Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die Olympischen Spiele im Quarantänehotel

Fabian Krismer, Physiotherapeut der ÖSV-Speed-Athleten, über seine Erlebnisse in Peking

Eigentlich hätte es am 28. Jänner für den Imster Physiotherapeuten Fabian Krismer gemeinsam mit den Speed-Athleten des ÖSV-Teams Mitten ins Geschehen der vergangenen Olympischen Winterspiele in Peking gehen sollen. Für Fabian endete das Großevent aber kurz nach der Ankunft in China: Nach einem positiven Corona-Test musste er 14 Tage in einem Quarantänehotel in der Nähe des Olympischen Dorfs verbringen. Mit der RUNDSCHAU sprach Fabian Krismer über dieses Erlebnis.
15. März 2022 | von Mel Burger
Die Olympischen Spiele im Quarantänehotel
Bei der Ankunft in Peking war für Fabian Krismer zuerst noch alles in Ordnung, bis einige Stunden später das positive Corona-Ergebnis kam. Foto: Privat
Von Barbara Heiss

RUNDSCHAU: Wie sind Sie als Physiotherapeut zum ÖSV gekommen?
Fabian Krismer: Im Jahr 2016 habe ich mein Studium in Innsbruck an der FH Gesundheit abgeschlossen und direkt angefangen, in einer Praxis in Imst zu arbeiten. Zum ÖSV bin ich über einen Arbeitskollegen gekommen. Der hat schon lange vor mir das ÖSV-Team betreut und als er es dann gelassen hat, hab ich seinen Posten übernommen. Nun bin ich seit Sommer 2019 dabei und war im letzten Jahr bei der WM dabei und heuer bei der Olympiade. 

RS: Wann sind Sie nach Peking geflogen?
Krismer: Dadurch dass die Speed-Disziplinen (Abfahrt und Super G) bei dieser Olympiade als erstes dran waren, sind wir schon am 28. Jänner schon hingeflogen und wollten Mitte Februar wieder retour.

RS: Was ist dann passiert? 
Krismer: Corona war natürlich schon bei den Vorbereitungen ein großes Thema. Auch weil ich Anfang Jänner erst positiv getestet wurde. Deshalb hab‘ ich in Summe 15 PCR-Tests (inklusive CT-Wert-Bestimmung) vor unserem Abflug gemacht, um wirklich sicher zu gehen, dass ich die strengeren Corona-Auflagen, die in China herrschen, einhalten kann. Das hat dann auch alles gepasst und wir sind nach Peking geflogen. Am Ankunftsflughafen, der nur für die Olympia-Ankömmlinge geöffnet war, mussten wir uns einem sehr aufwendigen Untersuchungsverfahren mit Nasen- und Mundabstrich sowie Körperkerntemperaturmessung unterziehen. Da waren sie sehr genau. Die Tests, die sie in China durchführen, sind viel sensitiver als jene in Österreich. China hat den Grenzwerte bei der CT-Wert-Messung so bestimmt, dass alles unter 40 positiv ist. Über 40 ist negativ (bei uns 30).  Für die Olympischen Spiele gab es dann den Grenzbereich 35 bis 40. 

RS: Wie lange waren Sie dann in Quarantäne?
Krismer: Angekommen sind wir am 29. Jänner und bis 11. Februar war ich in Quarantäne. Nach den Tests am Flughafen sind wir drei Stunden in den Norden hinauf gefahren. Vor dem Zimmerbezug haben wir die Auswertungen bekommen. Da war ich dann positiv und bin gleich für zwei Tage in ein Einzelzimmer im Olympischen Dorf gekommen. Dann haben sie mich mit dem Rettungswagen in ein Isolationshotel circa eine halbe Stunde entfernt gebracht. Am Anfang war alles recht chaotisch. Mir ging es aber nich schlecht. Das Essen und Wasser haben Leute gebracht, die komplett mit einem Anzug vermummt waren. Ich musste täglich zwei Tests machen, Fieber-, Blutdruck- und Pulsmessen. Das ganze Gebäude wurde drei Mal täglich komplett mit Desinfektionsmittel besprüht. 

RS: Wann war Ihre Isolation zu Ende? Haben Sie von den Olympischen Spielen noch irgendetwas mitbekommen?
Krismer: Die Abfahrt war am 7. Februar, der Super G am 8. Februar. Ich kam allerdings erst am 11. Februar wieder frei. Einen Tag vorher wäre der geplante Heimflug der ersten Gruppe gewesen, am 12. jener der zweiten Gruppe, mit der ich auch hätte heimfliegen können. Als ich dann am 11. frei gekommen bin, wollte ich aber auf schnellstem Wege nach Hause und hab am gleichen Tag noch einen Flug genommen.

RS: Wie haben Sie sich die Zeit in Isolation vertrieben?
Krismer: Ich war glücklicherweise symptomfrei, hab aber in den ersten zwei bis drei Tagen aufgrund des Jetlags viel geschlafen. In der restlichen Zeit hab‘ ich viel für die Uni gemacht. Hab dann auch Wlan über den ÖOC bekommen. Die haben mir auch immer wieder Essenspakete geschickt. Ich hatte nur Bedenken, wie lange denn diese Isolation noch dauern wird. Ich habe jedes Mal mitgefiebert bei jedem einzelnen Test. Ich bin dann schlussendlich aber schneller heimgekommen als ich mir anfangs gedacht habe und war noch nie so froh, wieder im Flugzeug auf dem Weg nach Hause zu sitzen. 

RS: Vielen Dank für das Gespräch.
Die Olympischen Spiele im Quarantänehotel
Eine aufwendiges Test- und Messverfahren wurde von Zuständigen täglich an Fabian Krismer durchgeführt. Foto: Fabian Krismer

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