Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Freiheit oder Klopapier?

Kunstprojekt „Partner fürs Leben“: Ausstellungseröffnung und Katalogpräsentation in St. Anton

Durch die Pandemie haben sich einige Corona-Motive in die Kunstinstallation „Partner fürs Leben“ in der Raiffeisenbank St. Anton geschlichen. Beim Durchstöbern der bildlichen Tagebuchsequenzen und der Ausstellung „Freiheit“ lässt sich jedoch noch viel Spannenderes herauslesen.
19. Oktober 2021 | von Christina Hötzel
Mehr als 200 quadratische Einzelbilder unterschiedlichster Sujets sind in variierender Dichte an die Wand der neugestalteten Raiffeisenbank St. Anton angebracht. Der Ausschnitt zeigt die Vielfalt der Arbeiten. RS-Foto: Hötzel
Mit Rat und Tat: Kunsthistorikerin Verena Gstir vor der „Wahl[.]nuss“ RS-Foto: Hötzel
Lotsten den Weg zur Ausstellung: Josef Chodakowsky, Peppi Spiss, Lisa Krabichler und Mario Thurner (v.l.) RS-Foto: Hötzel
„Rainy Sundayafternoon“ von Pepi Spiss: große Strahlkraft RS-Foto: Hötzel
Von Christina Hötzel

Stufe für Stufe entdeckt der aufmerksame Betrachter Neues, Privates wie Politisches. Das Kunstprojekt „Partner fürs Leben“ zeigt heimische Gipfel und Pfade „Auf dem Weg zur Leutkircher Hütte“, dazwischen Urlaubsszenen: drei ältere Herren auf einer Bank in „Apulien“. Neben heimischen Tieren wie Kühen oder Schafen schleicht sich auch ein kleiner Exot mit Rüssel ein. Etwa der berühmt berüchtigte Babyelefant? Der Titel „Artgerecht!“ bietet Raum für Diskussionen. Einige Besucher stehen in angeregte Gespräche vertieft unter dem Bilderteppich auf der Treppe in den oberen Stock der Raiffeisenbank St. Anton. 2019 begann die Bank nach der Neugestaltung damit, das sichtbare Zeichen in ihren Räumen zu setzen und präsentiert nun den dazugehörigen Katalog.

ZEIT UND GEIST. Pinke Gummihandschuhe strecken sich zur Decke, gesichtslos zeugt ein Mund/- Nasenschutz von der „Maskerade“,  dazwischen weiße Schlagworte wie „Mut“ oder „Kraft“ auf in Gold gehaltenen Tafeln. Doch nicht nur die zwei ausstellenden Künstler Lisa Krabichler und Peppi Spiss scheinen sich dringend nach anderen Themen zu sehnen. Die am selben Mittwoch-abend eröffnete Ausstellung „Freiheit“ präsentiert sich vielschichtig. Stillleben wie die „Wahl[.]nuss, oder Hirn in Schale“ sollen weitere Assoziationen wecken. „Sie hat nur die Form einer Nuss, ist aber in der heißesten Phase des Lockdowns entstanden. Nuss hat viel mit Gehirn zu tun und soll zeigen, dass ich etwa mit der sozialen Differenzierung nicht einverstanden bin“, erklärte Krabichler. 

SAKRALES MIT GOLD. Deutlich abstrakter sind die Werke von Spiss: „Ich spiele mit den Farben und schau was sich entwickelt. Meine ausgestellten Bilder sind alle in den letzten zwei Monaten entstanden.“ Trotzdem hat „Rainy Sundayafternoon“ die gleiche Aussagekraft, wie seine realistischen Nachbarn. „Wir hätten nie gewagt zu träumen, so ein großes Kunstwerk zu machen“, erläuterte Josef Chodakowsky, der gemeinsam mit Mario Thurner das Projekt ins Leben gerufen hatte, in seiner Ansprache. „Dies ist ein Abend, mit Katalogpräsentation und Ausstellungseröffnung, wie wir ihn in dieser Form noch nie hatten.“

IN ALLEN LEBENSLAGEN. „Die beiden sind Künstler unseres Dorfes. Die Bank und die Künstler haben mit ihrer ehrlichen Kunst unser Kulturgeschehen geprägt“, lobte Bürgermeister Helmut Mall das Engagement der Beteiligten. Anschaulich beleuchtete Verena Gstir den Makrokosmos mit den vielen kleinen Mikrokosmen der Ausstellung. Besuchern, die von der Fülle der grafischen und malerischen Werke überwältigt waren, stand die Kunsthistorikerin mit Rat und Tat zur Seite. Schließlich hatten die Ausstellungsstücke den Auftrag, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft aller Lebenspartner darzustellen. Ein Anspruch, dem sie ernst wie augenzwinkernd nachkamen. Den Schritt zurück in „6 Wochen Quarantäne“ mit den dazugehörigen Klopapierrollen wollte jedoch niemand mehr machen. 

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