Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Urnengang ins Eheglück

30. August 2022 | von Meinhard Eiter
Urnengang ins Eheglück<br />
Liebe Freunde der trauten Zweisamkeit!
Wenn Menschen zu Urnen schreiten ist das meist ein schmerzlicher Abschied von einem Verstorbenen. Auch die Kiste, in die wir bei Wahlen unsere Stimmzettel werfen, wird im Volksmund gerne Urne genannt. Und dieser Urnengang ist für viele Wähler mitunter auch ein trauriger Schritt. Trotz großem demokratischen Angebot – bei der Tiroler Landtagswahl am 25. September treten heuer neun (!) Listen an – ist die Zahl der Unentschlossenen wohl so hoch wie noch nie. In Zeiten von Krieg, Pandemie und Teuerung steigt die Politikverdrossenheit. Die Entscheidung, welchen Parteien und Kandidaten man das Vertrauen schenkt, fällt schwer. Auch, weil es nach der Wahl für die künftig Regierenden Allianzen braucht. Koalitionen sind so etwas wie eine Vernunftsehe. Oder drastisch formuliert eine Zwangsverheiratung. Es gibt dazu einen platten Stammtischwitz. Wann hast du deine Frau kennen gelernt? Zwei Wochen nach der Hochzeit! Politisch ist das noch schwieriger als privat. Denn da müssen sich Leute nach der Wahl zusammentun, die vorher aneinander kein gutes Haar gelassen haben. Geht es nach den aktuellen Umfragen, könnte in Tirol eine traute Zweisamkeit gar nicht ausreichen, um einen gemeinsamen Haushalt zu führen. In diesem Fall bräuchte es dann schlüpfrig formuliert einen „flotten Dreier“ zur Mehrheitsbildung. Was einem bunten Treiben in Schwarz, Rot, Pink und/oder Grün gleichkäme. Wie sexy so etwas für das Volk ist, entscheiden die Wähler. Das wiederum heißt, wir müssen uns gut überlegen, „für wen“ und weniger „gegen wen“ wir sind. Denn – bei aller Liebe zur Opposition – letztlich leiden immer die Kinder, wenn Papa und Mama dauernd streiten. Und in einer Küche verderben, wie der Volksmund weiß, viele Köche den Brei.
 

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