Von Gebi G. Schnöll
40 Millionen Euro haben Tirols Bauern mit Hilfe von zinsgünstigen Darlehen des Landeskulturfonds vergangenes Jahr investiert. „Wer etwa in einen neuen Stall investiert, hat den Willen weiterzumachen und schaut mit einer gewissen Zuversicht in die Zukunft – ob im Voll- oder im Nebenerwerb. Die Kreditvergaben des Landeskulturfonds sind damit so etwas wie ein Seismograph für die Lage und die Stimmung in der Tiroler Landwirtschaft“, weiß Agrarreferent LH-Stv. Josef Geisler. Die Situation bezeichnet er als „weitgehend stabil“, wenngleich das steigende Zinsniveau Investitionen schwieriger mache.
TIROLS BAUERNFAMILIEN STEHEN WIRTSCHAFTLICH AUF MEHREREN BEINEN. In Tirol gibt es rund 11.000 aktive bäuerliche Betriebe, zwei von drei werden im Nebenerwerb geführt. Ein ausreichendes Familieneinkommen kann nur durch zusätzliche Betriebszweige wie Urlaub am Bauernhof, die Tätigkeit beim Maschinenring, die Direktvermarktung oder eine zusätzliche außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit erzielt werden. „Die Urproduktion alleine ist meist zu wenig. Über den Landeskulturfonds unterstützen wir alle, die sich breiter aufstellen, um so die Lebensmittelproduktion sowie die Bewirtschaftung und Pflege unseres Landes sicherzustellen“, so LH-Stv. Geisler. Chancen würden auch die großen Dachflächen in der Landwirtschaft, die zur Energieerzeugung verwendet werden können, bieten. Die Wichtigkeit von mehreren Einkommensbestandteilen bestätigt auch der Geschäftsführer des Landeskulturfonds, Thomas Danzl: „Wir haben im vergangenen Jahr in Summe knapp 130 Kredite mit einem Volumen von rund 17,8 Millionen Euro abgewickelt und damit Investitionen in der Höhe von mehr als 40 Millionen Euro mitfinanziert. Nur aus der Urproduktion wären diese Kredite nicht bedienbar.“ Zwei Drittel der Kreditsumme fließen übrigens in den Bezirk Innsbruck-Land und das Tiroler Unterland. Dort sind die Betrieben etwas größer.
TIERWOHL AN ERSTER STELLE. Der Großteil der Kreditvergaben des Landeskulturfonds betrifft sogenannte Agrarinvestitionskredite für den Neu-, Zu- oder Umbau von Ställen, Verarbeitungsräumen oder Spezialmaschinen. 85 Stallbaumaßnahmen wurden im Jahr 2022 finanziert. „Diese werden zum überwiegenden Teil weit über den Mindeststandards besonders tiergerecht ausgeführt“, betont Danzl die Tierwohlausrichtung der Tiroler Landwirtschaft. Neben 109 Agrarinvestitionskrediten wurden im vergangenen Jahr zudem je neun Kredite für PV-Anlagen und Grundankäufe sowie ein Kredit für Urlaub am Bauernhof vergeben. Die Nachfrage nach Krediten für PV-Anlagen ist im heurigen Jahr weiter gestiegen. Allein im ersten Halbjahr konnten gleich viele Kreditanträge genehmigt werden wie im ganzen Vorjahr – Tendenz steigend.
MILCH, JOGHURT, KÄSE UND STROM. Bereits 2016 hat Georg Kapferer, kurz nachdem der Betrieb mit 50 Milchkühen und 50 Stück Jungvieh aus der beengten Lage zwischen Kirche und Schule in die Zirler Auen ausgesiedelt ist, in eine PV-Anlage mit 64 Kilowattstunden (kWh) investiert. Eine zweite Anlage mit 190 kWh wird heuer errichtet und macht den Landwirt endgültig auch zum Energiewirt. Der Einstieg in die Direktvermarktung und in die Joghurtproduktion erfolgte 2019/2020. Neben Privatkunden beliefert die Familie Kapferer das Krankenhaus Hochzirl mit pasteurisierter Frischmilch und das örtliche Altersheim mit Milch und Joghurt. In regelmäßigen Abständen kommt die mobile Lohnkäserei auf den Hof und verarbeitet die betriebseigene Milch zu Käse, der ebenfalls ab Hof verkauft wird. Rund zehn Prozent der produzierten Milch werden selbst verarbeitet und vermarktet.
ZUBROT GETREIDEANBAU. Ein weiteres wichtiges Betriebsstandbein und Zubrot ist der Getreideanbau. Auf fünf Hektar produzieren Manuela und Georg Kapferer Roggen und Weizen für eine regionale Bäckerei. „Die Familie Kapferer nutzt ausgehend von der Milchwirtschaft alle sich bietenden Möglichkeiten. Das erfordert viel Fleiß und täglichen Einsatz, aber auch Mut“, gratuliert LH-Stv. Josef Geisler zum zukunftsfitten bäuerlichen Familienbetrieb.
Mit Unterstützung des Landeskulturfonds konnte am „Kapfererhof“ unter anderem in eine großflächige PV-Anlage investiert werden. Foto: Land Tirol/Christanell