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Hochzeiger setzt auf Nachhaltigkeit und Effizienz

Neues Schneemanagement mit Softwarepaket „Schneeprophet“ eines Tiroler Start-Ups

Optimale Pistenbedingungen sind der wichtigste Faktor für eine gelungene Skisaison. Die Präparation der Pisten wird jedoch durch viele unvorhergesehene Einflüsse bestimmt. Das Schneemanagement ist eine riesige Herausforderung für die Liftbetreiber und ihre Mitarbeiter. Die Hochzeiger Bergbahnen bestreiten neue nachhaltige Wege zur Ressourcenschonung und Kosteneinsparung mit einem Tiroler Start-Up Unternehmen.
10. Jänner 2023 | von Mel Burger
Hochzeiger setzt auf Nachhaltigkeit und Effizienz <br />
Immer wieder stimmen sich die Verantwortlichen wie Thomas Fleischhacker (l.) und Bernhard Wohlfarter mit dem neuen Programm ab, um die Planung der nächsten Tage zu präzisieren. RS-Foto: Burger
Schon seit 50 Jahren gibt es die ersten Schneekanonen in Europa, die in unseren Skigebieten für technischen Schnee sorgen. Angesichts des voranschreitenden Klimawandels rüsten alle Gebiete schon seit Jahren auf, um den Skifahrern einen gewissen Grad an Schneesicherheit zu bieten. Mit Schneekanonen wird mit Hilfe von zugeliefertem Wasser mittels eines Luftstroms Schnee technisch erzeugt. Laut Schätzungen wird in Österreich von 33.000 Schneekanonen ausgegangen. Nachdem die Schneekanonen große Haufen von Schnee produziert haben, muss dieser verteilt und verdichtet werden. Während die einheimischen Skifahrer und Gäste nachts schlafen, übernehmen fleißige Mitarbeiter der Bergbahnen die Pflege und Präparierung der kilometerlangen Pisten, sodass nach dem Aufwachen herrliche Abfahrten auf Skifahrer und Snowboarder warten.

AKTUELL. War es vor einigen Jahren nur bei Minustemperaturen möglich, Schnee zu produzieren, so wurde die Technik verbessert und eine Beschneiung ist bei bis zu 4 Grad plus möglich. Beim diesem Vorgang wird kalt temperiertes Wasser unter hohem Druck mit Luft gemischt, durch eine Düse gepresst und mit einem Gebläse fein zerstäubt. Während die winzigen Wassertropfen zu Boden rieseln, gefrieren sie an der kalten Luft. Aufgrund des schnellen Gefrierens auf dem kurzen Weg bis zum Boden bilden die Kristalle keine Verästelungen wie bei natürlichen Schneeflocken, sondern werden eher rund. Darum ist der Schnee dichter und kompakter als Naturschnee und schmilzt nicht so schnell. Der technische aber auch der zeitliche Aufwand ist für jeden Liftbetreiber eine organisatorische und logistische Herausforderung.

VORAUSSCHAUEND. Als Geschäftsführer Thomas Fleischhacker von den Hochzeiger Bergbahnen im September 2022 von dem Tiroler Start-Up-Unternehmen Lumiosys GmbH angeschrieben wurde, sprach ihn deren Schneemanagement-Konzept sofort an und schon kurz danach gab es die ersten Gespräche. Die drei Gründer Ulrich Strasser, Florian Hanzer und Michael Warscher, des von der Universität Innsbruck geförderten Start-Ups Lumiosys GmbH, wollen Skigebiete dabei unterstützen, mit 20 Jahren Erfahrung aus der Schneeforschung und der richtigen Software deren technische Beschneiung zu optimieren. Durch die entwickelte Software „Schneeprophet“ soll der Liftbetreiber fundiert entscheiden können, wo und wann wie viel beschneit werden soll. Thomas Fleischhacker, bekannt für seinen Einsatz für Nachhaltigkeit aber auch Ressourcenschonung, setzte sich mit seinen technischen Betriebsleitern Bernhard Wohlfarter und Roland Wohlfarter zusammen und entschied sich für das Projekt.

UMSETZUNG. Mit den gesammelten Aufzeichnungen über Wetter, Schnee und Beschneiung der letzten 25 Jahre der Hochzeiger Bergbahnen und auch dem Erfahrungsaustausch mit beiden Schneeprofis, Bernhard und Roland Wohlfarter, wurde die Software Schneeprophet installiert und ein Schneemanagement erstellt. Schneeprophet simuliert den Zustand der Pisten und ermöglicht Prognosen in die Zukunft aber erstellt auch Analysen zur Vergangenheit. Aus allen Faktoren, wie flächendeckenden Schneehöhenmessungen, bis zu 30 aktuellen Wetterprognosen und Wetterstationsmessungen sowie Daten aus vergangen Beschneiungen, errechnet die Software die Pistenverhältnisse bis zu 14 Tage in die Zukunft. Mit Computersimulierungen können mit einem Klick verschiedene Szenarien der Beschneiung dargestellt werden. Mussten früher die fleißigen Mitarbeiter zum Teil vor Ort warten, entscheiden die Hochzeiger Bergbahnen den Einsatz des Personals für Beschneiung und Präparierung nun schon Tage zuvor und können so die Arbeitseinsätze optimieren.

EFFIZIENT. Auch der Aufwand von Wasserbereitstellung, Strom sowie weiteren Ressourcen wird minimiert und spart Kosten. „Steht die Schonung von Ressourcen durch weniger Verbrauch von Wasser und Energie für Nachhaltigkeit, so ist das Projekt durch das effiziente Einsetzen des Personals eine absolute Win-Win Lösung für beide Seiten“, freut sich Fleischhacker über die ersten Erfolge der eingesetzten Software. In den Simulationen errechnet Schneeprophet präzise die benötigten Wasser- und Energiemengen, wodurch bestmögliche Vorhersagen Budget und Ressourcen einsparen und so nachhaltig etwas Gutes für die Natur getan wird. Derzeit wird Schneeprophet am Hochzeiger als Vorreiter in Tirol sowie in vier weiteren Gebieten Europas eingesetzt und bewährte sich bereits laut den drei begeisterten Pionieren der Hochzeiger Bergbahnen Thomas Fleischhacker, Bernhard Wohlfarter und Roland Wohlfarter.    

 

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