Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Geschichten, wie sie nur der Sport schreibt

Österreich mit vier Medaillen bei der Heim-Weltmeisterschaft – Thomas Kammerlander erfüllt sich seinen großen Traum

Die Österreichischen Naturbahnrodler konnten bei der Heim-Weltmeisterschaft auf der legendären Grantaubahn in Umhausen einen erfolgreichen Saisonabschluss feiern und in allen Disziplinen Edelmetall einfahren. Thomas Kammerlander bereitete sich dabei selbst das beste Geburtstagsgeschenk und darf sich nun Weltmeister im Rennrodeln auf Naturbahn nennen.
15. Feber 2021 | von Martin Grüneis
Geschichten, wie sie nur der Sport schreibt
Thomas Kammerlander (2.v.l.) erfüllt sich sein großes Ziel: Nach jahrelanger akribischer Vorbereitung vergoldete er seine überaus erfolgreiche Karriere mit dem Weltmeistertitel im Rennrodeln auf Naturbahnen. RS-Foto: Grüneis
Von Martin Grüneis

Die Athleten fanden großartige Bedingungen in Umhausen vor. Die Grantaubahn war bestens präpariert und einer Weltmeisterschaft mehr als würdig. Somit war nach der witterungsbedingten Verschiebung alles angerichtet für ein großes Sportfest. Leider durften aufgrund der Corona-Sicherheitsmaßnahmen keine Zuschauer anwesend sein. Die Organisatoren sowie die Athletinnen und Athleten hätten sich jedoch aufgrund ihrer Leistungen eine jubelnde Masse mehr als verdient gehabt. Beide Renntage wurden aber  im Fernsehen und auf diversen Portalen per Livestream übertragen.

ERSTE BRONZENE. Bereits der erste Renntag versprach jede Menge Spannung. Noch bevor die erste Athletin die Grantaubahn in Umhausen bezwang, war klar, dass bei dieser Weltmeisterschaft vor allem die österreichischen und italienischen Naturbahnrodler um Edelmetall kämpfen werden. Am Samstag fanden bereits zwei der insgesamt vier Medaillenentscheidungen statt. Den Beginn machten die Damen. Mit dabei waren die Oberländer Talente Vanessa Markt aus Sautens, Riccarda Ruetz aus Sellrain und Lisa Walch aus Ried im Oberinntal, die allerdings für die deutsche Mannschaft an den Start geht. Sie alle konnten mit einer soliden Leistung aufzeigen. Walch kürte sich mit Rang acht zur besten deutschen Athletin. Im ersten Lauf lag Riccarda Ruetz noch vor ihr. Erst am Ende des zweiten Laufs musste sich die Athletin des SV Sellrain/Oberperfuß Walch knapp geschlagen geben. Mit dem neunten Platz darf Ruetz jedoch vollauf zufrieden sein, denn schließlich maß sie sich mit den besten Naturbahnrodlern der Welt. Markt belegte im Endklassement Platz elf. Den Weltmeistertitel holte sich Evelin Lanthaler aus dem Passeiertal. Sie krönte damit ihre perfekte Saison mit sechs Weltcupsiegen in sechs Rennen. Die Silbermedaille ging an Ekaterina Lavrenteva (russischer Rodelverband). Dank Tina Unterberger darf sich Österreich über Bronze freuen. Greta Pinggera (ITA), die im Vorfeld ebenfalls zu den Medaillenanwärterinnen zählte, konnte nach einem misslungenen ersten Lauf nur mehr von Rang sechs auf fünf vorstoßen.

