Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Sie werden abgeholt!“

3. März 2020 | von Daniel Haueis
„Sie werden abgeholt!“
Die eigens eingerichtete Virus-Ambulanz Foto: Krankenhaus St. Vinzenz Zams

Coronavirus-Ambulanz am Krankenhaus Zams eingerichtet


 


Am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams ist man auf mögliche Coronavirus-Infizierte bzw. -Erkrankte vorbereitet. Es wurde u.a. eine Ambulanz eingerichtet.


 

Von Daniel Haueis

 

Zwei Coronavirus-Fälle in Tirol sind bestätigt – ein italienisches Paar, das sich in Innsbruck aufhält (und inzwischen wieder fieberfrei ist). Es wurden rund 100 Verdachtsfälle getestet, wobei eben nur diese zwei positiv waren. In Verdacht standen auch Mitarbeiter des Krankenhauses St. Vinzenz in Zams: 19 haben am 20./21. Februar beim Betriebsausflug den Karneval von Venedig besucht und standen deshalb unter Beob-achtung. Keiner zeigte irgendwelche Verdachtsmomente in Richtung einer Ansteckung, aber vier haben nach der Reise ihren Dienst nicht mehr angetreten – aufgrund eines herkömmlichen grippalen Infektes. „Man hat die Mitarbeiter dennoch getestet und alle Tests sind negativ. Die Mitarbeiter werden bis zur vollständigen Genesung zu Hause bleiben“, teilte das Krankenhaus St. Vinzenz am Donnerstag der Vorwoche auf RUNDSCHAU-Anfrage hin mit.

 

SCHULUNGEN UND EIGENE AMBULANZ. In „St. Vinzenz“ ist man natürlich vorbereitet auf mögliche Infizierte (der Erreger heißt: SARS-CoV-2) oder an coronavirus disease 2019 Erkrankte (COVID-19) – zuständig ist die Ärztliche Direktion bzw. das Hygieneteam des Krankenhauses. Bereits am Eingang zum Krankenhaus wird man darauf hingewiesen, nicht einzutreten, wenn man an Husten, Halsschmerzen und Atemnot leidet und in den letzten zwei Wochen in China oder in den betroffenen italienischen Regionen war. Also: Stehen bleiben und die Nummer von „St. Vinzenz“ wählen – „Sie werden abgeholt!“ Das Personal wurde hinsichtlich aller notwendigen Hygienemaßnahmen geschult, zudem gab’s eine Schulung zur Falldefinition. Und es wurde eine spezielle Virus-Ambulanz zur räumlichen Trennung von Verdachtsfällen eingerichtet. Den Empfehlungen der Landessanitätsdirektion entsprechend, sollen sich aber Patienten, die keine schwere Symptomatik aufweisen, an die Hotline 0800808030 wenden. Abstriche werden in diesem Fall nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause durch den Hausarzt erfolgen. Patienten, die von der Symptomatik her zu Hause gepflegt werden können, werden nach Aufklärung in die häusliche Pflege entlassen. Patienten mit schweren Symptomen aber werden stationär aufgenommen und isoliert.

Laut Auskunft im Krankenhaus St.Vinzenz muss man vor dem Coronavirus aus medizinischer Sicht nicht mehr Angst haben als vor einem Grippevirus. Auskunft bei allfälligen Fragen erhält man u.a. bei der Coronavirus-Hotline des Landes unter 0800808030. Die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) hat unter 0800555621 eine kostenlose 24-Stunden-Infoline eingerichtet; weiterführende Informationen finden sich auch unter www.tirol.gv.at/coronavirus oder www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus; und auf www.sozialministerium.at werden laufend aktuelle Informationen eingepflegt.

 

Am Eingang zum Krankenhaus in Zams wird man (wie z.B. auch vor Arztordinationen) darauf hingewiesen, dass man bei Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion nicht eintreten soll, sondern anrufen muss und dann abgeholt wird. RS-Foto: Meze


 

 

„Keine Panikstornierungen“


 

Bislang keine Coronavirus-Auswirkungen auf den Tourismus

 

„Es gilt nun, allgemein wachsam zu sein. Die Reisewarnungen des Außenministeriums sind ernst zu nehmen und ich schließe mich diesen Warnungen ausnahmslos an“, sagt LH Günther Platter – also: Tiroler sollten nicht überall hinfahren, etwa in bestimmte Gemeinden in der Lombardei. Schülerfahrten & Co. in diese Gebiete sind natürlich gar nicht mehr gefragt: Die Bildungsdirektion Tirol hat die Anordnung ausgegeben, dass Klassenfahrten und Schüleraustausche heimischer Schulen in die betroffenen Risikogebiete Norditaliens bis auf Weiteres abgesagt werden. Von einem „dramatischen Einbruch“ des Geschäfts kann laut Andreas Kröll, Sprecher der Tiroler Reisebüros in Tirol, aber keineswegs gesprochen werden – im Gegenteil: Reisen nach Italien würden nach wie vor gebucht. Nach Tirol sollen Gäste freilich kommen: LH Platter empfiehlt Beherbergungsbetrieben aber, wachsam zu sein und im Falle von Krankheitsanzeichen von Gästen unmittelbar mit der Leitstelle Tirol in Verbindung zu treten. Im Bezirk Landeck scheint sich die Situation auch nach den beiden in Innsbruck bestätigten Coronafällen nicht geändert zu haben: „Wir haben Anfragen dazu, aber es gibt derzeit bei uns keine Panik und auch keine Panikstornierungen“, erklärt Mag. Otmar Ladner, „wenn es so bleibt, wird dieser Virus an uns vorüber gehen“, sagt der WK-Bezirksstellenleiter. Die Österreichische Hoteliervereinigung sieht dies anders – sie hat ihre Mitglieder nach Buchungsrückgängen und Stornierungen befragt, mehr als 500 Betriebe haben teilgenommen. Das Ergebnis: 59% berichten von Buchungsrückgängen, 63% von Stornos im Zusammenhang mit Corona. „In der absoluten Mehrzahl der Fälle liegen die Summen im vierstelligen Euro-Bereich. Es gibt aber auch sehr stark betroffene Unternehmen“, verweist ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer auf Hotels mit Einnahmenausfällen im mittleren sechsstelligen Bereich.

Mag. Otmar Ladner: derzeit keine Panik RS-Foto: Archiv

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