Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Ausbruchskünstler

20. Juli 2021 | von Meinhard Eiter
Ausbruchskünstler
Liebe Freunde der Haustierhaltung!

Auch wenn die Sache statistisch ähnlich unwahrscheinlich ist wie ein Sechser im Lotto oder der Tod durch Blitzschlag, schenken wir seltensten Ereignissen große Aufmerksamkeit. Heuer im Sommer sind das unangenehme Begegnungen mit Schlangen. Zwei Mal verirrten sich hierzulande Pythons in Toiletten der Nachbarn. Dabei wurde einer der Betroffenen sogar in sein allerbestes Stück gebissen. Noch viel schlimmer erwischte es den Halter von Giftschlangen. Er wurde beim Füttern seiner Hornviper nach einer Unachtsamkeit in den Handrücken gebissen. Für den 24-jährigen Tierliebhaber kam jede Hilfe zu spät. Derart dramatische und Angst einflößende Geschichten emotionalisieren uns so sehr, dass wir mehr Fachwissen anfordern. Ein Experte, der im Wiener Haus des Meeres die Giftschlangen betreut, klärt auf. Schlangen bauen im Gegensatz zu anderen Haustieren wie Hunde oder Katzen keinerlei Bindung zu ihren Haltern auf. Außerdem sind sie sehr neugierig. Und neigen daher zur Flucht. Bei ihrer Sehnsucht nach Entdeckungsreisen sind sie wahre Ausbruchskünstler. Das Erklimmen eines Abflussrohres bis ans obere Ende, die Kloschüssel, ist für die muskulösen Reptilien kein Problem. Ob man sich nun durch die prophylaktische Wasserspülung vor einem Klogang ausreichend vor Boas und anderen exotischen Fluchttieren schützen kann, vermag der Fachmann nicht seriös zu beantworten. So wie die Frage, ob man Schlangen nun autoritär oder einfühlsam erziehen sollte. Während man Hunden relativ einfach beibringen kann, dass sie in die Hand, die sie füttert, nicht beißen sollen, verhalten sich Schlangen diesbezüglich beratungsresistent. Und ziemlich undankbar. Aber vielleicht ist das ja nur Heimweh. Und die Viecher wollen in Wahrheit nur rasch nach Hause!

Meinhard Eiter

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben