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Infrastruktureller Aufschwung in Pfaffenhofen

Das florierende Gewerbegebiet und diverse Großprojekte erwecken die Inntal-Gemeinde aus dem Dornröschenschlaf

Es gibt beides – überaus rührige, aktive Gemeinden, die stetig wachsen sowie verschlafene Dörfer. Pfaffenhofen gehörte über Jahrzehnte zu letzteren, jedoch befindet sich die Gemeinde seit geraumer Zeit im Aufschwung und der einstige Dornröschenschlaf gehört offenbar der Vergangenheit an. Der Gewerbepark im Westen ist eine wertvolle Errungenschaft, aber auch im Herzen von Pfaffenhofen hat mit den Bauarbeiten am Klostergebäude ein Großprojekt Fahrt aufgenommen, das in seiner Multifunktionalität für wesentliche Verbesserungen der Infrastruktur sorgt. Bedenken äußert Bürgermeister Andreas Schmid allerdings rund um die sozialen Folgen der Pandemie bzw. deren Auswirkungen auf das Dorfleben.
26. Oktober 2020 | von Beatrice Hackl
Infrastruktureller Aufschwung in Pfaffenhofen<br />
Das ehemalige Kloster wird nach den umfassenden Umbauarbeiten multifunktionalen Zwecken zugeführt – mit den Schwerpunkten Soziales, Gesundheit und Wohnen. RS-Fotos: Hackl
Von Beatrice Hackl

Die aktuellen Gegebenheiten rund um die Pandemie gehen mit zahlreichen Herausforderungen einher und eben diese Entwicklungen bereiten auch dem Dorf-Chef von Pfaffenhofen, insbesondere hinsichtlich sozialer Gesichtspunkte Sorgen: „Der Zusammenhalt der Bevölkerung zeichnet kleine Gemeinden wie die unsere aus. Aufgrund der Reglementierungen rund um die Pandemie fanden in den vergangenen Monaten kaum Veranstaltungen statt. Auch auf traditionelle Fixpunkte im Veranstaltungskalender, wie das Maibaumkraxeln und Platzkonzerte musste verzichtet werden. Durch diesen Verzicht zeigt sich erst, wie essenziell derartige Veranstaltungen und die dafür verantwortlichen Vereine sind. Eine Dorfgemeinschaft lebt von und durch diese Strukturen. Das Fehlen dieser Zusammenkünfte sorgt tendenziell für ein Auseinanderleben. Vereine sind die Keimzelle einer Gemeinde und ohne ihr aktives Wirken kommt ein Dorf lediglich einer anonymen Wohnsiedlung gleich. Durch ein inexistentes Vereinsleben gehen jegliche Identität und jedes Zugehörigkeitsgefühl verloren. Die Seele eines Dorfes sind die Leute, die einzelnen Charaktere.“ Seine Sorge werde ihm in Einzelgesprächen von Bürgern bestätigt, durch den Abstand, den reduzierten Austausch gehe die Dorfkultur verloren. Schmid bezweifelt, dass die Gemeinschaft bzw. die Gesellschaft das auf Dauer aushält. „Sterben die Vereine, stirbt das Dorf – das wäre der größte Kollateralschaden der Pandemie“, ist der Bürgermeister überzeugt.

Herausforderungen und gesicherte Großprojekte. Die Pandemie wirkt sich auf vielen Ebenen aus und somit sind alle Gemeinden auch finanziell extrem gefordert. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass sich Pfaffenhofen in den letzten Jahren wirtschaftlich gut entwickelt hat. Erfreulicherweise sind alle Firmen im Gewerbepark weiterhin in Betrieb und niemand musste seinen Arbeitsplatz verlieren. Doch auch wir können uns nicht zurücklehnen, sondern müssen ernsthaft überlegen, was wir 2021 umsetzen. Die wirtschaftliche Situation ist auch für uns spürbar und wir sehen uns mit Mindereinnahmen konfrontiert. Wer weniger hat, kann auch weniger ausgeben. Bisher konnten wir unser Budget immer vor Weihnachten erstellen. Vielleicht werden wir es dieses Jahr auf Jänner vertagen, um genauer beurteilen zu können, was realistisch ist“, betont Bgm. Schmid. 
In dieser Amtsperiode sei es aber gelungen mehrere große Investitionsprojekte abzuschließen und auszufinanzieren. Der aktuelle Schuldenstand sei gering und folglich seien laufende Großprojekte wie der Umbau des Klosters von den möglichen Einsparungsmaßnahmen im kommenden Jahr nicht betroffen, versichert der Dorf-Chef. Die Rede ist hierbei zudem vom neuen Essplatz für das Haus der Kinder bzw. für die Volksschulkinder und den Schülerhort, die Straßensanierungen inklusive Hangsanierung im Bereich Oberfeld sowie die Erschließungsmaßnahmen für das Hauptgebäude des ehemaligen Klosters – diese sind aktuell am Laufen. Gesichert ist darüber hinaus die Erweiterung der Kanal- und Wasserleitung im Gewerbepark Süd sowie die hiesige Asphaltierung. 

Kloster wird zu Multifunktionsgebäude. „Das Kloster ist ein wirklich großes Haus und wir hatten Sorge, dass es sich zur Ruine entwickelt. Lange Zeit war die Bundesfachschule darin untergebracht und dieser hätte eigentlich eine fünfjährige HBLA nachfolgen sollen. Allerdings ist dieser Plan gescheitert und die letzten Schüler haben das Gebäude vor vier Jahren verlassen“, verdeutlicht der Bürgermeister. Erfreulicherweise sei es der Gemeinde gelungen in Zusammenarbeit mit der Tigewosi ein Konzept zu erstellen, wodurch das imposante Bauwerk, nach Abschluss umfangreicher Bauarbeiten und Adaptionen, künftig multifunktionalen Zwecken zugeführt werden könne.
Das neue Sozial- und Gesundheitszentrum im Klostergebäude stellt eine überaus wichtige Infrastruktureinrichtung dar und kann voraussichtlich Ende 2021 fertiggestellt werden. Das neue Zentrum setzt sich aus einer Ordinationsgemeinschaft für den Sprengelarzt, einem Physiotherapiezentrum und möglicherweise einer Zahnarztpraxis zusammen. Hinsichtlich der bevorstehenden Pensionierung des Sprengelarztes Max Zimmermann sei erwähnt, dass dessen Nachfolge bereits gesichert ist. Auch sechs Wohneinheiten für „Betreutes Wohnen“ sind vorgesehen. Eine wichtige Errungenschaft sei auch die multifunktionale Räumlichkeit mit 120 m2, die über Trennwände verfügen wird und von Vereinen, der Seniorenbetreuung sowie für Feierlichkeiten genutzt werden kann. Doch damit nicht genug: Im ehemaligen Klostergebäude werden darüber hinaus auch vier Starterwohnungen für Singles oder Jungpaare errichtet und weitere 14 Wohnungen exklusiv für Pfaffenhofer, deren Vergaberecht bei der Gemeinde liegt. Die Gemeinde habe die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, um gesund wachsen zu können.
Infrastruktureller Aufschwung in Pfaffenhofen<br />
Bürgermeister Andreas Schmid erachtet Vereine als Keimzelle einer Gemeinde. Ohne sie verkomme ein Dorf zu einer anonymen Wohnsiedlung.

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