Liebe Freunde der politisch korrekten Sprache! Für uns Vertreter der schreibenden Zunft ist das Gendern eine ziemlich lästige Sache. Erst mussten wir das Binnen-I in alle nur erdenklichen Wörter einfügen, um mit dem jeweiligen Wort ja beide Geschlechter gleichberechtigt zu nennen. Dann kam das Sternchen. Wodurch aus FreundInnen Freund*innen wurden, die mittlerweile bereits Freund:innen sind. Ein Journalistenkollege von mir schrieb mir unlängst vertraulich und höchst unkorrekt: „Ich habe kürzlich einer Frau Interviewfragen gemailt. Die Antworten waren nur so gespickt mit Sternchen, Doppelpunkten und Binnen-I-s. Aber wohin man korrekt Beistriche und oder Punkte setzt, scheint sie nicht zu wissen…“. Nun ja, mein Freund ist jünger, emotionaler und noch nicht so abgebrüht als ich. Mich kann so etwas nicht wirklich aufregen. Aber rein vom ästhetischen Anspruch auf das Schriftbild bin ich auch kein Freund dieser Form des Geschlechterkampfes. Gleichberechtigung für Frauen auf allen Ebenen – bei der Vergabe von Jobs und Führungspositionen, beim Gehalt für dieselbe Arbeit usw. – ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Und dass überall dort, wo Frauen für ihre Rechte kämpfen, Gerechtigkeit gesetzlich verankert und im realen Leben umgesetzt werden muss, ist ebenfalls völlig klar. Ich habe dabei aber leider manchmal den Eindruck, dass dieser Kampf um die Gleichbehandlung ziemlich aggressiv gegen die Männer geführt wird. Bei den jüngsten Wahlen fiel mir auf, dass sich Frauen kaum noch für politische Positionen bewerben. Für das Amt des Bundespräsidenten kandidierten jedenfalls nur Männer. Wie das weiter geht weiß ich nicht. Aber solange sich Frauenteams im Sport bei Interviews selbst „Mannschaften“ nennen, sind wir Männer nicht an allem schuld.
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