Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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God save the King

Eine kleine „British Community” hält die Fahnen des Vereinigten Königreichs im hinteren Ötztal hoch

Engländer, Schotten, Iren, Waliser - auf der Insel sind sie sich nicht immer „grün”. Aber weit weg von ihrer Heimat und Kultur sind sich die Briten bei uns in den Bergen fast immer einig. „Nice to see you, how are you?” - stets freundlich und zuvorkommend begegnen uns die wetterfesten Angelsachsen fast täglich in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Ganz besonders aber in ihren geliebten Pubs und Kneipen. Die RUNDSCHAU traf bei einem Streifzug durch Sölden auf so manche Persönlichkeit dieses lebenslustigen Inselvolkes.
18. Oktober 2022 | von Christoph Hablitzel
God save the King
Dermot O'Donoghue und Colin Pontefract, der Ire und der Engländer vereint in ihrem „Wohnzimmer ”- dem Pub (v.l.). RS-Foto: Hablitzel
Von Christoph Hablitzel

„It could be worse” - es könnte schlechter laufen, sagt Colin aus Leeds, der mittlerweile schon über 20 Jahre in Sölden lebt. „Ich war schon seit meiner Kindheit immer gene und oft in Österreich, deshalb war für mich klar, dass ich hier einmal sesshaft werde”, sagt der Skilehrer.
„Ich kenne da im Dorf jeden und schätze auch die Anerkennung, die mir von den tollen Menschen hier entgegengebracht wird”, fügt der promovierte Psychologe hinzu. Auch wenn sich die Community hierzulande wohlfühlt, sind sie doch gerne unter sich. „Ja, man trifft sich gerne zum Meinungsaustausch”, ergänzt Colin, der vielen hier als „Der Engländer mit dem Hut” bekannt ist.

BRITEN IM BEZIRK IMST. Aktuell leben ca. 60 Briten im Bezirk Imst, die meisten kamen der Liebe wegen in unser Land. Nicht so Dermot, den es beruflich zuerst nach Wien verschlug, und der mittlerweile in Sölden gelandet ist, wo er das örtliche Pub leitet. „Ich habe nicht mehr vor, von hier wieder wegzuziehen”, meint der Engländer mit Irischem Pass. „Aufgrund meiner irischen Vorfahren bekam ich die Irische Staatsangehörigkeit, die mir nach dem Brexit vieles in der EU leichter macht”, sagt der begeisterte  Golfer aus Coventry.

KOMMUNIKATIONSZENTRUM PUB. Zu den wichtigsten Begegnungstätten der Briten gehört zweifellos das Pub. Ob jung oder alt, arm oder reich, hier fühlen sich einfach alle wohl. „Wir haben immer etwas, worüber wir uns unterhalten”, sagt Lily. Die zierliche Schottin steht an der Dorfstaße und zeigt auf das Pub wo sich die Community des öfteren trifft. „Die Prima Causa ist hier immer noch der Wechsel an der Spitze der Monarchie. Man muss nicht unbedingt Royalist sein um darüber zu sprechen”, sagt Peter, ein Schotte aus Aberdeen, der, so wie andere Briten auch, ein Appartement in einem von einem Engländer erbauten Gebäudekomplex, im nahen Zwieselstein erworben hat. „Sonst sprechen wir halt über das Wetter“, meint Nick aus Nottingham mit einem Schmunzeln.

SPRACHE SCHWERE SPRACHE. Einig sind sie sich, was das Erlernen der Deutschen Sprache betrifft. „Da hier fast jeder gut Englisch spricht, ist es für uns schwer die Sprache zu erlernen. Man muss einfach dran bleiben und immer wieder daran erinnern, dass mit uns auch gerne auf Deutsch gesprochen werden kann”, erläutert Colin. Genervt vom ständigem Regen und ihre Passion zum Snowboarden bewog Hannah aus Bath nach Tirol zu kommen. Als Reiseleiterin ist sie schließlich vor 15 Jahren im Ötztal gelandet. Mittlerweile ist sie wieder in ihrem angestammten Beruf zurück und arbeitet als Landschaftsgärtnerin in einer renommierten Gärtnerei in Schlierenzau. „Das einzige was ich manchmal vermisse, ist unsere tolle Pubkultur, sonst finde ich es aber traumhaft hier und kann mir nicht vorstellen, nach England zurückzukehren”, meint die stets lustige Südengländerin.

NACH WIEN. Im übrigen leben in Österreich, nach Wien, in Tirol die meisten Briten. Wohl nicht nur der Berge und dem Schnee wegen. So wie bei Rosemarie aus Birmingham, die einst als Aupair-Mädchen nach Obergurgl kam und dann einen Skilehrer heiratete. „Es ist schön, hier zu leben”, ergänzt John, der Nordire, der als Kranfahrer im Jahr 2000 nach Längenfeld kam. Auch wenn der Brexit es so manchen von der Insel nicht gerade leichter gemacht hat hier zu bleiben: „An einen „ÖXIT“ denken wir nicht”, schließt Colin schmunzelnd ab. Und das ist gut so. Cheers!
God save the King
Hannah Gathrill aus Somerset, seit 15 Jahren schon im Ötztal. Die Gärtnerin liebt die sportliche Vielfalt in Tirol. RS-Foto: Hablitzel
God save the King
Nick Houghton und Natalie Davies, das Paar aus Nottingham verbringt jede freie Minute im Ötztal.
RS-Foto: Hablitzel

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