Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Einmal Esel, immer Esel

Tierisches und Menschliches von Ewald Obergolser aus Fließ

Ein kleines Stück vom Paradies hat sich der Fließer Ewald Obergolser auf seiner Ranch im Gemeindegebiet von Fließ geschaffen. Mit seiner Familie und seinen Tieren, umgeben von einem bunten Sammelsurium, genießt er sein „kleines Fleckchen Erde“.
4. Mai 2020 | von Von Irmgard Pfurtscheller
Ewald Obergolser: Auf seiner Ranch ist er König RS-Foto: Pfurtscheller
Einmal Esel, immer Esel. RS-Foto: Pfurtscheller
Die im Wind schaukelnden Pfannen und Töpfe sorgen für die musikalische Umrahmung. RS-Foto: Pfurtscheller
Von Irmgard Pfurtscheller

Der etwas steile Weg von Urgen hinauf nach Fließ hat sich bei vielen Wanderern schon als ganz besonderer „Besinnungsweg“ einen Namen gemacht. Sinnsprüche auf geschnitzten Holztafeln, Köpfe und Töpfe laden den Vorbeigehenden ein zum Innehalten und Betrachten, manchmal zum Nachdenken und oft zum Lachen. Vor rund 20 Jahren kam der erste Esel zur Familie Obergolser. Und warum gerade Esel? „Esel sind einfach zum Halten. Sie sind friedlich und genügsam, können Freudesprünge machen wie Lippizaner, können aber auch störrisch und manchmal auch bösartig sein, eben genauso wie wir Menschen.“ Er mag sie einfach, sie sind ihm ans Herz gewachsen und werden ihn auch weiterhin begleiten. Denn: „Einmal Esel, immer Esel!“ Derzeit sind es sechs, die den Winter in ihrem Stall etwas oberhalb der Ranch in „Blumenegg“ verbringen. In den Sommermonaten werden sie die Wanderer wieder auf der Ranch über den Zaun begrüßen, gemeinsam mit Ziegen, Schafen und Hühnern. Dazu kommt auch ein Insekten-Hotel, das Obergolser in seiner Werkstatt fantasievoll konstruiert hat. Mit Besteckutensilien und sonstigen kreativen Materialien hat der dieses Hotel ausgestattet und er ist schon gespannt, welche Gäste hier einziehen werden.

SAMMELLEIDENSCHAFT. Was alles weggeworfen wird, darüber kann der leidenschaftliche Sammler nur staunen. Alles, was er für brauchbar hält – und das ist so ziemlich alles – findet bei ihm eine originelle Verwendung. Ob Skistöcke, Autoreifen, altes Mobiliar, Puppenköpfe, Gummistiefel und viele weitere „Alltagssachen“, darunter weit über 100 Töpfe und Pfannen, werden in das Gesamtensemble der Ranch integriert. Seine Kreationen lassen oftmals den Künstler und Philosophen durchblicken, obwohl er sich selbst keineswegs so bezeichnet, denn für ihn ist jeder Mensch ein Künstler. Er sieht es als ein Geschenk, dass er das alles tun kann und dass auch seine Frau und seine drei Söhne ihn dabei unterstützen. Gattin Regina ist Kindergärtnerin und bringt manchmal Kinder mit auf die Ranch, wo sie sich nicht nur auf Schaukel, Rutsche und Schwingseil austoben können, sondern auch auf den Eseln reiten. Und für Obergolser selbst gibt es nichts Schöneres, als nach einem Arbeitstag auf der Ranch in Ruhe ein Feierabendbier zu genießen. Die im Wind schaukelnden Pfannen und Töpfe sorgen für die musikalische Umrahmung. „Leb so, dass du dir und anderen nicht schadest“ ist sein Motto.

SOZIALES ENGAGEMENT. Heuer feiert der gelernte Zimmermann seinen 60er und geht nach 35 Jahren bei der Eisenbahn in Pension. Seit 40 Jahren engagiert er sich bei der Rettung, gehört zur „Team Österreich Tafel“ und ist als Mitglied des Kriseninterventionsteams oftmals mit Extremsituationen konfrontiert. Auch in seiner Tätigkeit als Grabmacher sieht er die Vergänglichkeit des Lebens aus nächster Nähe. „Es ist kaum zu glauben, wie wenig von uns Menschen am Ende übrigbleibt.“ Diese Vergänglichkeit kommt auch bei manchen seiner „Kunstwerke“ zum Ausdruck, doch besonders in den unzähligen Sterbebildchen, die in seinem Stall die Wände schmücken. Viele, die er gekannt hat, kommen ihm beim Betrachten dieser Bilder wieder in den Sinn. „Da bist du dann wieder zufrieden und brauchst keinen Psychiater mehr“, versichert Lebenskünstler Ewald Obergolser.
Einmal Esel, immer Esel
Ausrangiertes mit Botschaft: „Das fliegende Klassenzimmer“ RS-Foto: Pfurtscheller
Einmal Esel, immer Esel
„Die drei Suchenden“ RS-Foto: Pfurtscheller
Einmal Esel, immer Esel
Ziegenbock Franz lässt sich von den Sterbebildchen nicht aus der Ruhe bringen. RS-Foto: Pfurtscheller

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