Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Bunte Flimmerkiste

24. August 2021 | von Meinhard Eiter
Bunte Flimmerkiste
Liebe Freunde der Television!

Ich war fünf Jahre alt, als bei uns der erste Fernseher ins Haus kam. Meine beiden älteren Brüder hatten mit ihrem ersten ersparten Geld eine Flimmerkiste gekauft. Anlass war die Olympiade 1964 in Innsbruck. Obwohl in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, fühlten wir uns damals schlagartig privilegiert. Die Burschen aus der ganzen Nachbarschaft kamen zu uns ins Wohnzimmer, um die sportlichen Wettkämpfe zu verfolgen. Die Bildqualität war aus heutiger Sicht katastrophal. Schwarz-Weiß. Und meist so stark flimmernd, dass man nicht sagen konnte, ob es da am Sendeplatz schneit oder nicht. Damals gab es ein TV-Programm. Ein paar Jahre später dann die nächste Sensation. Unser Nachbar hatte eine Spezialantenne, mit der wir über das Deutsche Fernsehen Fußballspiele von Bayern München ansehen konnten. Ein weiterer Höhepunkt folgte Anfang der 70er-Jahre. Da gab es dann das Farbfernsehen. Für uns gerade rechtzeitig zur Fußball-WM 1974 in Deutschland. Seither durften wir viele weitere Innovationen erleben. Satellitenempfang. Kabel-TV. Eine Hundertschaft an Programmen. Und die Geräte selbst wandelten sich von der 20 Kilo schweren Kiste hin zu zarten Flachbildschirmen in gestochen scharfer Bildauflösung. Mittlerweile habe ich selbst längst mein 50-jähriges TV-Jubiläum gefeiert. Und neue Erkenntnisse gewonnen. Die bewegten Bilder sind nicht nur bunt. Sie sind auch eingefärbt. Von politischen Parteien. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen unterliegt der Macht der jeweils Regierenden. Lange nominierten bei uns die Roten den ORF-Chef. Seit kurzem strahlt unser Staatsfunk unter der Regie eines von türkisen und grünen Politikern nominierten Generals seine Sendungen aus. Ich werde das filtern. Mit einer rosaroten Brille.

Meinhard Eiter

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