ERFOLGREICHES COMEBACK. Nach den Damen folgte der Doppelsitzerbewerb. Mit dem Doppel Regensburger/Holzknecht (Umhausen) sowie den noch jungen, aber erfolgshungrigen Cousins Fabian und Simon Achenrainer (Ried im Oberinntal) durfte der österreichische Rodelverband auch in dieser Disziplin auf eine Medaille hoffen. Die Favoriten kamen allerdings aus Italien. Diesem Titel konnte der Doppelsitzer mit Patrick Pigneter und Florian Clara mehr als gerecht werden. Die beiden Südtiroler erzielten in beiden Läufen Bestzeit. Auf Platz zwei landeten – nach einem sensationellen Lauf – die Brüder Patrick Lambacher/Matthias Lambacher (Italien). Einen lang ersehnten Traum erfüllten sich die Lokalmatadore Christoph Regensburger/Dominik Holzknecht. Nach einem nicht ganz runden zweiten Lauf mussten sie auf einen Fehler ihrer Teamkolegen Achenrainer/Achenrainer hoffen, die im Zwischenklassement vor ihnen auf Platz zwei lagen. Am Ende des Tages fiel die Entscheidung jedoch zugunsten von Regensburger/Holzknecht, die in dieser Saison aufgrund der Heim-Weltmeisterschaft ihr Comeback gaben und nun mit Bronze belohnt wurden. So nah kann Freud und Leid bei einer Weltmeisterschaft beieinander liegen. Eines ist jedoch gewiss – den Achenrainer Cousins gehört die Zukunft. „Wir sind sehr zufrieden. Eine WM-Medaille war unser Ziel für diese Saison und das haben wir – wenn auch ganz knapp – erreicht. Heute war das Glück auf unserer Seite. Es war absolut die richtige Entscheidung, noch einmal zurückzukommen. Auch weil hier in Umhausen einfach alles perfekt passt. Doch das war jetzt definitiv unser letztes Rennen. Jetzt wird die Rodel endgültig in die Ecke gestellt“, so Holzknecht und Regensburger.

KRÖNENDER ABSCHLUSS. Die Weltmeisterschaft im Rennrodeln auf Naturbahn fand am Sonntag mit dem Herren- und Teambewerb seinen Abschluss. Mit Michael Scheikl und Thomas Kammerlander verfügte der österreichische Rodelverband über zwei Anwärter auf die Goldmedaille bei den Herren. Doch auch die Italiener stellten ein starkes Team. Im Top-Feld durfte sich kein Athlet eine gemütliche Fahrt oder zu viele Fehler genehmigen. Kammerlander sicherte sich in beiden Läufen die Bestzeit und war im Finale gar noch schneller als im ersten Durchgang. Somit durfte er zehn Jahre nach seinem älteren Bruder Gerald – und einen Tag nach seinem 31. Geburtstag – ebenfalls die Goldmedaille entgegennehmen: „Dieses Gold ist eine Riesenerleichterung. Ich habe zwei Jahre auf dieses eine Ziel hingearbeitet. Durch die Verschiebung musste ich dem enormen Druck, der auch von außen immer größer wurde, noch länger aushalten. Aber jetzt habe ich es geschafft und bin unheimlich froh und dankbar. Ob ich jetzt meine Karriere beende? Das kann ich heute sicher nicht beantworten. Jetzt genieße ich den Weltmeistertitel und nach dem Sommer werde ich entscheiden, ob ich noch ein Jahr dranhänge.“ Für den sympathischen Steirer Michael Scheikl reichte es am Ende nur für Rang vier. Der frischgebackene Weltcup-Gesamtsieger hätte sich einen Stockerlplatz nach unzähligen Jahren im Weltcup mit vielen Höhen und Tiefen jedoch verdient gehabt. Silber sicherte sich Alex Gruber aus Italien vor seinem Teamkollegen Patrick Pigneter. Beim Anschießenden Teambewerb durften sowohl die Österreicher als auch die Italiener nochmals jubeln. Evelin Lanthaler und Alex Gruber triumphierten diese Disziplin vor Tina Unterberger/Thomas Kammerlander und der russischen Besatzung Ekaterina Lavrenteva/Aleksandr Egorov.
Geschichten, wie sie nur der Sport schreibt
Die Veranstalter leisteten großartige Arbeit. Auf der Grantaubahn – die mit zu den schwersten Strecken im Weltcup zählt – durften sich die Athleten durchgehend über faire Bedingungen freuen. Fotos: ÖRV/Miriam Jennewein

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