Von Ewald Krismer
„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst“, spricht der Priester, während er ein Aschenkreuz auf die Stirn gläubiger Christen zeichnet. Dieses Ritual findet sich bereits im Alten Testament und gilt als Zeichen der Buße und ist bis heute erhalten geblieben – nicht aber das Anziehen eines Bußgewandes, wie es seit der Spätantike bis ins Ende des 10. Jahrhunderts den Menschen am Anfang der Fastenzeit als „Kirchenbuße“ auferlegt worden war. Ab dem 11. Jahrhundert wurden für die Gewinnung der Asche die Palmzweige des Vorjahres verwendet, so wie es Papst Urban II auf der Synode von Benevent 1091 für die ganze Kirche empfahl. Angst, für diesen Brauch nicht genügend Asche zur Verfügung zu haben, brauchen die Imster nicht zu haben – ist das Palmlattentragen doch eines der bedeutsamsten kirchlichen Rituale der Stadt.
DIE LETZTE SCHLEMMERMÖGLICHKEIT. Als ein weiterer Fixpunkt am Aschermittwoch gilt das traditionelle Fastensuppenessen, welches wegen der derzeitigen Situation leider abgesagt werden musste. Natürlich nicht abgesagt ist das Fasten während der Fastenzeit, die am Aschermittwoch ihren Anfang nimmt und ausgenommen der Sonntage 40 Tage bis zum Gründonnerstag dauert. Darauf folgt das Osterfasten ab Karfreitag bis zur Osternachtfeier in der Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag. Obwohl der Aschermittwoch der erste Fasttag der Fastenzeit ist, wird kulinarisch noch einmal so richtig zugelangt. Vielerorts etablierte sich der sogenannte Heringsschmaus als feudales Verzehren von Fischen jeglicher Art – vielleicht um sich noch einmal so richtig satt zu essen oder aber um den Kater vom „Fåsnåchtserchtig“ zu vertreiben, wofür ein geschmackvoller Hering ja wahre Wunder wirken soll. Leider scheint dieser Brauch nicht mehr so populär zu sein wie in früheren Zeiten.
FASNACHTSBRÄUCHE AM ASCHERMITTWOCH. Ebenso abgekommen ist der Brauch des Hexeneinsperrens beim Auskehren am „Fåsnåchtserchtig“. Verlor eine Hexe beim „Zurfen“ (Kräftemessen mit einem Zuschauer durch beiderseitiges Ziehen am Hexenbesen), so wurde sie in den Stall gesperrt und erst am nächsten Tage wieder freigelassen, was für sie äußerst beschämend war, und ausgespottet wurde, wenn sie am Aschermittwoch noch im „Hexeg’wånd“ verstohlen ihren Heimweg antrat. Was sich aber schon seit geraumer Zeit als Aschermittwochbrauch etabliert hat, ist das „Laberasingen“ vor dem Rathaus. Das Ansinnen für dieses Konzert ist schlicht und einfach. Es dient dazu, damit die vier Laberagruppen die Lieder und Verse der jeweils anderen zu hören bekommen, da dies beim Auskehren ja nicht möglich ist. Und auch vom „Ratsche Seppele“, der wahrheitsgetreuen und unbestechlichen „Fåsnåchtserchtigzeitung“ sind am Aschermittwoch in den Imster Geschäften noch vom Auskehren übriggebliebene Exemplare zu bekommen. Das „Ratsche Seppele“ ist auch heuer verfügbar, alles andere aber leider Corona zum Opfer gefallen.
… ebenso diese Palmkätzchen – aber natürlich erst nachdem die verzierten Ostereier entfernt worden sind. RS-Fotos: Krismer