Etwa 30 Personen versammelten sich vergangenen Freitagabend im Imster Gasthof „Neuner“, um der Auferstehung der Freiheitlichen Partei in Imst und Umgebung beizuwohnen. Nach der Verurteilung des Ex-Obmanns wegen NS-Wiederbetätigung möchte sein „unbelasteter“ Nachfolger das „verlorene Vertrauen wiederherstellen“. Neben der Hoffnung auf Neustart gab’s Lob für die Bundesregierung, Sympathiebekundungen für den Tiroler SPÖ-Landesvorsitzenden, Freude über den Tschirganttunnel und mal laute, mal leise Kritik an der Imster Stadtpolitik.
Nicht länger wolle er sich in Imst dafür schämen, Mitglied der Freiheitlichen Partei zu sein, sagt Christian Gasser als der von 13 Delegierten einstimmig gewählte Neo-Obmann der Ortspartei Imst und Umgebung. „Blau“ sei er aber immer gewesen, betont Gasser, „mir taugt die Ideologie“. Nur seien in den letzten Jahren die „falschen Leute voran“ gewesen, lautet die Diagnose des dreifachen Familienvaters und FPÖ-Mitglieds seit 1994. Gemeint sind damit wohl – zumindest unter anderem – der ehemalige Obmann Wolfgang Neururer, der nach dem Versand von NS-verherrlichendem Bildmaterial innerhalb einer „WhatsApp“-Gruppe namens „Unser Kampf“ eine Haftstrafe ausfasste, sowie Markus Bernardi, der nach dem Erhalt von Drohschreiben, deren Verfasser er in seinem damaligen Parteiumfeld vermutete, den Freiheitlichen den Rücken gekehrt hatte und seitdem als „wilder“ Mandatar im Imster Gemeinderat sitzt. Neben ihm weilt Brigitte Gröber, die nach Rücktritt und Verurteilung Neururers nachrückte, aber ebenso kein FPÖ-Mitglied mehr ist. Somit ist der Imster Gemeinderat frei von Freiheitlichen – trotz einem Ergebnis von etwa 16 Prozent bei den letzten Gemeinderatswahlen. Zumindest diese beiden Sitze gelte es beim nächsten kommunalen Urnengang zurückzuerobern, gibt der neue Obmann das Minimal-Ziel für die Zukunft vor, „das Potenzial ist da“. Über das Vergangene, über „das Alte“ wolle er persönlich so wenig wie möglich reden, sagt Gasser und erntet den stürmischen Applaus der Anwesenden.
„Alles Gute“ und „Geschlossenheit“, auch wenn die Vergangenheit „nicht rosig“ war, wünscht der Landesparteiobmann der Tiroler Freiheitlichen, Markus Abwerzger. Er würdigt Gasser als „unbelasteten, ruhigen und besonnenen“ Obmann, der die Imster Freiheitlichen nun in ruhigere Fahrwasser führen soll. Teile seiner Ansprache widmet Abwerzger den Diskussionen um die nationalistische „Identitäre Bewegung“, der FPÖ-Nähe zugeschrieben wird und deren Mitglieder Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) jüngst sinngemäß als „widerlich“ bezeichnete. Eine „Kleinigkeit“ sieht Abwerzger derweil in der Aufregung, „aufgebauscht“ von den Medien. Es sei immer noch eine „unglaublich starke Bundesregierung“, die FPÖ und ÖVP miteinander verbindet. Den Tiroler Freiheitlichen würde das ein Regieren ermöglichen, ohne in der Landesregierung zu sein, freut sich Abwerzger – das zeige sich beim Tschirganttunnel, wo sich das zuständige, in freiheitlicher Hand befindliche Bundesministerium zuvor erkundigt habe, ob positive Signale im Interesse der hiesigen Parteifreunde seien. Der Tiroler FPÖ-Chef sei so in mancher Hinsicht „mächtiger als der Landeshauptmann“, meint später ein Anwesender gegenüber der RUNDSCHAU.
Bei der Tiroler Volkspartei, die mit den „Türkisen“ auf Bundesebene nichts gemein haben würde, vermisst Abwerzger „Handschlagqualität“ – anders als bei den Tiroler Sozialdemokraten. Georg Dornauer passe als deren Vorsitzender überhaupt mehr zu den Freiheitlichen als zu seiner eigenen Partei, so Abwerzger. Durchaus kritischer gesehen wird der Imster Bürgermeister und ÖVP-Landtagsabgeordnete Stefan Weirather, der „weniger Macht vertragen“ würde, so der FPÖ-Landesparteiobmann. „Privat nett“, formuliert der neue Imster FPÖ-Ortsobmann Christian Gasser, „aber halt politisch schwarz“. Weitere Einblicke in das „blaue Wesen“ gewährt ein Mitglied, das sich während der Zusammenkunft zu Wort meldete. Das „schwarze Imst“ begünstige die „Machenschaften von vier, fünf Familien“, so die Kritik, die schnell Anklang findet. „Die machen sich alles aus“, stimmt ein anderes Mitglied in die Empörung ein, „deswegen sind wir hier“. Scheinbar keine Einzelmeinung, wie der folgende Beifall in einem Nebenzimmer des Imster Gasthofs „Neuner“ nahelegt.