Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Griaß enk aus … Moro in Peru

„Griaß enk aus …“ ist eine RUNDSCHAU-Serie, in der „Auslandslandecker“ zu Wort kommen. In ihren „Briefen“ ermöglichen sie Lesern einen Blick auf das Leben in einem manchmal sehr weit entfernten Teil der Welt. Viel Freude beim Lesen, sich Erinnern, falls Sie den Absender kennen, und Neues Erfahren. Die Redaktion
9. April 2024 | von Daniel Haueis
Griaß enk aus … Moro in Peru
Beim Marmelade machen (den Bauern verfaulten die Mangos, weil sie sie wegen der Überschwemmung im Herbst nicht weiterbrachten) Foto: Barmherzige Schwestern
Mein Name ist Schwester Rebecca Frick und ich komme aus Liechtenstein, bin im Jahr 1979 bei den Barmherzigen Schwestern in Zams eingetreten und seit 1992 in Moro/Peru tätig. In den 32 Jahren habe ich hier in Moro sehr viel erlebt, es gab Höhen und Tiefen, die mich allerdings immer stärker an die Menschen und ihre Lebensart gebunden haben. Es ist nicht immer leicht, mit einer fremden Kultur umzugehen. Die Armut, die Lebensstile und Werte sind ganz anders als bei uns in Europa. Die lange Zeit, hier zu leben, hat mir aber geholfen, mich in Peru daheim zu fühlen. Das Mitleben mit den Menschen, sie in ihrer Art zu verstehen zu suchen und einfach für sie da zu sein, hat mich zutiefst mit ihnen verbunden.

Was mir allerdings immer noch zu schaffen macht, ist die Unpünktlichkeit und das bürokratische System. Wenn eine Versammlung zum Beispiel auf 16 Uhr angesagt wird, dann kommen die ersten Teilnehmer um 16.30 Uhr und auch noch später. Auf den Ämtern braucht man ebenso viel Geduld. So verbringe ich manchmal für eine Kleinigkeit fast einen Tag auf einem Amt. Auch der Müll ist für mein Empfinden eine große Herausforderung, denn es wird alles fallengelassen, wo man steht und geht. Und doch ist das alles zu meiner Heimat geworden, denn es gibt auch viele, viele positive Seiten. Die Menschen sind sehr herzlich, liebenswürdig und gastfreundlich. Wie man ja sagt, „Heimat ist dort, wo man sich wohl fühlt, Geborgenheit erfährt, sich identifiziert und sich geliebt und gebraucht weiß“.

Was mir fehlt hier in Moro, sind die Grünflächen, die schönen satten Wiesen, die vielen Wanderwege. Gerne denke ich an die Spaziergänge über den Galugg, die Trams, das Zammerloch, das Burschlbödele oder besonders auf die Kronburg. Auch das Wassertrinken einfach aus dem Wasserhahn war eine große Umstellung. Hier haben wir oft Wassernot und auch Stromausfall, was an den Nerven zehrt. Aber ich habe in den vielen Jahren gelernt, alles gelassener anzunehmen.

Ich fühle mich sehr beheimatet hier in Moro, aber zugleich weiß ich um mein Daheim in Zams und Liechtenstein. Wenn ich in Moro bin, bin ich ganz hier und Europa ist weit weg. Wenn ich in Zams bin, dann bin ich mit Leib und Seele in Zams und Peru ist weit weg. In Zams erlebe ich eine andere Heimat, eine Gemeinschaft, die mich hält und trägt und die mir auch wieder neue Kraft gibt für die nächsten drei Jahre Einsatz in Moro. Auch wenn drei Jahre eine lange Zeit scheinen, ist dem nicht so, denn in der heutigen Zeit gibt es technische Möglichkeiten, die es ermöglichen, eine etwas intensivere Verbindung zu Europa zu halten als noch vor 20, 25 Jahren. In dieser Hinsicht hat sich sehr viel getan. Als ich vor 32 Jahren nach Moro kam, gab es nur ein Telefon in der Gemeinde. Telefoniert wurde nur, wenn es etwas sehr Wichtiges zu berichten gab. Heute haben wir Internet, Handy, What’sApp … usw. und somit ist die Verbindung zur alten Heimat leichter.
Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich hier in Moro sein darf. Ich liebe die Menschen und versuche ihnen täglich in ihren Nöten beizustehen. Die Nöte sind sehr vielfältig. Oft brauchen sie medizinische Unterstützung, wir bringen sie zum Arzt oder ins Krankenhaus und für rund 100 alte und verlassene Menschen kochen wir täglich ein warmes Mittagessen. Den Kindern und Jugendlichen helfen wir beim Kauf von Schulutensilien und den Schwächeren helfen wir mit Nachhilfeunterricht.
Ja, das ist meine Heimat, für die Mitmenschen in Not da zu sein, ihnen zu helfen, soweit es möglich ist und Ansprechpartnerin für die verschiedensten Nöte zu sein. All diese Aufgaben erfüllen mein Leben und das macht mich glücklich und ich hoffe, dass ich ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Menschen in und um Moro sein kann.
So möchte ich die Gelegenheit nützen und Ihnen allen, die auf irgendeine Weise mit dem Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern von Zams verbunden sind und Moro finanziell unterstützen, ein herzliches Vergelt’s Gott sagen.
In diesem Sinne grüße ich Euch aus meiner Heimat Moro

Schwester Rebecca Frick
Griaß enk aus … Moro in Peru
Bei einem der Armen, die ein Mittagessen und Medizin erhalten.  Foto: Barmherzige Schwestern
Griaß enk aus … Moro in Peru
Die Schwesterngemeinschaft am Grab der europäischen Schwestern in Moro Foto: Barmherzige Schwestern
Griaß enk aus … Moro in Peru
Ehrendoktorat einer Uni in Chimbote für Sr. Rebeccas Verdienste um die Region Moro in sozialer und religiöser und Bildungs-Hinsicht Foto: Barmherzige Schwestern

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