Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Bundesheer zeigt Modebewusstsein

Die Tarnmasken in Camouflage aus Eigenproduktion passen farblich perfekt zur Uniform

Wir alle tragen den Mund-Nasen-Schutz aus gesundheitlichen Gründen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner setzt für das Bundesheer auf Schutz gepaart mit Aussage. Die Maske des Militärs präsentiert sich in Camouflage farblich passend zur Uniform. Der Sautner Adolf Kutzler näht seit 33 Jahren für das Heer. An die 30 Masken täglich fertigt der Schneider an.
19. Mai 2020 | von Friederike Hirsch
Bundesheer zeigt Modebewusstsein
Adolf Kutzler aus Sautens beim Nähen der Mund-Nasen-Maske des Bundesheeres. An die 30 Stück pro Tag produziert er in der Standschützenkaserne in Innsbruck. Foto: privat
Friederike Hirsch

Der erste Eindruck zählt. Dieser Spruch gilt auch in Corona-Zeiten. Der Mund-Nasen-Schutz ist eine der Maßnahmen, mit der wir uns und andere schützen können. Es ist aber nicht egal, was wir uns vor den Mund schnallen. Mimik und Gestik werden in diesen Tagen durch Stoff ersetzt. Wir können weder mit einem strahlenden Lächeln punkten, noch können wir durch neutrale Gesichtszüge Haltung ausdrücken. Was unser Gesicht nicht sagen kann, kann die passende Maske. Mit der Wahl des Schutzes lässt sich zugleich zeigen, wie man die Welt sieht und wie man selbst gesehen werden will. Ob es die kuriose Maske mit knalligen Mustern, die überteuerte Maske von namhaften Designern, die Maske passend zum Outfit oder der klassische, medizinische Mund-Nasen-Schutz ist, Masken transportieren Botschaften. Das Österreichische Bundesheer zeigt in der Krise Einheit und Modebewusstsein. Seit April produziert das Heer seinen eigenen Mund-Nasen-Schutz. 

MASKEN IN TARNOPTIK AUS EIGENPRODUKTION. Anfang April startete das Bundesheer mit der Eigenproduktion von Masken. Angepeilt ist das Nähen von 2000 bis 3000 Stück pro Tag österreichweit. Ein Großteil der Mitarbeiter befindet sich dabei im Home-Office, ein kleiner Teil, so wie Adolf Kutzler, arbeitet direkt in den Schneidereien des Bundesheeres. Adolf Kutzler ist einer von zwei Schneidern, die in Tirol für das Bundesheer nähen. Seit 33 Jahren ist die Standschützenkaserne sein Arbeitsplatz. Seit ein paar Wochen produziert er Mund-Nasen-Schutz am laufenden Band. „Die Idee für einheitliche Masken kam von unserer Verteidigungsministerin. Sie wollte nicht nur einen Schutz für die Soldaten und Bediensteten haben, sondern auch eine Maske, die farblich zur Uniform passt“, sagt Adolf Kutzler. Der Mund-Nasen-Schutz des Militärs ist in Camouflage gehalten und wurde von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner ausprobiert und auf Tauglichkeit getestet. „Unsere Maske hat zwei Gummibänder, die nicht hinter dem Ohr fixiert werden, sondern am Kopf und am Hals“, erklärt der Schneider. Der Tragekomfort, wenn man bei Mund-Nasen-Schutz überhaupt davon sprechen will, sei höher, heißt es. „Die Masken haben zudem einen Draht über der Nase, so können sie nicht hin-und her rutschen und lassen sich leicht an die Gesichtsform anpassen“, meint Adolf. An die 30 Stück näht Adolf Kutzler am Tag. „Wir werden so an die 4000 Stück benötigen, um alle Bundesheerangehörigen in Tirol mit drei Masken auszustatten“, sagt Kutzler. 

STOFF & SCHNITTMUSTER. Für die Produktion der Masken wird ein Uniformstoff herangezogen, der aus einer Erprobungsphase stammt. „Der Stoff passt farblich genau zur Uniform“, sagt Adolf Kutzler. „Mit dem vorhandenen Stoff ist eine Produktion von rund 130000 Masken möglich. Die Mund-Nasen-Maske ist bei 60 Grad waschbar“, erklärte das Bundesheer. Der Stoff für die Mund-Nasen-Maske besteht aus einer Baumwoll-Polyester-Mischung und ist Rippstop gewebt, wodurch er widerstandsfähiger und reißfester gegenüber anderen Stoffen ist. „Wir nähen die Masken doppellagig und in Einheitsgröße. Maßschneidern wäre bei dieser Menge gar nicht möglich“, lächelt Adolf. Den Zuschnitt bekommen die Schneider von der Heeresbekleidungsanstalt in Brunn am Gebirge. Bis zu 700 einheitliche Zuschnitte (Schnittmuster) verlassen pro Stunde die Heeresbekleidungsanstalt.

ZEIG MIR DEINE MASKE. Kann man aufgrund der Maske Rückschlüsse auf den Träger ziehen? Ganz nach dem Motto: Zeig mit deine Maske und ich sage dir, wer du bist. Adolf Kutzler meint: „Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, dass es eher darum geht, dass die Menschen etwas Besonderes haben wollen. Eine Maske, die kein anderer hat.“ Die Tarnmaske des Bundesheeres in auffälligem Camouflage ist sicher so eine Maske, allerdings bleibt diese den Bundesheerangehörigen vorbehalten. „Unsere Masken sind tatsächlich dem Bundesheer vorbehalten. Sie werden nur für das Heer genäht. Ich darf niemandem so eine Maske nähen oder schenken“, sagt Adolf. Vielleicht wird dieser Gesichtsschutz in naher Zukunft ein Sammlerobjekt? Ein Stück Reminiszenz an eine Zeit, die das Leben jedes Einzelnen verändert hat. An eine Zeit, in der man mit einem Stück Stoff und nicht durch Mimik eine Aussage gemacht hat.
Bundesheer zeigt Modebewusstsein
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner geschützt in Camouflage. Foto: Bundesheer/Pusch

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