Von Friederike Bundschuh
„Ein gesungenes Gebet, ein Dank ans Leben, erinnern wir uns daran, dass das Leben heilig ist“, läutet Dieter Oberkofler (Gitarre und Gesang) gemeinsam mit Werner Klingler (Gitarre) und Kurt Jenewein (Ziehharmonika) musikalisch Hannah Philomena Scheibers Ausstellungseröffnung ein. Blaue Berge empfangen die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Hörmann Galerie, großformatige Lawinenverbauungen, weiter geht’s mit Keramikobjekten und Textilkunst in Form von bestickten, traditionellen Bauernschürzen, nicht zu vergessen die Fensternische, die dazu einlädt, sich mit der Kunstform des „Lego Paintings“ vertraut zu machen. „Ich begrüße Sie alle sehr herzlich im Rahmen des Frauenjahres in der Galerie Theodor von Hörmann“, so Kulturreferentin Barbara Hauser, und weiter: „Im vergangenen Jahr wurde mir gegenüber öfter thematisiert, dass nur Frauen in diesem Jahr ausstellen dürfen und ob denn dies notwendig sei. Dazu kann ich nur sagen JA, es ist notwendig und richtig, da Frauen in der Kunstwelt immer noch unterrepräsentiert sind. Das zeigt sich nicht nur beim Honorar. So widmet sich nur rund ein Viertel der Ausstellungen in internationalen Museen der Kunst von Frauen, auch in Sammlungen sind Frauen untervertreten“, erläutert Hauser. Weiter geht’s musikalisch auf Wunsch der Künstlerin mit „My Soul is in the mountain, my heart is in the Land”.
VIELFALT AN STARKER FRAUENKUNST. Kuratorin Mag. Simone Gasser hebt in ihren Ausführungen die große Vielfalt an starker Frauenkunst im vergangenen Ausstellungsjahr hervor. „Mit Hannah Philomena Scheiber beschließt die jüngste aller hier ausstellenden Künstlerinnen dieses Jahr. Im Mai 2021 fragte mich Hannah, ob ich ihre Ausstellung kuratieren möchte. Damit begann eine wunderbare Reise, die heute mit der Eröffnung ihren Höhepunkt findet. Die blaue Farbpalette der Künstlerin sprach und spricht mich sehr an, besonders ihre Vintage Statement Objekte wurden meine liebste Geschenkidee. Viel Licht und etwas Schatten, einige Höhen und Tiefen begleiteten uns auf dem Weg zu dieser Ausstellung, denn dieser Auftrag holte mich aus meiner persönlichen Komfortzone, denn jetzt hieß es flexibel sein. Die auszustellenden Objekte wurden zeitnah produziert, in Nachtschichten gemalt, in gefühlten und verinnerlichten Linien flott und sicher auf die Leinwand gebracht. Als liebevolle Mama von Karl, ihre intensive unternehmerische Tätigkeit als Künstlerin und Auftragnehmerin und viele weitere Beschäftigungen wie Workshops oder Ausstellungsorganisationen – damit sind die Tage von Hannah ausgefüllt. So kann sich jeder vorstellen, dass die Zusammenarbeit zu dieser RetroPerspektive, die zehn Jahre umfasst, ein Kraftakt der besonderen Art war. Eine spannende Kooperation mit viel Geben und Nehmen beiderseits entstand. Herzlichen Dank dafür, liebe Hannah“, schließt Mag. Simone Gasser.
FARBENTHEORIE, EINFÜHRUNG IN DIE KULTURSOZIOLOGIE UND MARKETING. Laudator, AProf. Dr. Peter Stoeckl, unterrichtete die Künstlerin an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. „Ich bin überwältigt von Imst und seiner Umgebung“, eröffnet Stoeckl, und weiter: „Was mich aber völlig von den Socken gehaut hat, war das Würtenbergerhaus. Dass ich hierher komme, und dass die Künstlerin, für die ich hier zu sprechen die Ehre habe, sich in dieser Weise eingebracht hat, um einen Akzent zu setzen, der die Stadt Imst ganz vorne positioniert in der Weise, dass man sieht, es ist eine moderne Stadt! Die vor allem der Jugend die Möglichkeit gibt, sich einzubringen und Zeitgeist zu atmen. Ich habe bei der Geburtstagsausstellung von Erwin Reheis vergangenes Jahr erfahren, dass Hannah Philomena Scheiber hier ausstellen wird. Das ist schon allerhand, denn hier hat sich bis jetzt immer das etablierte männliche Künstlertum eingefunden und jetzt ist die Jugend am Werk. Damit sind Sie hier in Imst am Zahn der Zeit. Hannah Philomena Scheiber hat sich der freien experimentellen Gestaltung verschrieben, ihre Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Funktion der bildenden Kunst im öffentlichen Raum. Sie hat immer „aufgesaugt“, was aufzusaugen war und sie hat vor allem immer auf einer Augenhöhe kommuniziert. Das zeigt sich auch in ihrer Kunst, die sie uns hier und heute präsentiert. Sie hat heute mit ihren jungen Jahren bereits zehn Jahre künstlerische Tätigkeit und Ausstellungen hinter sich, in einem Alter, in dem viele andere gerade erst beginnen. Ihre Kunst beschränkt sich nicht nur auf Greifbares, sie ist auch eine Meisterin der Sprache, wie die Keramikobjekte zeigen.“ Fazit: „Das, was einen umgibt, ist selten das, was einen fesselt, denn das ist man gewöhnt – ganz anders als bei Hannah Philomena“, schließt Dr. Peter Stoeckl seine Laudatio und bezieht sich damit auf die Umgebung der Ötztaler Berge, die Heimat der Künstlerin Hannah Philomena Scheiber. Eine Ausstellung, die mit ihrer Vielfalt beeindruckt!
AProf. Dr. Peter Stoeckl von der Universität für Angewandte Kunst in Wien hielt eine launige Laudatio. Die Künstlerin besuchte seine Vorlesungen und freute sich ganz besonders über seinen Besuch ihrer Ausstellung. RS-Foto Bundschuh
Nicht nur Bilder, auch Keramikobjekte, Textilkunst oder Lego Pantings zeigt Hannah Philomena Scheiber in ihrer aktuellen Ausstellung in der Hörmann Galerie. RS-Foto Bundschuh
Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch perfekt passend begleitet von Werner Klingler, Dieter Oberkofler und Kurt Jenewein (v.l.). RS-Foto: Bundschuh