Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Auch 37. Ausschreibung brachte keinen Erfolg

Erneut keine Bewerber für offene Arztstellen im Bezirk

Es ist wie verhext: Auch auf die „Ausschreibung von freien Kassenarztstellen Nr. 1/2024“, die bis zum 29. Jänner gelaufen ist, gab es bezüglich der sechs vakanten Planstellen im Bezirk Landeck keine Resonanz.
6. Feber 2024 | von Herbert Tiefenbacher
Auch 37. Ausschreibung brachte keinen Erfolg
In Pians darf aufgrund der Gesetzeslage ein Arzt keine ärztliche Hausapotheke halten, was eine deutlich schwierigere bis unmögliche Nachfolgersuche bedeutet. RS-Foto: Tiefenbacher
Es ist kaum zu fassen, dass die Suche nach Medizinern zur Besetzung freier Planstellen so langwierig und mühselig sein kann. Derzeit sind im Bezirk Landeck sechs Arztpraxen mit Kassenverträgen (ein Augenarzt, ein Psychiater und vier Allgemeinmediziner/Hausärzte) nicht besetzt. Unglaubliche 37 (!) Mal wurde die Planstelle für Augenheilkunde und Optometrie ausgeschrieben – aber es hat sich auch dieses Mal niemand gefunden, den es nach Landeck zieht. Dr. Gerhard Walter hatte, obwohl er schon längst das Pensionseintrittsalter überschritten hatte, weitergearbeitet. Er hatte die rechtlichen Möglichkeiten genutzt und hatte immer wieder den Kassenvertrag verlängert. Es war ihm ein Anliegen, dass die augenärztliche Versorgung im Bezirk vor Ort uneingeschränkt verfügbar bleibt, bis eine Nachfolge gefunden ist. Aber alles hat einmal ein Ende. Per 31. Dezember schloss Dr. Walter seine Praxis. Somit ist die Augenarztpraxis in Landeck nun verwaist. Die Situation ist aber nicht nur bitter für die Bezirkshauptstadt, sondern für den gesamten Bezirk – es gibt in der gesamten Region nämlich keinen Augenarzt mehr.

LANDECK. Ähnlich erfolglos läuft die Suche nach Medizinern für die unbesetzte Hausarztstelle von Dr. Stefan Tiefenbrunn für Landeck. Diese ist bereits seit 30. Juni 2020 vakant. Jene Kassenstelle wurde 25 Mal, ohne Erfolg, ausgeschrieben. Für die Kassenarztstelle für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin für Landeck und Zams von Dr. Sonja Maria Rapperstorfer sind bisher 13 Ausschreibungen erfolgt, die alle erfolglos blieben. Diese ist seit 30. September 2021 unbesetzt.

GALTÜR UND ST. ANTON. Die Ordination in Galtür befand sich bereits zum zehnten Mal unter den offenen Stellen. Dr. Benjamin Lechner verließ Ende März 2022 Galtür. Es gelang auch dieses Mal nicht Ärzte für die Nachfolge zu finden. Zudem ist die Gemeinde Galtür sehr rührig bei der Arztsuche. Ihre Anzeigen sind auf Interesse gestoßen. Es gab Anfragen, aber alle sind im Sand verlaufen. Die Hausarztstelle von Dr. Markus Sprenger in St. Anton am Arlberg war zum fünften Mal auf der Ausschreibungsliste. Auf die erste Ausschreibung meldeten sich, wie berichtet, ein Arzt und eine Ärztin. Beide haben sich aber letztlich entschieden, die Stelle nicht anzutreten. Bei allen weiteren Ausschreibungen gab es eine Null-Meldung, also keine einzige Bewerbung.

ALS HINDERLICH ERWIESEN. Der Kammeramtsdirektor der Tiroler Ärztekammer, Günter Atzl, bedauert, dem Bezirk Landeck keine besseren Nachrichten mitteilen zu können. Er sieht jetzt die hohe Politik (Bund) und die Sozialversicherungsträger gefordert. Einerseits sei nämlich die Krankenkassenreform nicht das Gelbe vom Ei gewesen. Die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger habe die Situation (Defizitstrukturen wurden nicht beseitigt) nicht besser gemacht. Und ein offenes Problem sei immer noch die gesetzliche Regelung der ärztlichen Hausapotheken, welche sich bei den Nachfolgebesetzungen von Haus­ärzten eher als hinderlich als förderlich erweisen würden. Andererseits sollten die Sozialversicherungsträger die Verträge mit den Ärzten so gestalten, dass diese die angebotenen Kassenstellen auch nehmen, betonte Kammeramtsdirektor Atzl.


Sorgenkind Hausarztstelle Pians
Ein absolutes Sorgenkind ist die Hausarztstelle in Pians. Dr. Richard Antwi ist im März 2022 nach Oberösterreich übersiedelt und hat die Ordination in Pians aufgelassen. Die Planstelle in ­Pians war zum neunten Mal ausgeschrieben, aber es ist noch kein Ersatz in Sicht. Nun heißt es für die Patienten auf Ärzte in der Umgebung ausweichen, was für manche sehr kompliziert, beschwerlich und auch zeitaufwendig ist. Dies betrifft nicht nur die Bevölkerung von Pians, denn dieser Arztsprengel umfasst vier Gemeinden: Pians, Grins, Tobadill und Strengen. Kammeramtsdirektor Günter Atzl ist über die unerfreuliche Situation nicht sonderlich verwundert. „Pians ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Chancen für Gemeinden, in denen es keine Kassenarzt-Praxis mit Hausapotheke gibt, rapide sinken, einen Nachfolger für die frei gewordene Kassenstelle zu finden.“ Auch Bgm. Harald Bonelli sieht die fehlende Hausapotheke als Nachteil. Diesen wollte man beseitigen, indem man die Ordination so verlegt, dass die gesetzlich vorgeschriebene Mindestentfernung von sechs Kilometern zur nächstgelegenen Apotheke erreicht wird. Mit dieser Option hat sich die Gemeinde Pians eingehend beschäftigt, aber sie wurde fallen gelassen. Der Grund: „Für einen geeigneten Standort bringen wir die Entfernung nicht zusammen“, erklärte Bgm. Bonelli. Aufgrund der derzeitigen Situation ist er in dieser Sache pessimistisch: „Wenn ich sehe, wie schwer sich Gemeinden mit wesentlich besseren Voraussetzungen, als wir sie haben, tun, kann ich mir nicht vorstellen, dass wir eine Ärztin oder einen Arzt finden werden. Wir werden uns diesbezüglich weiterhin bemühen, aber ich denke es wird schwierig werden.“

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben