Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Der Kontrabass“ als Gastspiel der „Arche Noe“

Peter Mair begeistert als tragikomische Figur in Patrick Süskinds Monolog auf der Bühne Imst Mitte

Gleich als Vorwarnung: Das Stück „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind wird nur noch an diesem Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr in Imst gezeigt. Ein Besuch kann absolut empfohlen werden, da Schauspieler Peter Mair – Humiste-Fans längst aus zahlreichen Produktionen bekannt – auch dieses Mal wieder zu Höchstleistungen aufläuft, in dieser Tragikomödie als mit seinem Leben völlig unzufriedenem Kontrabassisten.
24. Mai 2022 | von Agnes Dorn
„Der Kontrabass“ als Gastspiel der „Arche Noe“
Der Kontrabassist (Peter Mair) erklärt, weshalb Wagner und Mozart heillos überschätzt werden. RS-Foto: Dorn
Von Agnes Dorn

Mit einem Lobgesang beginnt Peter Mair als scheinbar überaus begeisterter Musiker des Staatsorchesters seinen Auftritt: Der Kontrabass sei mit Abstand das wichtigste und völlig unverzichtbare Instrument jedes Orchesters: „Jeder Musiker wird Ihnen gern bestätigen, dass ein Orchester jederzeit auf den Dirigenten verzichten kann, aber nicht auf den Kontrabass“, so der schwärmende und in seiner Euphorie äußerst überzeugende Gastschauspieler. Der Zuschauer ist da vielleicht noch geneigt ihm zu glauben, denn Mair bringt die Argumente für die Wichtigkeit seines Instruments nur allzu dramatisch vor. Doch schon bald kippt die Stimmung, scheinbar ohne einen von außen hinzukommenden Einfluss und die wahre Gesinnung des Musikers zu seinem Instrument kommt zum Vorschein.
„Der Kontrabass“ als Gastspiel der „Arche Noe“
Die Liebe zur Sopranistin Sarah treibt den Musiker zur Verzweiflung. RS-Foto: Matt
SCHULD IST DER KONTRABASS. Denn eigentlich könne man einem Kontrabass gar keine schönen Töne entlocken und das Instrument sei mit seiner Größe und Wuchtigkeit nur hinderlich. Er selbst sei nur ein mittelmäßiger Musiker und nur aus Rache an seinen Eltern beamteter Staatsmusiker geworden, tönt Mair da von der Bühne, die ihm mitten in der lärmenden Großstadt dank schallgeschützter Wände zu einem allzu stummen Proberaum geworden ist. „Der Kontrabass ist das scheußlichste, plumpeste, uneleganteste Instrument, das je erfunden wurde“, ereifert sich Mair immer stärker gegen seine anfangs als große Passion dargebrachte Berufswahl. Doch es geht noch weiter und der Zuhörer wird flugs eingeführt in das Drama seines Lebens, das der großartige Kufsteiner Schauspieler in Gestalt des namenlosen Kontrabassisten mit viel Pathos vor seinem Publikum auszubreiten beginnt. Schuld an allem hat indes der Kontrabass als Wurzel allen Übels: „Können Sie mir sagen, wieso ein Mann Mitte Dreißig, nämlich ich, mit einem Instrument zusammenlebt, das ihn permanent behindert – menschlich, gesellschaftlich, verkehrstechnisch, sexuell und musikalisch nur behindert?“
„Der Kontrabass“ als Gastspiel der „Arche Noe“
Nicht immer jugendfrei wirkt die Beziehung zu seinem Instrument. RS-Foto: Matt
VON LIEBE ZU HASS. Peter Mair ist dem Imster Publikum schon lange ein Begriff: Ob im „Weibsteufel“ von Karl Schönherr, in „Vincent will Meer“, in „Die Geburtstagsfeier“ oder „Das Abschiedsdinner“ – Mair überzeugt stets mit einer Interpretation der jeweiligen Rolle, die durchaus unterschiedlicher nicht sein kann, und rückt selbst feinste Nuancen der Charaktere perfekt ins Bild. Und so scheint es auch beim Kontrabassisten unmöglich zu sein, ihn in eine vorgefertigte Schublade zu stecken. Denn sobald man sich sicher scheint, ein endgültiges Urteil über die Figur fällen zu können, kommt wiederum ein neuer Aspekt zum Vorschein und der Zuschauer kommt nicht drum herum, mit dem Musiker mitzuleiden, über ihn zu lachen oder schockiert zu sein. So vielseitig wie jeder menschliche Charakter, so vielseitig ist auch die Gestalt des Kontrabassisten, die Mair mit viel Herzblut zum Leben erweckt. Inszeniert hat das 1980 von Patrick Süßkind geschriebene und 1981 in München uraufgeführte Stück für das Theater in der „Arche Noe Kufstein“, dessen Gründer und Leiter Stefan Bric, der auf jegliches unnötiges Accessoire verzichtet und als einzige Requisiten nur den übermächtigen Kontrabass sowie einen überdimensionalen Plattenspielerkasten, Bierflaschen und einen Hocker auf der ansonsten schwarzen Bühne zulässt.

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