Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Wenn Helden streiken

6. Dezember 2022 | von Meinhard Eiter
Wenn Helden streiken
Liebe Freunde systemrelevanter Berufe! So rasch ändern sich die Zeiten. Als vor mehr als zwei Jahren das bis dahin unbekannte Corona-Virus die Menschen rund um den Erdball in Angst und Panik versetzt hat, verwandelte sich unser Leben schlagartig. Plötzlich waren Putzfrauen, Verkäuferinnen, Pflegehelferinnen oder Bus- und Lastwagenfahrer wichtiger als Juristen, Historiker, Steuerberater oder Beamte. Die ganze Welt verneigte sich vor jenen Arbeitskräften, die unter physischer und psychischer Belastung unseren Alltag am Laufen hielten. Die Leistungen dieser Leute wurden beklatscht, besungen und frenetisch gefeiert. Alle, die sich mit ganzem Herzen für die Aufrechterhaltung unseres Systems den A… aufgerissen haben, wurden zu Helden erklärt. Jetzt, nicht allzu viele Monate später, ist plötzlich alles wieder wie es war. Das Virus hat seinen Schrecken verloren. Und das viel zitierte 3G hat sich von geimpft, genesen und getestet in Geiz, Gier und Geilheit verwandelt. Kaum scheint die Krise überwunden, kriechen die vorher schier hilflosen Mächtigen und Reichen aus den Löchern und tun, was sie immer schon getan haben: die Leute, die wirklich arbeiten, nicht gerecht dafür zu entlohnen. Bestes Beispiel dafür sind die jüngsten Gehaltsverhandlungen der Gewerkschaften. Während traditionell starke Arbeitnehmervertretungen wie die der Metaller oder der öffentlich Bediensteten relativ rasch eine Einigung über Lohnerhöhungen erzielten, mussten die im Handel tätigen Kräfte zittern. Speziell Frauen, die ohnehin bereits am untersten Lohnniveau ihr Dasein fristen, mussten und müssen darum kämpfen, dass sie das durch die Teuerung und die Inflation entstandene Finanzloch ausgleichen können. Das erinnert an Krieg – auch da sind die wahren Helden am Ende tot!
 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben