Bär und Wolf ziehen blutige Spur durch das Oberland - Landwirtschaft und Tourismus fordern Maßnahmen
Drei zerfleischte Schafe im Pitztal, ein zerfetzter Rotwildkadaver im Außerfern, zuletzt 20 qualvoll verendete Schafe im Almgebiet Oberperfuss, Sellrain, Inzing und Flaurling. Vor einigen Tagen wurden auf einer Alm im Pitztal erneut neun gerissene Schafe aufgefunden: „Bär und Wolf“ sind zum Schrecken der Schafzüchter geworden. Landwirtschaft und Tourismus fordern von der Politik Maßnahmen, SPÖ-Chef Georg Dornauer spricht sich notfalls sogar für den Abschuss der Raubtiere aus. Das
brachte ihm sogar eine Morddrohung ein.
„Bär & Wolf“ haben in den vergangenen Wochen eine blutige Spur durch das Oberland und Außerfern gezogen. Ein Bär hat im Juni nachweislich im Pitztal drei Schafe gerissen, im Außerfern wurde ein Rotwildkadaver entdeckt, inzwischen steht auch hier fest, dass dieses Tier von einem Bär getötet wurde. Im Großraum Oberperfuss, Inzing, Flaurling wurden kürzlich - wie bereits ausführlich berichtet - 20 zerfleischte Schafe aufgefunden. Vier Schafe, die im Gemeindegebiet von Oberperfuss gerissen wurden, sollen von einem Wolf angefallen worden sein. „Das zeigen die ersten genetischen Untersuchungen“, gab Martin Janovsky, Beauftragter des Landes Tirol für große Beutegreifer, vergangenen Mittwoch bekannt. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch bekannt, dass vom Arzler Schafzüchter Josef Wöber im Almgebiet Wenns-Straßberg unterhalb der Eifenspitze die Überreste von neun Jura-Zuchtschafen entdeckt wurden. „Acht davon waren Muttertiere. Die Tiere müssen qualvoll verendet sein“, schildert Wöber. Den Schaden schätzt er auf ca. 4.000 Euro. „Ich pfeife auf den Schadenersatz vom Land Tirol, vermarkten tu ich meine Schafe selbst“, so der Pitztaler Schafzüchter, der auf die Politik ziemlich sauer ist. Die Landwirtschaftskammer (LK) hat vor einigen Tagen bei der BH Innsbruck-Land einen Antrag auf Entnahme von Beutegreifern nach dem Jagdgesetz eingebracht. „Die Behörde agiert hier in einem sehr engen rechtlichen Rahmen mit strengen Prüfmaßstäben, da es sich bei großen Beutegreifern um geschützte Tierarten handelt“, erläuterte dazu Klaus Wallnöfer, Vorstand der Abteilung landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei. Der Antrag der LK Tirol wurde inzwischen abgewiesen. Der WWF begrüßt in einer Aussendung die Ablehnung des Abschussantrags für Bär und Wolf in Tirol.
SICHERHEIT GEHT VOR. Gleich wie LK-Präsident Josef Hechenberger hat auch Josef Hackl, Obmann der Sparte Tourismus in der Tiroler Wirtschaftskammer, kein Verständnis für gefährliche Raubtiere in Tirol. Hackl kennt als passionierter Jäger die Gefahren, die von diesen Raubtieren ausgehen können. „Der Schutz von Menschen muss für ihn deshalb unbedingt gewährleistet sein - nicht nur für Einheimische, die in den Wäldern und Bergen arbeiten und Erholung suchen, sondern auch für die mehr als zwölf Millionen Gäste, die jährlich nach Tirol kommen!“
KOPFSCHUSS. SPÖ-Chef Georg Dornauer übt Kritik an der Landesregierung. „Jetzt wissen wir, dass Bär und Wolf in Tirol unterwegs sind. Und wir wissen, dass weder der schwarze Landeshauptmann Günther Platter noch seine grüne Stellvertreterin Ingrid Felipe einen Plan haben, wie wir damit umgehen sollen. Hier hätte man lange schon reagieren und konkrete Maßnahmen für Tirol definieren müssen. Es braucht ein langfristiges und umfassendes Konzept, damit sich Almbewirtschafter, Förster, Naturliebhaber, Jäger und Touristen auf diese Situation vorbereiten können. Dabei kommt für mich sowohl eine Narkotisierung der Tiere mit anschließender Auswilderung in einem besser geeigneten Gebiet in Frage, als auch - im Notfall - der Abschuss, insofern Wolf oder Bär in besiedeltes Gebiet vordringen und eine Gefahr für Menschen darstellen!“ Dornauers Aussage veröffentlichte auch das Online-Portal der Zeitung „oe24“; ein User, vermutlich ein militanter Tierschützer, kommentierte: „Gar nicht lange fackeln mit solchen Typen, gleich vor allen Leuten einen Kopfschuss, ganz einfach!“ Anm: Kurz vor Redaktionsschluss wurde bekannt, dass im Gebiet Oberperfuss erneut tote Schafe und Wildtiere gefunden wurden.
Der Arzler Schafzüchter Josef Wöber ist auf die Politik sauer. RS-Foto: Schnöll