Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Händel Oratorium „Saul“ in Stift Stams

Nach etlichen Verschiebungen konnte am vergangenen Wochenende endlich das lange geplante Oratorium „Saul“ von Georg Friedrich Händel aufgeführt werden. Das Warten hat sich gelohnt.
12. Oktober 2021 | von Lia Buchner
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Wilfried Rogl sang die Hexe von Endor mit einem guten Schuss Komik. RS-Foto: Buchner
Von Lia Buchner

Händels „Saul“ erzählt die Geschichte des biblischen Königs Saul, der wahnhaft durch Neid und Eifersucht auf den jugendlich strahlenden Helden David Israels Herrschaft und Gottes Vertrauen verspielt. Mitte der 1730er Jahre begann Händel – nach mehreren Erfolgen mit italienischen Opern – mit der Arbeit an einem neuen englischsprachigen Oratorium. Das Londoner Publikum hatte genug von den Opern, zudem war der Stoff des Saul zu Händels Zeit sehr beliebt und sein Librettist Charles Jennens, mit dem er schon den „Messias“ erfolgreich umgesetzt hatte, spitzte die biblische Handlung publikumswirksam zu. Händel seinerseits instrumentierte den „Saul“ überaus reich und originell: Mit viel Pauken und Trompeten knüpfte er an Instrumente an, von denen man dachte, sie wären schon zu Davids Zeiten verwendet worden. Dann die Harfe, mit der David versucht Saul zu beruhigen, oder das Carillon, ein über eine Tastatur zu spielendes Glockenspiel, das Sauls Wahn verklanglicht. Und statt des im Oratorium üblichen Erzählers lässt Händel im „Saul“ die Figuren direkt
miteinander und übereinander
sprechen. 

GÄNSEHAUT. Dieses dramatische Element nutzten die Solistinnen und Solisten der Stamser Aufführung zu fast szenischen Auftritten: Schön giftig funkelte Maria Erlacher als Merab ihre Schwester Michal an, gesungen von Eva-Maria Amann, welche wiederum David herrlich anschmachtete. Und mit viel Komik irrlichtete Wilfried Rogl als Hexe von Endor durch das Orchester. Für Gänsehautmomente sorgte das Liebesduett zwischen David – wunderbar gesungen vom Countertenor Armin Gramer, der für den erkrankten Thomas Forster eingesprungen war – und Michal: Zwei hohe Stimmen, die sich so unterschiedlich gefärbt innig umarmen. Auch der Klagegesang des Chores über den Tod von Saul und dessen Sohn Jonathan ging unter die Haut.

VIEL LEICHTIGKEIT. Die Ensembleleistung der Solistinnen und Solisten überzeugte ebenso wie das Paluselli Consort und die beiden Chöre Stiftsmusik Stams und „Sänger ohne Grenzen“. Unter dem Dirigat von Michael Anderl, der für die Aufführung des Saul kurzzeitig nach Stams zurückgekehrt ist, gelangen auch für den Chor herausfordernde Passagen mit großer Leichtigkeit und Präzision. Eine zweite Aufführung des „Saul“ fand einen Tag später im Innsbrucker Haus der Musik statt.
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Michael Anderl am Pult des Paluselli Consort RS-Foto: Buchner
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Das Solisten Ensemble des „Saul“ konnte durchwegs überzeugen. RS-Foto: Buchner

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