Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Im Gespräch

23. Juli 2019 | von Daniel Haueis
Im Gespräch
Tinetz-GF Thomas Rieder (l.): Große Projekte am Sonnenplateau können nicht versorgt werden. Tinetz-Abteilungsleiter Philipp Mattle: Gespräche führen, Verfahren laufen inzwischen weiter. RS-Fotos: Haueis

Hochspannungsleitung aufs Sonnenplateau


 

Eine etwas verzwickte Situation gibt’s derzeit im Ober-gricht: Das Sonnenplateau benötigt Strom, den eine Leitung -liefern soll, die in Ried abgelehnt wird. Das Problem dabei: die zeitliche Komponente.

 

Von Daniel Haueis

 

Ein neues Einfamilienhaus mit Strom zu versorgen, werde wohl gelingen, nicht aber wenn es sich um ein Mehrfamilienhaus oder gar einen (Hotel-)Betrieb handelt, sagt Tinetz-Geschäftsführer DI Thomas Rieder über die derzeitigen Kapazitäten – deshalb wurde ja die neue Leitung samt Umspannwerk geplant. Derzeit seien zwei größere Projekte konkret betroffen. Zusammengefasst: Wenn keine neue Leitung kommt, kann am Sonnenplateau eigentlich nicht gebaut werden. Die Tinetz hat die Bürgermeister von Serfaus, Fiss und Ladis darüber schriftlich informiert. Gleichzeitig hat die Tinetz aber eine Anschlusspflicht, was die Sache nicht einfacher macht. Es geht beim knapp 12 Millionen Euro teuren Projekt um 12 bis 20 Meter hohe grüne Maste mit schwarzen Leitungen, die laut Tinetz „fast nicht mehr zu sehen“ sind und von Prutz bis zum geplanten Umspannwerk in Fiss führen. Aufgrund einer Beschwerde der Gemeinde Ried gegen den naturschutzrechtlichen Bescheid, die nun beim Landesverwaltungsgericht anhängig ist, herrscht derzeit eher Stillstand (das forstrechtliche Verfahren steht noch aus; auch Grundeigentümer-Zustimmungen liegen noch nicht alle vor). „Auch der Baustart Anfang August musste abgesagt werden“, so Rieder. Das bedeutet, dass die Leitung diesen Winter jedenfalls nicht zur Verfügung stehen wird. Und soll sie ab kommenden Winter in Betrieb sein, müssten die Verfahren Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, damit im Frühjahr 2020 mit dem Bau begonnen werden kann. Problematisch ist der recht weit fortgeschrittene Verfahrensstand: Es bedarf keiner wirklich großen Projektkorrekturen, sodass eine Verfahrensänderung vorliegt, was wiederum zu Verzögerungen führen wird. Im schlimmsten Fall könnte die Tinetz drei weitere Jahre benötigen: „Und da müsste es gut laufen“, sagt Rieder.

 

GANGBARE WEGE SUCHEN. Mit der Bürgerinitiative in Ried, die mehr als 500 Unterschriften gegen die 110-kV-Leitung in geplanter Form gesammelt und auch einen Trassenvorschlag für ein Erdkabel gemacht hat, finden Gespräche statt (laut Tinetz hat ein Erdkabel fast nur Nachteile: schwierig zu reparieren, Zerstörung des Bodengefüges, Schneise durch den Wald, da darüber keine Tiefwurzler stehen dürfen; lediglich das Kabel sei halt nicht zu sehen). Markus Raich von der Rieder Bürgerinitiative hofft, „dass wir in der Region einen gemeinsamen Weg finden“. Es gebe Vorschläge, die gangbare Wege öffnen könnten, etwa Workshops mit Vertretern betroffener Behörden. Die Tinetz müsse halt „substanziell einen Schritt auf uns zugehen“. Bgm. Mag. Markus Pale aus Fiss, Obmann des Planungsverbandes Sonnenterrasse, spricht für die drei Gemeinden. Er arbeitet sich in die Problemstellung ein und will detailliert informiert sein, etwa über den Zeitplan u.ä., ehe er öffentlich Stellung nimmt. Die Tinetz geht inzwischen laut DDI Philipp Mattle (Abteilungsleiter Projektierung und Konstruktion) zwei Wege: Gespräche führen und die Verfahren derweil weiterlaufen lassen. „Zwei Gespräche mit der Bürgerinitiative hat es gegeben, weitere folgen“, kündigt Tinetz-Geschäftsführer Thomas Rieder an. Eine Einräumung von Zwangsrechten will die Tinetz vermeiden, sagt Rieder, es werde ein konsensualer Weg gesucht. Er bietet etwa an, derartige Projekte in natura zu besichtigen.

 

 

Mal schauen

Die Tinetz kann für Nauders eine zweite Versorgungsschiene errichten. Dabei kann sie sich an die APG „anhängen“: Die Austria Power Grid errichtet nämlich am Reschen ein Umspannwerk, um die Stromtransportkapazität nach Italien zu erhöhen. Dort könnte auch die Tinetz ein Umspannwerk bauen. Es gibt aber einen zweiten Weg, den die Tinetz für die Erhöhung der Versorgungssicherheit in Nauders gehen kann: Die Verbindung in die Schweiz könnte verstärkt werden. Derzeit gibt’s keine konkrete Entscheidungsnotwendigkeit, laut Geschäftsführer DI Thomas Rieder steht die Tinetz diesbezüglich also nicht unter Zeitdruck.

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