Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die alten Wischer

8. Feber 2021 | von Meinhard Eiter
Die alten Wischer
Liebe Freunde des Handtelefons!

Wir alle kennen den legendären Spruch des deutschen Ex-Kanzlers Konrad Adenauer, der eine Meinungsänderung wie folgt kommentierte: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Mir geht es bei meiner Selbstreflektion ähnlich. Konkret erinnere ich mich daran, dass ich noch vor ein paar Jahren über die Jungen im Umgang mit ihren „Wischhandys“ gewitzelt habe. Leute, die im Zug sitzen und statt direkt miteinander zu reden sich über Smartphones austauschen, habe ich milde belächelt. Inzwischen besitze ich selbst so ein Ding. Meine Frau und meine Kinder meinten, ich bräuchte das, um regelmäßig die Digitalfotos unserer Enkel genießen zu können. Wie recht sie doch hatten – das ist wirklich eine Supersache! Doch ich bin längst eine Stufe weiter. Zahlreiche Nachrichtendienste piepsen mir laufend nutzloses Wissen auf mein Gerät. Und die vielen WhatsApp-Meldungen meiner Freunde erhellen mein Gemüt. Lustige Sprüche, Bilder, Videos und vieles mehr halten mich mit Freunden in Kontakt. Die meisten von ihnen sind wie ich 60 plus und haben offensichtlich Freude am Leben. Gerade in der virusbedingten Isolation bietet das Handy einen brauchbaren Ersatz für sonst derzeit nicht mögliche soziale Kontakte. Ich, der einst selbstgerecht am Besten wusste, was anderen in der Kommunikation gut tut, bin längst eines Besseren belehrt. Diese Handtelefone sind wirklich smart. Sie schaden, wie ich glaube, meinem Ego nicht. Und ob das nun intelligent oder dumm ist, was ich hier treibe, ist mir ziemlich egal. Mein „Wischhandy“ garantiert mir Kontakt zur Außenwelt. Es lässt mich Kindskopf sein. Ich kann meinen Abenteuern im Kopf freien Lauf lassen. Und selbst entscheiden, was ich weiterleite oder nicht. Ganz einfach großartig!

Meinhard Eiter

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