Von Sabine Schretter.
Dr. Ottfried Becke ist leidenschaftlicher Hobby-Historiker und Sammler. Sein privates Archiv umfasst eine große Menge an Dokumenten, Fotos und Zeitungsartikeln, die allesamt Einblicke in die Außerferner Vergangenheit gewähren. Oft zeigen sich Parallelen zur Gegenwart. Vor etwa 20 Jahren erstand Dr. Becke zum Preis von 20 Schilling (1,45 Euro) den Identitätsausweis von Klara Vogler aus Vils. Als Österreich im April 1945 von den alliierten Truppen befreit wurde, teilten die das Land in vier Besatzungszonen auf: Die französische Zone umfasste die Bundesländer Tirol und Vorarlberg; Salzburg, Oberös-terreich (ohne das Mühlviertel) und das steirische Salzkammergut waren amerikanische Zone; zur britischen Zone zählten Kärnten und die Steiermark (ohne das Salzkammergut) sowie Osttirol; Niederösterreich, das Burgenland und das Mühlviertel waren sowjetische Zone.
Ausweis bitte!
Um die Grenzen zwischen den einzelnen Besatzungszonen zu überschreiten, mussten ein viersprachiger „Identitätsausweis“ und eine Reiseerlaubnis mitgeführt und an der Zonengrenze vorgezeigt werden. Der Identitätsausweis galt während der Besatzungszeit als Personalausweis. „Nicht immer wurde wirklich genau kontrolliert. Oft haben die Soldaten nur die Stempel im Ausweis abgezählt“, weiß Dr. Becke. Wollte Fräulein Vogler von Vils nach Lienz in Osttirol fahren, also innerhalb Tirols verreisen, musste sie den Ausweis trotzdem vorweisen. Von Nordtirol (französische Besatzungszone) nach Osttirol, das britische Zone war, fuhr man über Salzburg, das in der amerikanischen Zone lag. „Es war ein Freudentag, als nach dem Ende der Besatzung dieser Ausweis nicht mehr notwendig war. Wir Buben sind in meiner damaligen Heimatstadt Linz auf einer Brücke gestanden, haben unsere Ausweise zerrissen und in der Donau versenkt“, blickt Dr. Ottfried Becke zurück. Wann der Tag, an dem ungehindertes Reisen wieder möglich wird, kommt, ist ungewiss. Darüber, dass es ein Freudentag sein wird, sind sich aber wohl alle einig.
Die Angaben auf russisch.