Von Ewald Krismer
Es scheint bei der offiziellen Inbetriebnahme eines infrastrukturellen Bauwerks gang und gäbe zu sein, es mit einem traditionellen, feierlichen Ritus seiner Bestimmung zu übergeben. So geschehen unlängst beim Nassereither „Kleinkraftwerk Wendelinstollen“. Musikkapelle und Schützen waren aufmarschiert, um Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler landesüblich zu empfangen. Geisler ist bekanntlich zuständig für die Energiewirtschaft Tirols. Dieser lobte einmal mehr das Engagement Nassereiths als e5-Vorzeigegemeinde – wie etwa vor fünf Wochen bei den „Energiewichtel“ des heimischen Kindergartens – und versprach, dafür Sorge zu tragen, dass Genehmigungsverfahren nicht mehr – wie im Fall des Wendelinkraftwerks – vier Jahre dauern dürfen. Bürgermeister Herbert Kröll erinnerte, dass es nicht sicher schien, dass das Vorhaben überhaupt umgesetzt werden kann, „dabei ist Strom die Energie der Zukunft“, unterstrich dieser.
LEISTUNGSFÄHIGES KLEINKRAFTWERK „Das in einem Jahr Bauzeit entstandene Elektrizitätswerk erzeugt jährlich circa 700.000 Kilowattstunden Strom, mit dem circa 170 Haushalte versorgt werden können“, zeigte sich Bürgermeister Kröll stolz über die neue Errungenschaft. Kröll gab auch Einblick in die technischen Details der Einrichtung: „Die Druckrohrleitung hat einen Durchmesser von 450 Millimeter bei einer Länge von 820 Metern und führt vom Einlaufbauwerk im Wendelinstollen bis zum Turbinenhaus nahe der Fernpassstraße. Dort setzt das über eine Nettofallhöhe von 65 Meter mit 190 Sekundenliter herunterströmende Wasser eine Peltonturbine in Bewegung, die ihrerseits über einen zweidüsigen Strahlablenker einen Synchrongenerator mit 1500 Umdrehungen antreibt. Der Wirkungsgrad der Turbine liegt bei 89 Prozent, die elektrische Abgabeleistung bei 103 Kilowatt“. „Da nur reinstes Trinkwasser ohne Feinteile Verwendung findet, ist eine lange Lebensdauer der Anlage garantiert“, versichert Kröll, der die Gesamtkosten auf rund 950.000 Euro beziffert, die sich aus Förderungen und Eigenmitteln der Gemeinde in Gesamthöhe von 330.000 Euro und einem Kredit von 620.000 Euro zusammensetzten. Die Abschreibung soll in wenigen Jahren erfolgen. „Da unser Kraftwerk zu 100 Prozent von einheimischen Firmen errichtet wurde, bleibt die Wertschöpfung in der Region“, so Herbert Kröll am Schluss erfreut und stolz zugleich.
Den göttlichen Segen bekam das „Werkl“ von Pfarrer Josef Ahorn im Beisein von Geisler und Kröll. RS-Foto:Ewald Krismer
Die Peltonturbine und der Synchrongenerator sind das Herzstück des „Kleinkraftwerks St. Wendelin“. RS-Foto: Ewald Krismer