Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Blank liegende Nerven

11. Jänner 2022 | von Meinhard Eiter
Blank liegende Nerven
Liebe Freunde des Stammtisches!

So ein monatelang sinnentleert diskutierter Virus drückt auf die Stimmung. Das verwandelt mitunter sogar fröhliche Menschen in missmutige Gesellen. So geschehen unlängst bei unserer Kartenspielrunde. Es war am Abend vor Weihnachten. Wir hatten uns soeben zu einer Würfelpartie vereinbart. Einer aus unserem Quartett wollte vorher noch etwas essen. Er entschied sich für Wildfleisch. Statt Spätzle hätte er gerne Knödel gehabt. Das gab es nach Rückfrage in der Küche leider nicht. Also bestellte unsere Freund das Gericht so, wie es auf der Karte stand. Als der Kellner das Essen brachte, eskalierte die Situation. Die Beilage war kalt. Statt die Bedienung höflich zu fragen, ob man den Teller nochmal kurz in den Mikrowellenherd stellen könnte, drehte unser Kumpel völlig durch. Er schickte das Essen zurück und befahl dem Kellner, er möge dem Koch den Stinkefinger zeigen. Hunger habe er jetzt jedenfalls keinen mehr. Schlagartig kippte die Heiterkeit unserer bierseligen Runde in eine schaurige Szenerie. Denn jetzt verlor auch noch unser Wirt seine Nerven. Gäste, die sich so benehmen, hätten in seinem Haus nichts verloren, meinte der Chef. Und schickte seinen treuen Stammgast nach Hause. Seither herrscht Funkstille. Zum Leidwesen unserer jahrzehntealten Stammtischrunde. Keiner der beiden Sturköpfe hat es bisher geschafft, die Sache freundschaftlich aus der Welt zu schaffen. Mich trifft das hart. Nicht nur, weil ich beide gerne mag. Sondern weil ich mir ernste Sorgen um den Fortbestand unserer Spielrunde mache. Freitagabende ohne Watten, Jassen oder Würfeln wären für mich ein Kulturschock. Einen Lokalwechsel muss ich auch nicht haben. Weil ich persönlich ja mit dem Wirt und seinen Gästen immer sehr zufrieden war!

Meinhard Eiter

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