Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Ein Sicherheitsproblem“

WWF und Verein lebenswertes kaunertal gegen „Kaunertal“-Ausbau

Der WWF und der Verein „lebenswertes kaunertal“ haben in Sachen Kraftwerksausbau im Kaunertal Bedenken, da der geplante Pumpspeicher-Betrieb ein zusätzliches Sicherheitsrisiko mit sich bringen könnte. Es geht um die Hänge beim Gepatschspeicher.
17. Jänner 2023 | von Daniel Haueis
„Ein Sicherheitsproblem“
Bettina Urbanek: Staubetrieb als Hauptursache der Bewegungen am Westhang Foto: Sebastian Frölich
Von Daniel Haueis

Die Klimakrise tut auch den Bergen nicht gut – Berghänge z.B. können durch Auftauen des Permafrosts instabiler werden und prognostizierte vermehrte Starkniederschläge wären ebenfalls nicht hilfreich. Und wenn am Fuße des Berghangs ein Stausee ist, dann könnte es kritisch für Unterlieger werden. Diese grundsätzlichen Bedenken betreffen natürlich auch das Kaunertal und konkret das Gebiet beim Gepatschspeicher, das aufgrund von Hangbewegungen von der Tiwag seit Jahrzehnten überwacht wird. Nun sind dem WWF laut eigenen Angaben zwei Gutachten bekannt geworden, die als Hauptursache der Hangbewegungen am Westhang den Staubetrieb ausmachen und ein Sicherheitsrisiko nicht ausschließen, wie WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek in einer Pressekonferenz erklärte (die besagten Stellungnahmen aus den Jahren 2020 und 2016 liegen der RUNDSCHAU nicht vor – der WWF will sie, da er nicht Auftraggeber war, nicht veröffentlichen, und die Kaunertaler Gletscherbahnen, die wohl der Auftraggeber waren, geben „ihre“ Gutachten verständlicherweise nicht aus der Hand). Zudem würden auch Sicherungsmaßnahmen die Situation nicht entschärfen. Fazit: Öftere Wasserstandsschwankungen (aufgrund des Pumpspeicherbetriebes) würden die Wahrscheinlichkeit für weitere Instabilitäten erhöhen. Urbanek sagt daher angesichts der Tiwag-Ausbaupläne: „Die Kaunertaler haben recht, wenn sie sagen: Das ist ein Sicherheitsproblem.“ Anita Hofmann, Obfrau von „lebenswertes kaunertal“ stimmt zu: Ein Pumpbetrieb könne sich nicht positiv auf die Hänge auswirken. Sie habe schon jetzt Angst im Kaunertal zu leben, wo im Falle eines Stauseeunglücks z.B. im Winter die Fluchtwege verschneit seien. Urbanek wie Hofmann fordern daher die Landesregierung auf, das Projekt sofort zu stoppen und eine unabhängige Kommission mit der Untersuchung der steigenden Naturgefahren im Kaunertal zu beauftragen.

TIWAG UND STAUBECKENKOMMISSION. Die Tiwag gibt zu bedenken, dass die österreichische Staubeckenkommission nicht nur den jetzigen Betrieb im Auge hat, sondern auch den geplanten Pumpspeicher-Betrieb im Kaunertal beurteilt hat. Und zu diesen Aussagen der Kommission über den Pumpspeicher-Betrieb (sie sind Teil der Umweltverträglichkeitserklärung) habe sie bei der mündlichen UVP-Verhandlung nochmals Stellung zu nehmen. Es würden sämtliche Aspekte eingehend und von unabhängigen Fachleuten untersucht. Auch WWF und der Verein „lebenswertes kaunertal“ seien in dieses Verfahren eingebunden. Wolfgang Stroppa von der Tiwag, Projektleiter des „Kaunertal“-Ausbaus, sagt: „Die Tiwag wird keine Anlage betreiben, die eine Gefahr darstellt.“ Was geplant ist, werde dem Stand der Technik entsprechen und sicher sein. Nach der kürzlichen Beilegung der Widerstreitverfahren arbeite die Tiwag jedenfalls mit Hochdruck daran, das Projekt voranzutreiben – das „Kaunertal“-Projekt sei für den Ausbau der Energieunabhängigkeit Ti­rols und die Stärkung der Stromversorgung im eigenen Land ein essenzieller Beitrag.
„Ein Sicherheitsproblem“
Anita Hofmann: Ein Pumpbetrieb könne sich nicht positiv auf die Hänge auswirken. Foto: Bildkreis Fotografie
„Ein Sicherheitsproblem“
Wolfgang Stroppa: „Die Tiwag wird keine Anlage betreiben, die eine Gefahr darstellt.“ Foto: Tiwag/Vandory

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