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„Da schluckt man zuerst mal“

Kletterzentrum-Boss Andy Knabl im Gespräch mit der RUNDSCHAU

Richtig hart zu knabbern hat bezüglich der Corona-Krise auch das Imster Kletterzentrum, vor allem hinsichtlich des vergangenen Lockdowns und der damit verbundenen finanziellen Einbußen. Andy Knabl, Betreiber des Kletterzentrums, blickt im Gespräch mit der RUNDSCHAU auf eine schwierige Zeit zurück. Mit der momentanen Auslastung der Kletterhalle zeigt er sich zufrieden.
13. Oktober 2020 | von Albert Unterpirker
„Da schluckt man zuerst mal“
Andy Knabl: „Das ÖAV Kletterteam Imst nimmt jetzt Fahrt auf!“ RS-Foto: Unterpirker
Von Albert Unterpirker

RUNDSCHAU: Andy, rückblickend, wie resümierst du als Unternehmer bezüglich des Lockdowns?
Andy Knabl: Privat gesehen hab ich viel Zeit gehabt, aber geschäftlich war es eine absolute Katastrophe. März und April ist ja unsere Hauptsaison für den Sommer. Die Wintersaison geht zu Ende und die Leute wollen wieder für den Fels trainieren. Beide Monate sind für uns fast die umsatzstärksten Monate – die hat man uns genommen. Auch die Frühjahrslieferungen für den Klettershop sind im März gekommen, die stehen nun im Shop. 

RS: Wie schaut es mit (finanziellen) Unterstützungen seitens der Gemeinde und der Bundesregierung aus?
Knabl: Von der Stadt Imst haben wir die Unterstützung bekommen, dass die Miete sofort gestoppt wurde – ohne, dass ich nachgefragt habe. Das war super, weil das hat mir in dieser Situation gleich mal ein bisschen Luft verschafft. Bezüglich Härtefallfonds: Als Kleinunternehmer mit Angestellten – da lacht man drüber. Es ist sehr gut, wenn man das bekommt, jeder Euro ist fein, aber ...

RS: ... zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel?
Knabl: Genau. Man hat 60.000 Euro für Frühjahrslieferungen ausgegeben, die man aber nicht verkaufen kann. Da schluckt man zuerst mal. Vor allem, wenn man nicht weiß: Wann darf man wieder aufsperren? Ich bin froh gewesen, dass ich meine Familie im Hintergrund hatte. Wir haben einen Monat zugehabt – und dieser Monat ist (finanziell gesehen, Anm.) komplett weg.

RS: Gibt’s trotzdem was Positives?
Knabl: Dass die Stammkundschaft dann wieder gekommen ist, das war super, auf sie konnte man sich verlassen. 

RS: Stichwort „Café Susi“ – zufrieden wie es läuft oder gibt’s Veränderungswünsche?
Knabl: Zuerst mal muss ich sagen, dass es mit den Einheimischen, den Vereinen, den Kletterern, den Fußballern super läuft, alle sind sehr treue Gäste. Aber man hat (während des Lockdowns, Anm.) halt zugesperrt gehabt. Es wird die Zukunft weisen, was jetzt passiert. Nur das jetzt mit Zusperren um 22 Uhr – das hat nichts mit Gastfreundlichkeit zu tun. Wenn man eine Runde mit vier Leuten um 22 Uhr bitten muss zu gehen. Wir sind ja keine Party-Location, aber nach dem Klettern trinkt man gerne ein Weizen zusammen – das ist jetzt, wenn man bis 22 Uhr klettert, nicht mehr möglich.

RS: Planungen für kommende Veranstaltungen – wie schaut’s da aus?
Knabl: Wir planen jetzt mal wie letztes Jahr die Traverse für Jänner – allerdings ist das noch nicht wirklich spruchreif. Wir möchten den Bewerbskalender ganz einfach aufstellen, ob sie uns dann lassen oder nicht, ist eine andere Sache. Aber dann hätten die Kinder zumindest ein Ziel, worauf sie hinarbeiten können.

RS: Bist du mit der Auslastung der Kletterhalle zufrieden?
Knabl: Mit der momentanen Situation bin ich zufrieden, besser könnte es natürlich immer sein. Man merkt allerdings, dass die Saisonkarten- und (Schul-) Jahreskartenbesitzer warten, ob sie diese Karten wieder kaufen sollen oder nicht – weil sie nicht wissen, wie die Situation wird. Allerdings muss keiner Angst haben, weil ich habe diese Karten genau um diese Zeitdauer verlängert, um die sie ausgefallen sind. 

RS: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Sportzentrum, mit Rudi Tagwerker und seinem Team?
Knabl: Einwandfrei! Wenn ich Hilfe brauch’, darf ich mich jederzeit an Rudi wenden. Ich sehe aber auch, wie viel sie rundherum zu tun haben, die machen ja alles picco bello. Ich hoffe, dass ich ein angenehmer Mieter bin (schmunzelt).

RS: Gibt’s einen Wunsch bezüglich Kletterzentrum?
Knabl: Tja, die Außenanlage Bouldern – diesen Wunsch gibt es ja schon länger. Generell hat uns die gesamte Außenanlage (unter anderem Kletterturm) heuer viel geholfen, weil die offen sein hat dürfen. Viele Leute trauen sich momentan aber nicht in die Halle. Der Boulderbereich gehört einfach vergrößert. Auch die Wand ist ein bisschen in die Jahre bekommen. Sie ist zwar noch super beinand, aber man muss da dran bleiben, dass man das dann mal erneuert beziehungsweise austauscht.

RS: Wie läuft es mit dem Kletterteam?
Knabl: Das Kletterteam ÖAV Kletterteam Imst nimmt Fahrt auf. Ich bin wieder als Trainer dabei (zusammen mit Daniel Horvath und Barbara Schranz, Anm.), weil meine Schwester ja das Baby bekommen hat. Wir haben jetzt drei Mal pro Woche Training, das ist auch für die Kinder eine Umstellung. Das Team ist super und die Truppe ist derzeit zehn Leute groß – mehr dürfen momentan nicht.

RS: Apropos Nachwuchs im Oberland – schaut’s da gut aus?
Knabl: Leider ist da rundherum nichts mehr, wir sind mit unserer Trainingsgruppe fast allein. Wir haben das Regional-Training gestrichen, weil letztes Jahr schon nur mehr zwei Kletterer waren – und das waren unsere (ÖAV Imst). Es gibt ja fast keine Wettkampfgruppen mehr. Deshalb haben wir gesagt, dass wir drei Mal Training machen und bei uns jeder mittrainieren kann. Wir haben zum Beispiel zwei Kinder vom ÖAV Umhausen, die auch nicht den Verein wechseln müssen. Sie starten für das Kletterteam Imst, stehen aber in der Startliste als ÖAV Umhausen.

RS: Gibt’s ein paar Talente im Team?
Knabl: Die gibt es. Nur sie müssen jetzt über den Winter durchhalten!

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