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Der Klosterbau-Spezialist

Umfangreiches Werk über Jakob Prandtauer erschienen

Mehr als 900 Seiten hat das eben erschienene zweibändige Werk über Jakob Prandtauer. Kunstgeschichtlerin Huberta Weigl hat sich jahrelang mit dem Barockbaumeister aus Stanz befasst.
12. April 2021 | von Daniel Haueis
Der Klosterbau-Spezialist<br />
Mehr als 900 Seiten hat die zweibändige Monografie über den aus Stanz stammenden Barockbaumeister. Cover: Michael Imhof Verlag
Von Daniel Haueis

Seit 19. März ist es erhältlich: „Jakob Prandtauer (1660–1726) – Baumeister des Barock“. MMag. Dr. Huberta Weigl, Betriebswirtin, Kunstgeschichtlerin und Gründerin der „Schreibwerkstatt“ (www.schreibwerkstatt.co.at), hat sich Jakob Prandtauer intensivst gewidmet: „Ich war auf der Suche nach einem Dissertationsthema. So hat alles begonnen“, erinnert sie sich fast zweieinhalb Jahrzehnte zurück. Und seither forscht sie, um einen der bedeutendsten Künstler des Barock in Österreich zu würdigen, nun auch monografisch. „Mich hat fasziniert, wie sehr Prandtauer nicht nur Künstler, sondern auch Bauunternehmer war. Auch das Zusammenspiel mit den Auftraggebern zu beleuchten, war eine spannende Aufgabe. Ein Baumeister in der Barockzeit war nicht autonom, sondern musste immer auf die Wünsche der Auftraggeber eingehen – und die waren oft sehr eigenwillig. Sie haben ständig mitgesprochen und Prandtauer Vorgaben gemacht. Als Kunsthistorikerin begebe ich mich auf die Spurensuche nach den Geschichten zu den Bauten“, sagt Weigl. Sie war auch in Stanz, weil sie Prandtauers Geburtshaus sehen und einfach auch die Landschaft kennenlernen wollte, in der er aufgewachsen ist. Die wenigen Archivalien zum jungen Prandtauer, die es gibt, liegen heute im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck, wo sie natürlich ebenfalls war.

GROSSER BAROCKBAUMEISTER. Der Stanzer gehört mit Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt zu den bedeutendsten Künstlern der österreichischen Barock-Architektur. Prandtauer errichtete vor allem für Klöster: Vom späten 17. Jahrhundert bis zu seinem Tod im Jahr 1726 erhielt er im nieder- und oberösterreichischen Raum nahezu alle großen Aufträge auf dem Gebiet des Klos-terbaus. Die zweibändige Publikation beleuchtet zum ersten Mal ausführlich sein Leben und Werk, seit zweieinhalb Jahrzehnten forschte die Autorin, um nun in Band 1 die oft turbulente Entstehungsgeschichte seiner Klosterbauten darzulegen (Melk, Garsten, St. Florian, Herzogenburg, Dürnstein etc.). Im zweiten Band steht sein übriges Werk im Mittelpunkt, von den Pfarrhöfen und -kirchen über die Schlösser, Paläste, Bürgerhäuser und Schüttkästen bis hin zu den Brücken und Kasernen. Beide Bände lenken den Blick immer wieder auf die Auftraggeber, mit deren manchmal eigenwilligen Wünschen sich Prandtauer auseinanderzusetzen hatte. Auch Fragen der Bauabwicklung, der Finanzierung und des Networkings werden thematisiert. Das Buch vermittelt ein umfassendes sowie facettenreiches Bild Prandtauers und gibt einen lebendigen Einblick in die Baupraxis seiner Zeit. Huberta Weigl hat eine eigene Website für das Buch angelegt: www.jakob-prandtauer.at, die zahlreiche weitere Informationen über das Werk enthält. Und sie plant auch Buchpräsentationen (sobald alle, die es wollen, sich impfen lassen können), u.a. in Schloss Land-eck, wo es eine Prandtauer-Dauerausstellung gibt.
„Jakob Prandtauer (1660–1726) – Baumeister des Barock“ von Huberta Weigl umfasst zwei Bände: Band 1 496 Seiten, Band 2 432 Seiten, 24 x 31 cm, zusammen 928 Seiten, 766 Farb- und 144 S/W-Abbildungen, ISBN 978-3-86568-031-0, Michael Imhof Verlag, 128 Euro. Das jahrelange Engagement Weigls ist besonders, denn: „Mit dem Buch selbst verdiene ich keinen Cent“, erklärt die Autorin.


Jakob Prandtauer
Jakob Prandtauer – geboren 1660 in Stanz, getauft am 16. Juli in der Pfarrkirche von Zams – beginnt 1677 die Maurerlehre bei Georg Asam in Schnann. Ab 1692 ist er Mitarbeiter von Christian Alexander Oedtl am Schwaighof in St. Pölten, wo Prandtauer im selben Jahr ein Haus kauft und Maria Elisabeth Rennberger heiratet. Ins Jahr 1693 fallen Prandtauers erste Arbeiten am Augustiner-Chorherrenstift St. Pölten. 1711 beginnt der Umbau der Klosteranlage von Melk – „Melk“ gilt als Prandtauers wichtigstes Werk, an dem er bis zu seinem Tod am 16. September 1726 gearbeitet hat. Begraben ist Jakob Prandtauer in der Gruft der Augustiner-Chorherrenstiftskirche St. Pölten.

https://www.jakob-prandtauer.at/


 
Der Klosterbau-Spezialist<br />
Jakob Prandtauer mit einem Blick in den Prälatenhof des Stiftes Melk. Foto: Stift Melk, Günter Prinesdom
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Huberta Weigl hat fast zweieinhalb Jahrzehnte geforscht. Foto: Huberta Weigl
https://www.schreibwerkstatt.co.at

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