Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Gebrüder Weiss betreibt erstes Logistikzentrum im Außerfern

Neue Logistikservices für Industrie und Handel in Tirol - Weniger Fernverkehr durch regionale Bündelung von Transporten

Die Geschäfte am Standort Kreckelmoos laufen bereits seit Februar, die offizielle Eröffnung fand vor Kurzem, am 22. März, bei strahlendem Sonnenschein statt. Gebrüder Weiss unterhält den ersten Logistikterminal im Bezirk Reutte, bietet Arbeits- und Ausbildungsplätze und trägt durch Bündelung der Umwegfuhren zur Verkehrsreduktion bei.
27. März 2023 | von Sabine Schretter
Das Band ist durch! WK-Bezirksstellenobmann Christian Strigl, Niederlassungsleiter Tirol Günter Schmarl, Hannes Mayr – Regionalleitung West, Reut-tes Bürgermeister Günter Salchner und Dietmar Koler (2. bis 6. v.l.) freuen sich über die Eröffnung des ersten Logistikzentrums im Bezirk Reutte. RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter.
Der Standort ist speziell auf die Anforderungen der lokal ansässigen Wirtschaftsbetriebe in Tirol ausgelegt. Touren für die Abholung und Zustellung von Import- und Exportwaren werden damit kürzer und flexibler. Die Waren erreichen Reutte direkt, werden dort umgeschlagen, gelagert und auf kurzen Wegen zugestellt – auch als Expresssendung. Die Verzollung sowie Luft- und Seefracht-Services runden das Portfolio vor Ort ab. Rund acht Millionen Euro hat der Logistiker in den Neubau investiert, der in weniger als einem Jahr Bauzeit realisiert wurde. „Das ist heute ein großer Tag für uns als erster Logistiker im Bezirk Reutte. Eine Investitionssumme von acht Millionen Euro ist extrem viel für einen kleinen Standort. Wir haben viel Wert darauf gelegt, möglichst viele Arbeiten für dieses Projekt an regionale Unternehmen zu vergeben“, so Hannes Mayr, Gebrüder Weiss/Regionalleitung West. Auch mit den Nachbarn habe man ein gutes Einvernehmen, „was uns auch sehr wichtig ist“, wie Hannes Mayr betont. Im Vorfeld hatte es massive Bedenken gegeben. Lärm und zunehmender Lkw-Verkehr wurden befürchtet. „Die Rampentätigkeit wurde bewusst zur Umfahrungsstraße hin ausgerichtet. Lärmbelästigung für die Wohngebiete gibt es daher keine. Das Gebäude wirkt ja quasi wie eine Lärmschutzwand“, ergänzt Mayr. Niederlassungsleiter Tirol bei Gebrüder Weiss, Günter Schmarl: „Wir ziehen keinen Verkehr an, wir reduzieren ihn.“

Beitrag zur Verkehrsreduktion.
Welche Positiveffekte das hat, erklärt Günter Schmarl, Niederlassungsleiter Tirol bei Gebrüder Weiss: „Wir reduzieren Fahrten über den stark frequentierten Fernpass zwischen Tirol und Bayern und entlasten so den regionalen Verkehr, weil wir über den Bezirk verstreute Lagerkapazitäten nahe den Versendern und Empfängern von Waren bündeln. Das ist für alle Beteiligten nicht nur effizienter, es folgt auch der Nachhaltigkeits- und Klimastrategie des Landes Tirol, die für die Abholung und Zustellung von Waren regionale Verteilzentren vorsieht.“ Man sei überzeugt, den richtigen Schritt gesetzt zu haben, erklärt Schmarl.

Arbeits- und Ausbildungsplätze. 
Mittelfristig sollen in Reutte rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt und auch Lehrlinge in den Berufen Spediteur, Bürokaufmann, Logistiker und – wenn es genehmigt wird – auch Betriebslogistiker ausgebildet werden. Gebrüder Weiss sind in der Branche Transport und Logistik der größte Ausbilder in Tirol. „Es sind Berufe mit sehr großen Karrierechancen. Das Portfolio ermöglicht es jungen Leuten, weltweit zu arbeiten“, führt Hannes Mayr aus. Er ist überzeugt, dass Transport und Logistik gerade junge Menschen beschäftigen werden – als Sparte mit großen Chancen in der Zukunft.

Nachhaltig.
Einen Blick ins Innere ermöglichte Andreas Auckenthaler, Niederlassungsleiter in Wörgl, bei einer Führung durch das Gebäude. „Unter einem Dach befinden sich 2.100 Regalplätze im Hochlager, 600 m2 Bereitstellflächen,  um die Regale zu bedienen und 400 m2, auf denen sich Büroräume, ein Aufenthaltsraum samt Küche für die Mitarbeiter, Sozial- und Sanitärräume verteilen.“ Neben der Lagerung verschiedener Industriegüter ist auch die Kommissionierung von Waren möglich. Mit sieben Schrägrampen kann der verfügbare Platz optimal ausgenutzt werden. „Die verfügbare Fläche erfordert sehr effizientes Arbeiten“, erklärt Auckenthaler dazu. Die Prozesse im ersten Logistikzentrum des Bezirkes Reutte laufen zu 97 Prozent papierlos ab. „Es ist sehr viel Technik, wie Tablets oder Scangeräte, im Einsatz“, so Andreas Auckenthaler. Einen sehr wichtigen Vorteil für die Kunden sieht er darin, dass „Kunden aus Fixkosten variable Kosten machen können. Der Kunde zahlt, was er einlagert. Durch die Optimierung ist es Kunden möglich, sich mehr auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren“.
Den überwiegenden Teil des E-nergiebedarfs bezieht das Terminal aus einer 600 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. Die Solaranlage spart jährlich elf Tonnen CO2 ein und erzeugt sauberen Strom für eine Wärmepumpe, mit der das Logistikzentrum temperiert wird. Bis 2030 will Gebrüder Weiss all seine Logistikanlagen weltweit klimaneutral betreiben. Dazu setzt das Unternehmen vermehrt auf Strom aus regenerativen Quellen.

Die Historie.
Anfang 2019 trat Dietmar Koler, Inhaber der KK+M Koler, Kuhn & Merk Speditions GmbH, mit dem Ansinnen, seine Firma zu übernehmen, an Gebrüder Weiss heran. Koler wollte sich zur Ruhe setzen und hatte für sein Unternehmen keinen Nachfolger. Im Bezirk Reutte eine Anlage mit einem breiten Angebot für die Wirtschaft zu errichten, war schon länger Kolers Wunsch. Im Außerfern gab es kein Logistikzentrum. Heimische Wirtschaftstreibende verfügten über Lager an unterschiedlichen Plätzen, mussten zwischen diesen Lagern pendeln, um Waren aufzunehmen. Darin, dies zu bündeln und auf einen Ort zu konzentrieren und damit Umwegfuhren zu 100 Prozent auszuschalten, sah Gebrüder Weiss großes Potenzial. Mit dem Unternehmen wurden auch alle Mitarbeiter und Kunden übernommen. „Wir sind sehr froh, qualifizierte Mitarbeiter von KK+M in unserem motivierten Team zu haben“, sagt Günter Schmarl dazu.

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