst?
Hillebrand: Auch im Hospizhaus in Hall sind Kinder willkommen. Uns ist es wichtig, sie gut zu begleiten. Kinder reagieren auf einschneidende Veränderungen, in Trauersituationen nicht immer so, wie man es erwarten würde. Sie brauchen Zuwendung, Zeit und Raum, um ihre Fragen stellen zu können, die man ihnen auch ehrlich beantworten sollte. Als Sozialarbeiterin trete ich dafür ein, und auch in meinem Buch geht es genau um diese Themen.

RS: Vielen Dank für das Gespräch!
„Oma Helga, die Außerirdischen und ich“
Die Inzinger Autorin Petra Hillebrand. Foto: privat

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