Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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26 Kerzen gegen das Vergessen

Gedenken und Diskussion anlässlich „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“

ÖVP- und SPÖ-Frauen haben anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ eine parteiübergreifende Veranstaltung mit Experten organisiert. Es wurden Möglichkeiten beleuchtet, wo von körperlicher, sexualisierter, psychischer und finanzieller Gewalt Betroffenen geholfen wird und welche Verantwortung jeder Einzelne trägt.
12. Dezember 2023 | von Kathrin Gruber
26 Kerzen gegen das Vergessen
Manuela Seeberger, Barbara Stecher, Christoph Patigler, Melanie Mlaker, Elisabeth Pfurtscheller und Karin Götsch setzen sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen ein. Sie informierten über ihre Arbeit, was sie im Kampf gegen Gewalt leisten und was jeder Einzelne dazu beitragen kann. RS-Foto: Gruber
Vom 25. November, dem Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden, bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, liegen 16 Tage. Diese 16 Tage werden weltweit genutzt, um das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen und darauf aufmerksam zu machen. Auch die Frauen der ÖVP und SPÖ Landeck und Imst nahmen sich dieses Thema zu Herzen und organisierten eine parteiübergreifende Veranstaltung in Schloss Landeck. 26 Kerzen brannten im Hof von Schloss Landeck, 26 Kerzen zu viel, denn jede steht für eine Frau, die unfreiwillig aus dem Leben gerissen wurde. „Wir treffen uns hier, um auf diese 26 Opfer aufmerksam zu machen. Wir werden sie nicht vergessen“, begrüßte Manuela Seeberger, Bezirksleiterin der ÖVP-Frauen, die Anwesenden. Gewalt an Frauen sei noch immer trauriger Alltag in Österreich und die Zahlen seien erschreckend. Allein in diesem Jahr gab es 47 Mordversuche an Frauen, jede dritte Frau in Österreich ist mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen. „In den Bezirken Landeck und Imst sind das statistisch gesehen 18.300 Frauen“, erzählte Manuela Seeberger.

GEMEINSAM GEGEN GEWALT. Manuela Seeberger moderierte den Abend und konnte Vertreter des Krankenhauses, der Polizei, des Gewaltschutzzentrums Tirol, des Frauenhauses Oberland und der Politik zur Podiumsdiskussion begrüßen. Barbara Stecher, „forensic nurse“ und Koordinatorin der Gewaltschutzgruppe im Krankenhaus Zams, erzählte vom Ansprechen der Opfer und der Dokumentation als Schwerpunkte ihrer Arbeit. Dabei spielt auch die Schulung des Personals eine tragende Rolle: Die Gewalt wird anfangs oft verleugnet, Zeichen werden übersehen. Femizid-Opfer seien zu 95 % schon vorher im Krankenhaus zur Behandlung gewesen. Polizei-Bezirkskommandant Christoph Patigler informierte über die Rolle der Exekutive in Fällen von Gewalt. Besonders der Schutz der Opfer stehe im Vordergrund. Ein großer Vorteil sei, dass es nun Mittel gibt, die sofort greifen, wie das Aussprechen eines Betretungs- bzw. Annäherungsverbotes. „Die Polizei kann hier schon handeln, bevor etwas passiert.“ Karin Götsch leitet seit Ende April das Frauenhaus Oberland und erzählte, dass es bereits nach zwei Monaten voll gewesen sei und Platz für fünf Frauen und sieben Kinder biete. „Erschreckend, wie hoch der Bedarf ist“, zeigte sie sich erschüttert.

WAS TUN GEGEN GEWALT. Die stellvertretende Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, Melanie Mlaker, erläuterte die Gefahr der Opfer-Täter-Umkehr und plädierte dafür, schon in der Erziehung anzusetzen. Kinder sollen Körpergrenzen kommunizieren und auch zum Küsschen nein sagen dürfen. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, bekräftigte Manuela Seeberger, denn in dem Punkt waren sich alle einig: Nur gemeinsam kann gegen Gewalt an Frauen und Kindern vorgegangen werden und jeder ist mitverantwortlich, dass das gelingt. „Hinschauen statt wegschauen. Sprecht Personen an, wenn euch etwas auffällt“, hieß es vermehrt. Außerdem sei es enorm wichtig, sich selbst zu hinterfragen, wenn es um Schuldzuweisungen gehe. Dies sei vor allem bei sexueller Gewalt nach wie vor an der Tagesordnung, Opfern werde oft die Schuld gegeben. Im Kampf gegen die Gewalt seien auch die Frauen selbst in der Verantwortung. Sich selbst nicht finanziell abhängig zu machen sei nach wie vor ein wichtiges Mittel, um sich selbst zu schützen, klärte Frauensprecherin der ÖVP NR Elisabeth Pfurtscheller. „Darauf sind wir sehr stolz, denn das braucht es dringend“, informierte sie über ein gestiegenes Frauenbudget. Beratungen von Frauen und Mädchen und die Arbeit mit den Tätern seien sehr wichtig. „Lasst euch helfen, scheut euch nicht. Jede Frau bestimmt selbst, welche Schritte gesetzt werden. Ihr seid nicht allein“, betonten die Redner. Das Frauenhaus Tirol ist mit seiner Notrufnummer rund um die Uhr erreichbar und kann helfen, dass Situationen nicht eskalieren. Die Nummer lautet: 0512342112.
26 Kerzen gegen das Vergessen
Die 26 brennenden Kerzen stehen für die 26 tragischen Femizide in diesem Jahr. Sie sollen an die Opfer erinnern und uns alle zum Hinschauen statt Wegschauen ermahnen. RS-Foto: Gruber
26 Kerzen gegen das Vergessen
Sie organisierten die Gedenkfeier und Podiumsdiskussion in Schloss Land­eck: Petra Singer (ÖVP-Frauen Imst), Alexandra Zolitsch (SPÖ-Frauen Imst), Brigitte Trötzmüller (SPÖ-Frauen Landeck), Manuela Seeberger (ÖVP-Frauen Landeck) und LA Beate Scheiber. RS-Foto: Gruber

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