Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Eine solche Initiative wird kommen“

Alpinvereine und WWF wollen absoluten Gletscherschutz – im Visier haben sie auch das Kaunertal

Geht es nach Österreichischem und Deutschem Alpenverein, Naturfreunden und WWF, sollen Skigebietszusammenschlüsse und -erweiterungen verhindert und ein „absoluter Gletscherschutz“ beschlossen werden. „Pitztal-Ötztal“ ist der Anlassfall, in puncto „Kaunertal“ will man ebenfalls tätig werden.
11. April 2023 | von Daniel Haueis
„Eine solche Initiative wird kommen“
Ann-Kristin Winkler (WWF), ÖAV-Präs. Andreas Ermacora, DAV-Präs. Roland Stierle und Präs. Andreas Schieder (Naturfreunde Österreich; v. l.) Foto: Alpenverein/Neuner-Knabl
Von Daniel Haueis

ÖAV, DAV, WWF Österreich und Naturfreunde Österreich orten „massive Erschließungspläne wie etwa jene im Pitztal“. Sie haben daher einen Antrag an Naturschutz-LR René Zumtobel gestellt, in dem gefordert wird, das Gebiet um den Linken Fernerkogel in das Ruhegebiet Ötztaler Alpen zu integrieren – dann wären infrastrukturelle Erschließungen wie Seilbahnen oder Straßen nicht zulässig. „Die Tiroler Landesregierung hat 2005 den absoluten Gletscherschutz gelockert und im Jahr darauf festgelegt, dass die Gletscherskigebiete im Ötztal, Pitztal und Kaunertal weiter ausbauen dürfen. Zu diesem Zweck wurde eine flächenhafte Ausweisung von Skigebietserweiterungszonen definiert“, erklärt ÖAV-Präsident Andreas Ermacora. Die Institutionen haben also auch das Kaunertal im Visier.

SCHUTZ. „Eine solche Initiative wird kommen“, sagt Andreas Ermacora in Bezug auf das Kaunertal – man wolle die Landesregierung jetzt aber nicht überfordern. Der ÖAV will auch im Falle des Kaunertales die Integration des Gletschers (Gepatschferner) in das Ruhegebiet. Es handle sich um eine unerschlossene Geländekammer, und der ÖAV beurteilt die Erschließungspläne als sehr problematisch. Weitere Informationen (über die genaue Fläche, die Ruhegebiet werden soll, u.a.m.) folgen. Der Allianz geht es aber nicht nur um das Gletscherskigebiet: „Alleine in den Ötztaler Alpen werden derzeit drei Großprojekte geprüft: Die Erweiterungen der Skigebiete im Pitztal und im Kaunertal … sowie die Erweiterung des Wasserkraftwerks Kaunertal. Sie dringen in bislang unerschlossene Gebiete und Geländekammern vor, zerstören Gletscher und Moorflächen.“ Man stelle sich „klar gegen diese zerstörerischen und kurzsichtigen Großprojekte“, sagt Ann-Kristin Winkler, Alpenschutz-Sprecherin beim WWF Österreich.

GLETSCHERSCHUTZ. Und die vier Partner wollen zudem eine Neuformulierung des Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramms, womit Erweiterungen und Zusammenschlüsse hintangehalten werden. „Die Landesregierung unter neuer Führung muss endlich Farbe bekennen“, sagt Andreas Ermacora. Und Winkler will zudem einen „absoluten Gletscherschutz“: Für die Naturschutzverbände ist eine Neuerschließung von Gletscherflächen in der heutigen Zeit nicht vertretbar.



Im freigegebenen Raum

Gletscherbahn-GF Beate Rubatscher über die Kritik

Die am Kaunertaler Gletscher geplante Weißseefernerbahn soll zwei bestehende Schlepplifte am Nörderjoch ersetzen und diese um einen kurzen Abschnitt zur neuen Bergstation Weißseeköpfl verlängern. „Bei allen Planungen wurde höchstes Augenmerk auf Ressourcenschonung und Energieeffizienz gelegt, die geplanten Vorhaben sind geprägt von unserer sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Verantwortung“, sagt Mag. Beate Rubatscher, Geschäftsführerin der Kaunertaler Gletscherbahnen. Zudem plant sie eine Freifeld-Photovoltaik-Anlage zur Eigen-Energieproduktion, mit der künftig rund ein Drittel des gesam­ten Energiebedarfs abgedeckt werden soll. Das Projekt ist zur behördlichen Prüfung eingereicht. „Das geplante Vorhaben verfolgt gleichermaßen ökologische wie ökonomische Ziele, um das Angebot der Kaunertaler Gletscherbahnen nachhaltig zu entwickeln und weiter zu attraktivieren, um stabile Wirtschaftskreisläufe zu erhalten und um den Kaunertaler Gletscher und die gesamte Region als attraktiven und gesunden Lebensraum mit einer intakten Natur zu erhalten. Es geht nicht um mehr Quantität, sondern um mehr Qualität“, sagt Rubatscher. Die Weißseefernerbahn soll die Attraktivität des Kaunertaler Gletschers steigern, somit die Aufenthaltsdauer der Gäste erhöhen und dazu beitragen, den Betrieb am Kaunertaler Gletscher wirtschaftlich abzusichern und Wertschöpfung in der Region zu halten. Rubatscher betont, dass die Maßnahmen „allesamt innerhalb des freigegebenen Skinutzungsraumes auf Grundlage des geltenden Gletscherschutzprogrammes“ vorgesehen sind.
„Eine solche Initiative wird kommen“
Beate Rubatscher: Vorhaben sind geprägt von unserer sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Verantwortung RS-Foto: Archiv

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