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Leider wieder nix

Wieder keine Bewerber für offene Arztstellen im Bezirk

Wenn die Ärzte nicht wollen, nützen auch Dutzende Ausschreibungen der fünf vakanten Arztstellen im Bezirk Landeck gar nichts. Das Fazit der aktuellen Ausschreibung (Nr. 2/2023) der ÖGK Tirol: Es war wieder nix.
23. Mai 2023 | von Von Herbert Tiefenbacher
Leider wieder nix
Man muss weiter geduldig sein. Auch die verwaiste Hausarztstelle in Pians kann noch nicht nachbesetzt werden. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Fast könnte man neidisch werden: Während man im Bezirk Landeck auf die Nachbesetzung von fünf Kassenvertragsarztstellen hofft, kann man anderenorts in Tirol aufgrund der Ausschreibung (Nr. 1/2023) auf der Homepage der Ärztekammer für Tirol offene Stellen besetzen. Mit einer erfreulichen Nachricht für ihre Bürger kann z.B. die Unterinntaler Gemeinde Wiesing aufwarten, auch die Stadtgemeinde Imst kann eine Erfolgsmeldung verkünden. Und es gibt noch weitere Gemeinden in Tirol, in denen eine Kassenstelle nachbesetzt werden konnte.

KEINE BEWERBUNG. Die Ausschreibung der Kassenarztstellen erfolgt rund viermal jährlich. Die aktuelle Ausschreibung 2/2023 befindet sich in der Phase der Auswertung bzw. Beurteilung der Bewerbungen durch die Österreichische Gesundheitskasse, Landesstelle Tirol. Vorab konnte die RUNDSCHAU in Erfahrung bringen: „Wir sind als ÖGK sehr bemüht, freie Planstellen so rasch als möglich zu besetzen. Leider gab es für die von Ihnen genannten Stellen bis dato keine Bewerbungen. Die Stelle für Augenheilkunde in Landeck ist noch bis Jahresende besetzt. Wir sind zuversichtlich, dass diese auch darüber hinaus besetzt werden kann. Alle Stellen bleiben weiterhin ausgeschrieben“, teilte die ÖGK-Pressestelle per E-Mail mit.

FÜNF FREIE STELLEN. Frei sind im Bezirk Landeck fünf Planstellen für Kassenärzte: drei Hausärzte (Landeck, Pians und Galtür) und zwei Fachärzte im Talkessel Landeck-Zams: Augenheilkunde und Optometrie sowie Psychiatrie. Die Augenarztstelle ist nachzubesetzen, weil Dr. Gerhard Walters Kassenvertrag mit Ende März 2022 erloschen ist. Laut geltender Regelung ist nämlich grundsätzlich mit 70 Jahren Schluss mit dem ÖGK-Vertrag. Aber es gibt eine Bedarfsregelung, für den Fall, wenn ein Ärztemangel besteht. Dann können Ärzte befristet auch länger arbeiten. Diese Regelung nutzte Dr. Walter dankenswerterweise: Er verlängerte etappenweise bis 31. März 2023. Und er hängte, um für seine Patientinnen und Patienten die augenärztliche Versorgung vor Ort einfach aufrecht zu erhalten, nochmals bis Dezember 2023 dran. „Ich hoffe, dass bis dahin eine Nachfolge gefunden werden kann“, sagte Dr. Walter. Vakant geblieben ist auch die Facharztstelle für Psychiatrie.

GALTÜR. Die beiden Hausarztstellen in Galtür und Pians sind seit Ende März 2022 verwaist. Der Galtürer Bürgermeister Hermann Huber schildert, dass die dortige Gemeindeführung seit diesem Zeitpunkt zusätzlich zu den offiziellen Ausschreibungen, die im Auftrag der ÖGK über die Ärztekammer erfolgen, sprichwörtlich händeringend nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger sucht – bis dato jedoch erfolglos. Geworben wird aktuell auf der Homepage der Gemeinde und in allen Ärztezeitungen. Die Resonanz ist bisher ernüchternd: Es habe, so Bgm. Huber, zwei kurze Anfragen gegeben, und diese sind im Sande verlaufen. Intensivere Gespräche seien keine entstanden. „Ich weiß nicht, woran es liegt. Mag man uns nicht, ist das Einkommen zu gering oder gibt es sonst einen Grund, dass niemand Interesse an der Stelle in Galtür hat“, sinnierte der Dorfchef und führte dazu weiter aus: „Wir haben keine befriedigende Situation. Dankenswerterweise unterstützt uns der Ischgler Hausarzt Andreas Walser. Er betreut zurzeit die Sprengelgebiete Ischgl und Galtür. Das ist aber keine Dauerlösung, denn das Arbeitsaufkommen ist für einen Arzt einfach zu hoch“, betonte Bgm. Huber. Zu Spitzenzeiten sind in Ischgl und Galtür zusammengerechnet mehr als 18.000 Personen (über 15.000 Gäste, an die 800 Mitarbeiter und rund 2.400 Einheimische) meldeamtlich registriert. Und Huber fügte im erleichterten Ton einen Nachsatz hinzu: „Gottseidank sind wir bislang, was die medizinischen Notfälle betrifft, mit einem blauen Auge davongekommen.“

PIANS. Ein Grund, weshalb man sich schwer tut, die Kassenarztstelle in Pians nachzubesetzen, ist sicher, dass am jetzigen Standort der Ordination keine ärztliche Hausapotheke geführt werden darf. Das ist zweifelsohne ein gravierender Standortnachteil. Die angekündigte Novellierung des Apothekengesetzes ließ eine gewisse Hoffnung aufkommen. Als Ziel wurde nämlich festgelegt, das Gesetz mit einem Fokus auf die Stärkung und Sicherstellung einer patienten­­orientierten Versorgung im ländlichen Raum zu gestalten. Wer sich eine rasche Situationsverbesserung für Pians erwartete, muss sich wohl weiterhin gedulden. Manche Mühlen (häufiger Ministerwechsel) mahlen eben langsam. Auf Nachfrage der RUNDSCHAU bekam die Redaktion in Landeck vom Gesundheitsministerium fast dieselbe Auskunft wie im Herbst des Vorjahres. „Eine Novellierung des Apothekengesetzes ist aktuell Gegenstand von politischen Gesprächen, zu denen derzeit noch keine Details bekanntgegeben werden können“, heißt es in der E-Mail des Ministeriums.

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