Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

„So Gott will, male ich bis zu meinem Ende“

Ludwig Hummel (91) lebt umgeben von seiner Kunst im Betreuten Wohnen in Oetz

Die Schaffenskraft von Ludwig Hummel, Jahrgang 1932, ist ungebrochen. Über 220 Bilder hat er im Laufe seines Lebens gemalt. Er verschenkt sie an Menschen, die es zu schätzen wissen oder „dekoriert“ sein neues Zuhause, das Betreute Wohnen in Oetz, mit ebendiesen. Letztes Jahr ist er in den Hafen der Ehe eingelaufen. „Ich bin wunschlos glücklich hier. Wo man Liebe findet, ist man einfach glücklich,“ so der 91-Jährige.
20. Feber 2024 | von Friederike Hirsch
„So Gott will, male ich bis zu meinem Ende“
Ludwig Hummel (91) malt täglich. In seiner kleinen, aber feinen Atelier-Ecke im Betreuten Wohnen in Oetz entstehen die unterschiedlichsten Werke. RS-Fotos: Hirsch
Von Friederike Hirsch

Wir treffen Ludwig Hummel in seinem „neuen“ Zuhause in Oetz. Seit drei Jahren lebt und malt der 91-Jährige im Betreuten Wohnen. Wohin man schaut, hängen seine Werke. Über 220 Bilder, hauptsächlich in Öl gemalt, hat Ludwig im Laufe seines langen Lebens auf die Leinwand gebracht.  „Jetzt arbeite ich vornehmlich mit Acryl, weil die Ölfarben und deren Geruch störend im Haus wären“, so Hummel. Seit letzten März ist Ludwig verheiratet. Ein Schritt, der in seinem Alter wohl nicht alltäglich ist. Seit zwölf Jahren ist Ilse an seiner Seite. „Dreimal habe ich um ihre Hand angehalten“, lächelt Ludwig. Doch erst als Ilse so weit war und schließlich um seine Hand angehalten hat, sind sie in den Hafen der Ehe eingelaufen. „Kirchlicher Segen schadet nicht“, sind sich beide einig. Nach eigenen Angaben ist Ludwig sehr ehrgeizig. Geboren unter dem Sternzeichen des Widders, hat er sich nicht unterkriegen lassen. Viel hat er in den letzten Jahrzehnten erlebt. Erfolge und Misserfolge, gute und schlechte Zeiten. Seine Lebensfreude, seine Energie und seine Willensstärke wurden nie gebrochen. Gefragt nach seiner schlechtesten Eigenschaft, lächelt Ludwig und meint spitzbübisch: „Da fragt ihr am besten meine Frau.“

Leidenschaftlicher Künstler. Der ausgebildete technische Zeichner für Metall- und Installationen malt und zeichnet seit er fünf Jahre alt ist. „Mit 15 Jahren habe ich einen Malkurs bei Prof. Kirchmeier belegt. Damals fand das Seminar im Stadtturm in Innsbruck statt“, erinnert sich Hummel. Verschmitzt meint Ludwig, dass er dort hingegangen sei, weil er glaubte, dass man dort Akt malen könnte. Ganz so war es dann aber nicht. „Wir haben hauptsächlich Totenköpfe gemalt. Warum das so war, weiß ich nicht“, sagt Ludwig. Damit er die Köpfe so realistisch wie möglich malen konnte, ging Ludwig in die Klinik auf die Pathologie. Wie auch immer er es geschafft hat, sich dort einen Totenkopf auszuleihen, bleibt sein kleines Geheimnis. „Ich habe den Kopf in ein Sackle gesteckt und bin damit nach Hause und habe es auf den Küchentisch gestellt“, lächelt Ludwig. Seine Mutter war nicht minder erschrocken, war sie doch gerade beim Gulasch kochen. „Natürlich hat sie den Kopf sofort aus der Wohnung entfernt und ich habe ihn dann zurückgegeben“, schmunzelt Ludwig noch heute. Es folgten weitere Kurse auf der Akademie in Neustift bei Brixen, die Ludwig, wie könnte es anders sein, mit Auszeichnungen abgeschlossen hat. „Mit dem Südtiroler Künstler und Seminarleiter Reinhold Tappeiner bin ich bis heute noch in Kontakt“, sagt Ludwig. Es habe sich eine richtige Freundschaft entwickelt und Tappeiner beurteilt per WhatsApp noch immer die Bilder von Ludwig Hummel. Er selbst bezeichnet sich in seinem Steckbrief als „Freizeitmaler Acryl und Ölmalerei-Master of colour“.

Mit Schürze und Kappe. Ludwig Hummel hat sich in seiner Wohnung in Oetz eine kleine, aber feine Atelier-Ecke eingerichtet. Dort, wo das Sonnenlicht besonders schön die Leinwände erhellt, malt Ludwig täglich. Zu seinem Mal-Ritual gehört, dass er nur in Schürze und seiner Hundertwasser-Kappe vor seinen entstehenden Werken sitzt. „In den Jahren meines Tuns habe ich versucht die alten Meister zu kopieren, um so ihre Technik zu entdecken“, sagt Ludwig. „So hat zum Beispiel Van Gogh viel mit den Fingern gemalt“, erklärt Hummel. Eines seiner Vorbilder ist der Wüstenmaler Carsten Westphal, mit dem ihm mittlerweile eine Online- Freundschaft verbindet. So liest man auf Facebook den post von Carsten Westphal: „Lieber Ludwig, die Liebe zur Malerei und zu den Wüsten dieser Welt ist unendlich, wenn man sich ihnen mit dem Herzen nähert. Es bereichert unser Leben und macht einfach glücklich. Und das lieber Ludwig verbindet uns!“ Umgeben von seiner Kunst schafft Ludwig beeindruckende Bilder, die gekonnt zwischen Naturalismus und Kubismus wechseln, verschmelzen und zu einem ganz eigenen „Hummel-Stil“ werden. Jedes seiner über 220 Bilder wird archiviert. Er verschenkt sie an Menschen, die es zu schätzen wissen und „dekoriert“ sein Zuhause damit. „Manche Bilder hängen bei Verwandten und Freunden im In- und Ausland. Etliche Bilder habe ich in meinem neuen Zuhause mit Einverständnis des Verwalters aufgehängt. Ich glaube, so werden Häuser wohnlicher“, meint Ludwig Hummel.

Malen hält jung. Ludwig Hummel nimmt noch immer rege am Gemeinschaftsleben teil. Und mit seinem offenen, herzlichen und vor allem positiven Wesen ist er bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen ein gern gesehener Gast. „Die Malerei und das überall Dabeisein hält mich jung“, ist sich Ludwig sicher. Aber nicht nur das. Ludwig Hummel war einer der ersten, die in Längenfeld einen Computer hatten. Auch in diesem kennt er keine Berührungsängste und ist in den sozialen Netzwerken aktiv. Aktuell arbeitet er an einem selbstgestalteten Fotobuch, welches seine neuesten Werke zeigen wird. Bevor wir uns verabschieden, meint Ludwig noch: „So Gott will, male ich bis zu meinem Ende.“
„So Gott will, male ich bis zu meinem Ende“
Mit der Mischung aus Kubismus und Naturalismus hat Ludwig Hummel seinen ganz eigenen Stil entwickelt.
„So Gott will, male ich bis zu meinem Ende“
Ludwig Hummel ist immer noch experimentierfreudig. Sein Bild „Universum“ spielt mit Acryl, Leinen und Alupapier. Foto: Hummel

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben