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Premiere von „Isabella und Er“ in Imst

Humiste-Uraufführung von Hartwig Ladners Erstlingswerk

Der gebürtige Strengener und in Landeck ansässige Hartwig Ladner fühlt sich auf, hinter und vor der Bühne seit vielen Jahren in seinem Element. Die Idee des Schreibens von Theaterstücken kam ihm erst vor ein paar Jahren, angeregt durch einen Dialog zwischen einer schönen Frau und einem Soldaten in einem amerikanischen Weihnachtsfilm.
22. März 2022 | von Friederike Bundschuh
Premiere von „Isabella und Er“ in Imst
Isabella (Judith Peintner) trifft in einer Bar auf „Mister Unbekannt“ (Andreas Flür). Beide vereinbaren, sich für den Rest dieser Nacht nur die reine Wahrheit, nichts als die Wahrheit zu sagen. RS-Foto: Bundschuh
Von Friederike Bundschuh

„Ich bin mit dem Theater durch die Heimatbühne Strengen in Berührung gekommen, eine klassische Dorftheaterbühne, die mein Vater gegründet hat. Mit 16 Jahren spielte ich das erste Mal mit. Zunächst habe ich meistens den Lustigen gespielt, weil man da einfach ausprobieren kann, was funktioniert. Jetzt übernehme ich auch öfter die Regie und spiele nach wie vor mit. Anfang der 2000er Jahre kamen dann die Arlberger Kulturtage, da wurde Felix Mitterers ,Heim‘ gespielt im Fluchttunnel des Arlbergtunnels, den gibt es heute gar nicht mehr. Da habe wir mit dem Theaterpädagogen Christian Suchy gearbeitet und ich bin dabei zum ersten Mal mit Rollenarbeit in Berührung gekommen und habe begonnen, auch bei anderen Bühnen mitzuspielen. Im Jahr 2015 habe ich eine Ausbildung gemacht zum Kinder- und Jugendtheaterspielleiter. Seither übernehme ich sehr gerne die Regie, spiele aber immer wieder gerne mit.“

EIN THEATERSTÜCK ENTSTEHT. Hartwig Ladner im Originalton: „Das Schreiben an sich hat mich eigentlich immer geschreckt, ich habe mir gedacht ‚Das ist zu kompliziert, das kann ich nicht.‘ Während meiner Ausbildung 2015 habe ich einen Weihnachtsfilm gesehen, da gab es zu Beginn eine Szene in einer Bar, in der eine Frau und ein amerikanischer Soldat sich begegnen und ein Gespräch beginnen. Das Gespräch hat sich sehr interessant entwickelt, die Situation hatte etwas Faszinierendes für mich. So habe ich begonnen, darüber zu schreiben, etwa vier Seiten. Die sind dann lange ‚dahingedümpelt‘. Irgendwann kam der Impuls, der mich dazu veranlasst hat, damit weiterzuarbeiten. So entstanden in kurzer Zeit Aufbau und die Story zu dem Stück. Der Gedanke dahinter ist: ‚Was wäre, wenn zwei Menschen, die sich nicht kennen und sich begegnen, beschließen, sich bedingungslos die Wahrheit zu sagen und nur über Dinge reden, die sie wirklich berühren und beschäftigen‘. Es geht um die Frage, was bricht da auf, vor allem wie vielschichtig sind die Menschen, denen man begegnet, wie schnell ist man mit Schubladisieren? Was passiert, wenn man ehrlich zueinander ist und erkennt, was der andere mit sich herumträgt, und diesem eine ehrliche Meinung sagen muss, auch wenn es derjenige nicht hören will. Die Geschichte wurde für mich zum Bühnenstück, das ich der Roswitha Matt geschickt habe. Sie meinte, sie könnte sich das gut vorstellen, und so ging es relativ schnell bis zur Uraufführung heute. Ich habe nicht damit gerechnet, es war eigentlich ein Stück mehr für mich, umso mehr freue ich mich, dass es heute auf die Bühne kommt!“

ISABELLA UND DER FREMDE. Eine Bar im Nirgendwo, 21.12 Uhr: Ein Unbekannter sitzt an der Bar, trinkt Wodka, eine schöne Frau setzt sich zu ihm. Schon der Beginn des Dialogs lässt einen spannenden Abend erwarten: „Wieviel die Stunde? Oder rechnen Sie nach Dienstleistung ab? Kuscheln, Blasen oder Ficken?“ Sie: „Also bitte, das ist doch nicht zu glauben! Wenn das Ihre Anmachmasche ist, dann ist das einfach nur dämlich!“ Er: „Wenn das meine Anmachmasche ist, würde das implizieren, dass ich Sie anmachen will.“ Beide vereinbaren im Laufe des Abends, sich heute Nacht nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, und durchleben erst in der Bar, später dann in seinem Atelier, einer alten Fabrik und im Sonnenaufgang, einen Prozess von Anziehung und Ablehnung, die sich immer wieder in untergriffigen Attacken Bahn bricht, die ihren Ursprung in tiefem Misstrauen hat aufgrund traumatischer Erlebnisse beider. Der Weg durch die Nacht bis zum Sonnenaufgang ist schmerzhaft, nicht bewältigte seelische Belastung und verdrängte Schuld prägen das Denken und Tun von Isabella und „Mister Unbekannt“ wie sie ihn nennt. „Es werden alltägliche Dinge besprochen, aber wenn man die Wahrheit und nur die Wahrheit sagen muss, werden Gespräche schnell viel intensiver, gemeiner, gefährlicher“, so Autor Hartwig Ladner. Das Stück fordert die Darsteller und gönnt auch dem Publikum nur selten Momente des Durchatmens. Eine Herausforderung für Judith Peintner als Isabella und Andreas Flür als „Mister Unbekannt“, die beide fulminant meistern, sie präsentieren eine Nacht, die an Themen nichts offenlässt, Krankheit, Verlust, Gewalt, Angst, Einsamkeit, Unsicherheit, Tod, Schönheit, den Prozess des Alterns, künstlerisches Talent, Selbstreflexion und vieles mehr. Ein Abend, der zum Nachdenken anregt, jeder Besucher nimmt ganz auf ihn selbst zugeschnitten bereichernde Überlegungen mit. 
Premiere von „Isabella und Er“ in Imst
Hartwig Ladner, Verfasser des Theaterstücks und Regisseur, freut sich über die gelungene Premiere seines Erstlingswerkes im Theaterforum Humiste in Imst. RS-Foto: Bundschuh

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