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Licht und Schatten

Landecker Almsommer-Zwischenbilanz

„Jakobi“ am 25. Juli ist Almsommer-Halbzeit. Die Zwischenbilanz aus Landecker Sicht ist eine zwiespältige: gute Käse- und Butterqualität, aber auch Probleme aufgrund der Trockenheit und der großen Beutegreifer.
26. Juli 2022 | von Daniel Haueis
Licht und Schatten<br />
Peter Frank: „Die ersten Rückmeldungen sprechen von einer sehr guten Käsequalität. Das kann ich auch persönlich bestätigen.“ RS-Foto: Archiv
Von Daniel Haueis

Aufgrund der frühen Vegetation wurde heuer so früh wie noch nie aufgetrieben. Aber es ist leider nicht so weitergegangen, wie’s begonnen hat: „Die Futterqualität ist jetzt jedoch aufgrund der Trockenheit sehr schnell zurückgegangen. Junges, frisches Weidegras ist kaum mehr zu sehen“, sagt Landwirtschaftskammer-Chef Peter Frank. Der Weideaufwuchs verholzt und ist viel schwerer zu verdauen, dadurch ist auch die Milchmenge eingebrochen. Die größte Sorge bereitet das Ausbleiben der Quellen – Tränkestellen und Bachläufe sind jetzt schon trocken. Aufgrund der geringen Wassermengen gibt es auch schon Probleme bei der Stromversorgung (E-Werke) der Almen. Es wird auch soweit kommen, dass manche Gebiete nicht mehr beweidet werden können, weil die Tiere dort kein Wasser haben. Frank will aber erst am Ende Bilanz ziehen: „Aber trotz allem kann sich ein Witterungsverlauf auch wieder ändern und die Bilanz vom Almsommer 2022 kann man erst nach der Almabfahrt ziehen.“

QUALITÄT PASST. Positiv: Die Qualität der Almprodukte leidet nicht. „In diesen Tagen gibt es den ersten reifen Almkäse … Die ersten Rückmeldungen sprechen von einer sehr guten Käsequalität. Das kann ich auch persönlich bestätigen“, sagt Frank. Auch die Nachfrage passt: Die saisonalen Spezialprodukte wie Almkäse und ganz besonders Almbutter sind gefragt. „Die Konsumenten haben den gesundmachenden Wert der Almprodukte jedenfalls erkannt“, erklärt Frank.

TODESOPFER. An anderer Front gibt’s wiederum nicht nur Positives zu berichten: Einzelne Betriebe haben ihre Schafe und Ziegen auf den Heimbetriebsflächen belassen und sie dort raubtierabweisend eingezäunt. „Das ist arbeitsaufwendig und kostspielig“, so Frank. Auf- und bereits wieder abgetrieben wurde im Kaunertal: Aufgrund von Rissen im Verpeil wurde die gesamte Herde ins Tal geholt. Von den 87 auf die Madatsch Alm aufgetriebenen Schafen leben nur mehr 70 – 20 Prozent der gealpten Schafe wurden getötet. „Es handelt sich um wertvolle Zuchttiere der Rasse Tiroler Bergschaf. Niemand weiß, wann der Wolf oder der Bär das nächste Mal zuschlägt, wir sind keinen Tag mehr sicher. Ich schätze es so ein, dass es sich so entwickelt wie im Jahr 2020, wo es über den ganzen Sommer im Abstand von jeweils drei Wochen über den ganzen Sommer Risse gegeben hat“, blickt Frank in die Zukunft. Am 22. Juni hat eine Wölfin in Nauders trotz Elektrozaun mit ausreichender Stromführung und Zaunhöhe ein Schaf gerissen und ein weiteres verletzt. Die Einzäunung der Bergweide sei von den Sachverständigen des Landes als den Herdenschutzvorgaben entsprechend beurteilt worden. Frank meint daher: „Hier sieht man wieder eindeutig, dass sich die ‚Aussagen der Raubtierexperten‘ in Luft auflösen. Problemlos werden raubtierabweisende Zäune überwunden. Dazu handelt es sich bei den Wölfen nicht nur um umherziehende männliche Jungwölfe, sondern es ist bereits die zweite Wölfin, die im Bezirk ihr tödliches Unwesen treibt.“ Die Herdenschutzprojekte scheinen großteils zu funktionieren: Das Hirtenpersonal auf den drei Projektalmen leiste ausgezeichnete Arbeit – die eingespielten Teams verfügen über viel Erfahrung bei der gelenkten Weideführung. Einige Schafe sind aber aufgrund von Parasiten verendet, so bleibt die Tiergesundheit die zentrale Herausforderung. Weiterer Handlungsbedarf bestehe auch bei der Schaffung von weiteren Hirtenunterkünften – eine Stunde Fußweg von der Hirtenunterkunft zum Nachtpferch ist viel zu weit, sagt Peter Frank.


Wolf unterwegs

Wie dem Land Tirol vom Amt für Jagd- und Fischerei des Kantons Graubünden mitgeteilt wurde, ist Anfang Juli ein männlicher Wolf, der in Graubünden zur Erforschung des Raumnutzungsverhaltens besendert wurde, über Südtirol nach Nordtirol eingewandert. Das Tier hat ins Kaunertal und weiter ins Pitztal gewechselt. Eine zeitnahe örtliche Nachverfolgung ist laut Landesaussendung nur in unregelmäßigen Zeitabständen möglich.

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