Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Fatale Machtdemonstration auf Indoorparty

Bewusstseinsverlust und Desorientierung ließ erste Veranstaltung abrupt enden

Neben dem ausgeklügelten Musikprogramm, der stressfreien Shuttlebusorganisation und genügend Personal für die erste Veranstaltung der Firma „Alpine Music“, gab es auch ein mit Fachleuten abgestimmtes Sicherheitskonzept. Alle Eventualitäten und Auflagen im Vorfeld mehrfach geprüft, wurde die Indoor-Party „Winter Beats“ jedoch von fremder Hand gefährlich sabotiert und dabei fremdes Leben aufs Spiel gesetzt.
3. Jänner 2023 | von Mel Burger
Fatale Machtdemonstration auf Indoorparty<br />
Die Party lief hervorragend ohne jeglichen negativen Vorfall oder Lärmbelästigung, bis gegen 22 Uhr das erste Opfer bei den Toiletten das Bewusstsein verlor. Foto: Alpine Music
Von Mel Burger

Immer wieder werden Fälle von KO-Tropfen oder anderen chemischen Substanzen in Getränken auf Veranstaltungen, bei Partys, Christkindlmärkten, aber auch einem normalen Barbesuch gemeldet. Gehen die Behörden derzeit nur in rund 20 Prozent der Fälle davon aus, dass es sich dabei um Übergriffe mit sexuellem Hintergrund handelt, so geht es beim Großteil um reine Machtausübung. Den Tätern, allein oder in Gruppen, geht es um den Kick, Menschen die Substanzen heimlich unterzujubeln und den Verlust über deren Bewusstsein zu beobachten. Auch wenn die Indoor-Party „Winter Beats“ in St. Leonhard bereits über 16 Tage her ist, ebbt der Schock über den Ausgang der Veranstaltung nicht ab. Gelang dem Neuunternehmer Maximilian Eiter mit der Organisation der Party für Jugendliche ab 16 Mitte Dezember ein Erfolg, so musste die Party aufgrund mehrfacher Bewusstseinsbeeinträchtigungen von Besuchern aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden.

ORGANISATION. Schon Wochen vor der geplanten Party kümmerte sich der 23-jährige Jungunternehmer Maximilian Eiter vorbildlich um die Planung der Veranstaltung. Für die Party selbst hatte er bekannte Disc Jockeys eingeladen und sie nach einem Zeitschema eingeteilt. Um die doch etwas schwierige An- und Abreise der Besucher zu bewerkstelligen, hatte er Shuttlebusse für Landeck, das Ötztal, Nassereith und Imst organisiert. Um einen konfliktfreien Ablauf zu gewährleisten, suchte er das Gespräch mit Bürgermeister Elmar Haid und Eventsicherheitsexperte Martin Dablander. Mit Dablander im speziellen, der neben seinem Posten als Bezirksrettungskommandant auch als selbstständiger Berater für Ausarbeitungen von Sicherheitskonzepten mit seiner Firma „Safe Event“ tätig ist, wurden konkrete Zahlen über die mögliche Größe bezüglich des Saales errechnet und auch die Tatsache, wie viel Personal für Service und Sicherheit nötig wären, erhoben. Ebenso wurde akribisch an einem Plan für Sicherheitsabsperrungen und Fluchtpläne gearbeitet.

SICHERHEIT. Mit mehrfachen und gewissenhaften Abstimmungen und dem Engagieren einer Sicherheitsfirma für Einlass, Ausweis- und Taschenkontrolle, war Eiter jeglicher Verpflichtung mehr als nachgekommen und durfte sich auf einen besonderen Abend freuen, der sein erster Event werden sollte. Zu Beginn wirkte alles ganz normal und Eiter konnte sich auf administrative Aufgaben konzentrieren. Die Shuttelbusse und der Vorverkauf griffen gut ineinander und die Party schien mit einer hervorragenden Zahl von zirka 450 Besuchern der erwünschte Erfolg zu werden. Kurz nach 23 Uhr jedoch kam es zu dem ersten Kontrollverlust einer jungen Frau im Toilettenbereich. Bürgermeister Haid, der mit seiner Gattin ebenfalls vor Ort war, unterstützte die Rettungskette, die von der Freundin des Opfers aktiviert wurde. Als kurz darauf zwei weitere Fälle bei der in der Nähe liegenden Raiffeisenbank bekannt wurden, kamen die ersten Vermutung hoch, dass es sich um KO-Tropfen handeln könnte.

MASSNAHMEN. Die Rettung von St. Leonhard reagierte äußerst professionell und übernahm die Versorgungen und Transporte ins Krankenhaus. Als mit fortschreitender Stunde ein weiterer Fall Hilfe benötigte, musste aufgrund fehlender Rettungsfahrzeuge die Veranstaltung von den Behörden gegen 2 Uhr 30 beendet werden. Eiter, der mit seinem Team trotz niederschmetternder Tatsachen kühlen Kopf bewahrte, kümmerte sich um den vorgezogenen Abtransport aller Gäste durch die Busse. Dass später insgesamt neun Opfer betroffen waren, kann Eiter und seinem Team nicht angelastet werden, hatte er sich doch vorbildlich um alle Maßnahmen gekümmert. Die laufenden Untersuchungen zu dem Fall, betreffend dem Täter oder der Substanz, gehen von einem leichtsinnigen und gefährlichem Machthunger oder Sabotage aus. Auch Haid erklärte gegenüber der RUNDSCHAU: „Maximilian hat professionell und umsichtig die ganze Veranstaltung geplant, sich über jegliche Eventualitäten informiert und sogar bei dem enttäuschenden Ausgang alles ihm mögliche unternommen, um ein sicheres Heimkommen zu organisieren.“
 
FAZIT. Auch lobte Haid das Aufräumen am nächsten Tag und hofft, dass Eiter nicht der bittere Beigeschmack des Abends unrechtmäßig angelastet wird. Nur Eigenverantwortung kann in solchen Fällen helfen, wobei schon seit langem vor offenen Getränken gewarnt wird. Eine neue Präventionskampagne fordert gratis Drogen-Testarmbänder für alle Frauen bei Veranstaltungen, um potentielle Opfer zu schützen. Ein Fall von so vielen Opfern war in Tirol noch nicht aktenkundig und hinterlässt viele Fragen wobei gehofft wird, dass Besucher aller Events vorsichtiger werden.

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