Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

„Fragmente“ in der Imster Hörmann-Galerie

Ausstellungsdebüt von Raimund Wulz

Am vergangenen Donnerstag stand nach längerer Pause wieder eine Ausstellungseröffnung in der Galerie Theodor von Hörmann am Programm. Der in Vorarlberg geborene und in Telfs ansässige Architekt präsentierte erstmals einen kleinen Ausschnitt seines vielschichtigen und umfangreichen Werkes, einfühlsam und mit eigenen Kompositionen von Maria Ma am Hackbrett begleitet. Darüber hinaus „debütierte“ Kathrin Deisenberger als Gastgeberin und Nachfolgerin von Andrea Schaller als Leiterin des Kulturbüros der Stadt Imst.
22. September 2020 | von Friederike Bundschuh
„Fragmente“ in der Imster Hörmann-Galerie
„Fragmente“ mit 32 Werken von Raimund Wulz in der Hörmann Galerie. Im Bild: Bürgermeister Stefan Weirather, Kathrin Deisenberger, Raimund Wulz, Kuratorin Dora Iliova, Andrea Schaller und Sponsorvertreter Christian Seiser (v.l.) RS-Foto: Bundschuh
Von Friederike Bundschuh

„Es ist trotz aller schwierigen Umstände gelungen, diese Veranstaltung durchzuführen mit einem gewissen Maß an Vertrauen“, eröffnete Bürgermeister Stefan Weirather die Vernissage. Die begeisterten Besucher hatten Platzkarten, es herrschte Maskenpflicht im Inneren, Erfrischungen wurden draußen am Stadtplatz gereicht und Maria Ma sorgte mit ihrem Hackbrett für den passenden musikalischen Rahmen, nicht zuletzt mit einer Eigenkomposition zum „Nepalzyklus“ von Raimund Wulz. Ein herrlicher Sommerabend im Zeichen der Kultur.

REALE ARCHITEKTUR UND INSPIRATION. „Die Art von Raimunds Arbeiten leitet sich aus seinem Inneren ab, stets in ehrlicher Auseinandersetzung mit dem was ist, mit dem was ihn im Moment berührt oder bewegt“, so Kuratorin Dora Iliova. Und weiter: „Die Zeichnung hat seit jeher eine besondere Bedeutung in seinem Leben. Während seiner 30-jährigen Berufserfahrung als Architekt sind neben Projektskizzen viele Freihandstudien entstanden. Seine Architekturausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien hat er mit Auszeichnung abgeschlossen. Die prägendste Erfahrung aus dieser Zeit ist seine Studienreise nach Nepal. Gemeinsam mit vier Freunden hat er drei Monate auf 3700 Metern in einem tibetanischen Dorf verbracht. Diese Reise hat nicht nur seine Haltung zur Architektur und Baukultur bestimmt, sondern auch seine Haltung zum Leben, zum Dasein und zu den Wertigkeiten in seinem Leben insgesamt.“ Die damals entstandenen Freihandskizzen und Zeichnungen sind im Taragon Museum in Kathmandu ausgestellt und ein einzigartiges Dokument des baukulturellen Reichtums von Nepal. Raimund Wulz lässt sich durch seinen Alltag, Reiseerlebnisse, unterwegs erlebte Kultur, urbane Räume und vielem mehr inspirieren für seine Werke. Ende 2019 entstand der sogenannte „Nepalzyklus“. Auch persönliche Ereignisse werden in seinen Werken aufgearbeitet, die in verschiedenen Techniken ausgeführt sind.

UMFASSENDE TECHNIK-PALETTE IM EMOTIONALEN SCHAFFUNGSPROZESS. Der Künstler experimentiert, arbeitet viel mit Leim und Kleister vermischt mit Pigmenten wie Holzkohle oder Bitumen und findet so seinen Weg, auch in der Aktmalerei. Das Auftragen der Farbe passiert mit unterschiedlichen Materialien wie Papier oder Pinsel. „Ich hab das ja nicht gelernt, es hat mir niemand gesagt, das gehört so oder eben anders. Mein Ziel ist die Entdeckung an sich, Malerei und Grafik ergänzen sich, die kraftvollen Striche finden sich überall wieder“, so Raimund Wulz im RUNDSCHAU-Gespräch. Stumpfe mineralische Farben sprechen ihn an, Öltechnik möchte probiert werden, nur glänzende Farben wie Acryl „sind nicht so seines“. „Linien und Flächen überlagern sich, indem Gefühle und Emotionen präsent sind“, so Dora Iliova, es „entsteht ein Dialog zwischen dem Künstler und dem ,großen Ganzen‘. Das Unbewusste bekommt Raum und materialisiert sich. Es geschieht in einem sehr intensiven Schaffensprozess bei absoluter Hingabe und Selbstauflösung, indem die Hand über das stetige Tun eine neue Harmonie und Ordnung gestaltet.“ 

FRAGMENTE OHNE TITEL. Viele der ausgestellten 32 Werke tragen keine Titel, denn der Betrachter soll selber interpretieren. So kann ein Werk einen urbanen Grundriss zeigen, es kann aber auch ein Tor sein. Dazu Wulz: „Wenn ich das Bild als ,Tor‘ benenne, dann ist es für alle ein Tor. Ohne Titel sieht der Betrachter aber vielleicht etwas, das ich selber gar nicht drin gesehen habe. Denn die Werke kommen aus dem Unbewussten, sollen daher die Freiheit haben, die Betrachter nicht zu beeinflussen. Nur bei ganz klaren Sachen gibt es Namen, zum Beispiel in Nepal eine Hängebrücke oder einen Muli-Treiber.“ Raimund Wulz sieht seine Kunst als Ausgleich zum Architekturschaffen, sieht sein Tun als „Wagnis“. „Man steht vor einer weißen Leinwand und weiß nicht, was jetzt zu machen ist und trotzdem entsteht etwas. Das hat mit Wagnis zu tun.“
„Fragmente“ in der Imster Hörmann-Galerie
Eine dreimonatige Studienreise nach Nepal prägt Wulz´ Werke. 2019 entstand der „Nepalzyklus“ von Raimund Wulz. Im Bild „Yak“ 149 x 150, Pigmente auf Leinen (2019). RS-Foto: Bundschuh

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben