Von Herbert Tiefenbacher
In Landeck weiß man, wie schwierig die Nachbesetzung von Arztstellen sein kann: Über zehn Ausschreibungen gab es mittlerweile, doch es konnte weder die offene Kassenplanstelle für Allgemeinmedizin (Hausarzt) nach Dr. Stefan Tiefenbrunn noch die freie Facharztstelle für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin nach Dr. Sonja Maria Rapperstorfer nachbesetzt werden. Es gelang aber auch mit der im Juni erfolgten Ausschreibung (Nr. 3/2023) nicht, für diese einen Ersatz zu finden. Die Bewerbungsfrist endete am 17. Juli. Diese Ausschreibungen erfolgen im Auftrag der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) über die Ärztekammer Tirol.
PROBLEM VERGRÖSSERT SICH. Dr. Gerhard Walter hat schon längst das Pensionseintrittsalter überschritten. Er schloss seine Ordination nicht, weil keine Nachfolge in Sicht war und es ihm ein Anliegen ist, dass die augenärztliche Versorgung vor Ort aufrecht erhalten bleibt. Dies war als Übergangslösung gedacht, bis eine Nachfolgerin bzw. ein Nachfolger gefunden ist. Dr. Walters Kassenvertrag ist mit Ende März 2022 erloschen. Er nutzte die Bedarfsregelung und verlängerte etappenweise bis Ende Dezember 2023. Dr. Walter hatte aber angekündigt, dass er aus verschiedenen Gründen nicht unendlich so weitermachen könne.
WENIG ERMUTIGEND. Die aktuelle Situation ist wenig ermutigend. Trotz aller Bemühungen gibt es bei der Nachfolgesuche keine greifbaren Fortschritte. Auch die jüngste Ausschreibung im Juni blieb ohne Resonanz. Dr. Walter selbst suchte seit geraumer Zeit eine Nachfolge für seine Ordination. Er hat intensivere Gespräche mit einem jungen Augenarzt, der in der Innsbrucker Klinik tätig ist, geführt. Auf Nachfrage bezüglich des Ergebnisses seiner Bemühungen sagte Dr. Walter: „Es schaut schlecht aus für Landeck. Leider erhielt ich in den vergangenen Tagen von ihm eine Absage. Er hat sich entschieden, weiter an der Klinik zu bleiben.“
KRITISCH KOMMENTIERT. Dies wurde vom erfahrenen Landecker Augenarzt kritisch kommentiert: „Angesichts des Mangels an Augenärzten in Tirol sind die Klinikchefs hinsichtlich der Ausbildung der Augenärzte in die Pflicht zu nehmen.“ Das Hauptproblem sei nämlich, dass zu wenig Tiroler ausgebildet werden. Es könne nicht sein, dass von 14 Ausbildungsstellen nur drei mit Einheimischen besetzt sind. Die anderen Stellen würden Auszubildende aus anderen Bundesländern und Südtirol innehaben. Und die meisten von ihnen – so Dr. Walter – würden nach erfolgreichem Abschluss in die Heimat zurückkehren. Früher sei das anders gewesen. Da hätten die Klinikchefs dahingehend gewirkt, dass die Einheimischenquote hoch ist. „Zu meiner Ausbildungszeit waren von 12 Ausbildungsstellen neun mit Einheimischen besetzt. Und diese sind nach dem Abschluss ihrer Ausbildung in Tirol geblieben“, weiß Dr. Walter.
GALTÜR UND PIANS. In Galtür und Pians ist die gegenwärtige Situation hinsichtlich der Nachbesetzung der Hausarzt-Kassenstelle auch unbefriedigend. Beide Stellen sind seit 31. März 2022 vakant und wurden auch mit der genannten Ausschreibung Nr. 3/2023 erneut ausgeschrieben. Laut Auskunft der Pressestelle der ÖGK gab es aber auch für diese wie für die drei offenen Landecker Stellen (Hausarzt, Augenarzt und Psychiater) keine Bewerbungen. Die fünf Stellen werden daher ein weiteres Mal ausgeschrieben. „Wir laden Interessenten ein sich zu bewerben. Zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung in Landeck hoffen wir durch die neue PVE-Honorarvereinbarung zwischen ÖGK und Ärztekammer Tirol auf neue Impulse“, heißt es abschließend im E-Mail der ÖGK-Pressestelle.
Dieses Schild im Eingangsbereich der Praxis von Dr. Gerhard Walter wird Ende Dezember 2023 abgenommen werden. RS-Foto: Tiefenbacher